Die Notenbank beliess das Zielband für den Referenzzins Dreimonats-Libor am Donnerstag bei minus 1,25 bis minus 0,25 Prozent. Banken müssen für ihre Sichtguthaben bei der SNB weiterhin einen Strafzins von 0,75 Prozent bezahlen. Darüber hinaus ist die Zentralbank bei Bedarf weiterhin zu Interventionen am Devisenmarkt bereit, um eine wirtschaftsschädliche Aufwertung des Frankens zu verhindern. Dieser hat sich in den vergangenen Monaten zwar abgeschwächt, ist aber aus Sicht der Währungshüter weiterhin hoch überbewertet. Ökonomen kommentieren die geldpolitische Lagebeurteilung der SNB wie folgt:
Maxime Botteron, Credit Suisse:
"Die Inflationsprognose ist ein frühes Signal dafür, dass die Nationalbank ihre Politik normalisieren will. Die SNB würde nicht wollen, dass die Inflation für längere Zeit über zwei Prozent liegt. Die SNB wird wahrscheinlich vor dem Jahr 2020 eine Zinserhöhung in Erwägung ziehen, um der Inflation entgegenzuwirken. Ich gehe derzeit davon aus, dass die SNB im ersten Quartal 2019 aufgrund der Leitzinserhöhungen der EZB mit Zinserhöhungen beginnen wird."
Niel Hartmann, Bantleon Bank:
"Die SNB erkennt die anhaltende Abwertung des Schweizer Franken gegenüber dem Euro (und in jüngster Zeit auch gegen den Dollar) offen an, dennoch ist der Schweizer Franken aus Sicht der SNB nach wie vor hoch bewertet. Die zwei Säulen der Geldpolitik – die Bereitschaft zu Devisenmarktinterventionen (sobald der Franken aufwertet) und die Negativzinsen – werden daher weiterhin als notwendig angesehen. Die Inflationsprognose für das Jahr 2018 hat die SNB erkennbar von 0,4 Prozent auf 0,7 Prozent angehoben. Bemerkenswert ist indes, dass der Wert für 2019 unverändert bei 1,1 Prozent belassen wurde. Damit gibt die SNB das klare Signal, gegenwärtig nichts an der Geldpolitik ändern zu wollen. Die Währungshüter wissen, dass es jetzt noch zu früh ist, Leitzins-Erhöhungsspekulationen zu wecken. Damit würde die SNB den Abwertungstrend des Schweizer Franken ganz schnell stoppen und die gewünschte Reflationierung zum Stillstand bringen. Mithin ist die SNB mit der aktuellen geldpolitischen Ausrichtung auf Kurs, ihr Inflationsziel zu erreichen, weshalb es gegenwärtig gar keinen Grund gibt, etwas zu ändern. Wir gehen weiterhin davon aus, dass die SNB nicht vor der EZB agiert und somit den Leitzins voraussichtlich erst Mitte 2019 zum ersten Mal (um 25 Basispunkte) anhebt (auf -0,50 Prozent)."
Karsten Junius, Bank J.Safra Sarasin:
"Die SNB räumt ein, dass sich die Überbewertung des Franken reduziert hat. Dies bedeutet aber auch, dass sie den Franken weiterhin als überbewertet ansieht. Das deutet nicht darauf hin, dass sie viel geldpolitischen Spielraum hat, da sie die Situation am Devisenmarkt weiterhin als fragil charakterisieren und die Schwäche des Franken damit erklärt, dass derzeit sichere Häfen nicht gesucht würden. Die Lage könnte sich aber rasch ändern. Die Erklärung der SNB macht deutlich, dass eine Veränderung in den kommenden Monaten nicht zu erwarten ist. Wir erwarten nicht, dass die SNB am Devisenmarkt intervenieren muss. Dies bedeutet nicht, dass ihre Bilanz schrumpft, sondern auf dem aktuellen hohen Niveau bleibt."
Thomas Gitzel, VP Bank Liechtenstein:
"Die SNB behält zum Jahresende ihren Kurs bei. Alles andere wäre eine große Überraschung gewesen. Eine vorweihnachtliche Bescherung für die Sparer bleibt aus. Schuldner können sich derweil weiterhin über das niedrige Zinsniveau freuen. Ein spürbarer Inflationsanstieg ist nicht in Aussicht. Die SNB kann deshalb getrost an ihrer Zinspolitik festhalten. Darüber hinaus gilt: Auch im kommenden Jahr werden die eidgenössischen Währungshüter weiterhin einen genauen Blick nach Frankfurt werfen. Je schneller die EZB ihre ultra-expansive Geldpolitik beendet, desto mehr Freiheitsgrade gewinnt die SNB zurück. Da aber die EZB nicht vor dem Jahr 2019 an der Zinsschraube drehen wird, sollte auch von der SNB im kommenden Jahr nicht allzu viel erwartet werden – selbst im Falle eines schnelleren Inflationsanstieges. Mit einer Zinserhöhung der SNB ist erst im Jahr 2019 zu rechnen. Und hierbei gilt: Alles unter der Maßgabe, dass es nicht zu einem unerwarteten Konjunktureinbruch kommt und die Finanzmärkte ruhig bleiben. Jegliches Störfeuer, sei es von Seite der Konjunktur oder von Seite der Finanzmärkte, rückt eine Zinserhöhung weiter in die Zukunft."
(Reuters)