Per Ende März habe Linde Verträge in dieser Höhe, etwa für Anlagen zur Gasverflüssigung, in Russland in den Büchern gehabt, teilte der amerikanisch-deutsche Konzern am Donnerstag bei Vorlage der Quartalszahlen mit. Von Sanktionen nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine seien im ersten Quartal bereits Projekte im Volumen von rund 350 Millionen Dollar betroffen gewesen oder seien voraussichtlich betroffen.

Linde hatte das Neugeschäft in Russland gestoppt und ist dabei, die Aktivitäten dort nach und nach zurückzufahren: Bestimmte Kunden würden nicht mehr beliefert, zumindest von einem Teil der Anlagen wolle man sich trennen. Für das zweite Halbjahr hat Linde keine Umsätze aus Russland mehr in seinen Planungen berücksichtigt.

Bisher ist das Geschäft von Linde aber nur zum Teil von den Sanktionen westlicher Staaten erfasst. Medizinische Gase wie Sauerstoff für Kranke und die Versorgung mit Erdgas wurde bisher ausgeklammert, auch weil Länder wie Deutschland davon abhängig sind. Am Umsatz von Linde mit Industriegas mache Russland rund ein Prozent aus, hiess es im Quartalsbericht, auch die Anlagen und Vermögenswerte in Russland lägen in dieser Grössenordnung. Hier fürchtet Linde bei weiteren Sanktionen auch Abschreibungen und andere Belastungen - etwa Vertragsstrafen. Das Geschäft in der Ukraine sei unwesentlich.

Im ersten Quartal schlug sich der Krieg in der Ukraine kaum in den Geschäftszahlen nieder. "Das Geschäftmodell liefert in jedem Umfeld Ergebnisse", sagte der neue Vorstandschef Sanjiv Lamba. "Es zeigt sich im Abschwung widerstandsfähig und bringt deutliches Wachstum, wenn es wieder aufwärts geht." Linde erhöhte sogar die Prognose für das Gesamtjahr. Der Konzern mit Firmensitz in Woking bei London erwartet nun einen bereinigten Gewinn aus dem laufenden Geschäft von 11,65 bis 11,90 (bisher 11,55 bis 11,80) Dollar je Aktie. Das wären neun bis elf Prozent mehr als 2021.

Von Januar bis März übertraf Linde mit einem um die Effekte aus der Fusion von Praxair und Linde bereinigten Gewinn aus dem laufenden Geschäft von 1,5 Milliarden Dollar das Vorjahresniveau um 14 Prozent. Der bereinigte Gewinn je Aktie lag mit 2,93 Dollar über der eigenen Prognose von 2,70 bis 2,80 Dollar - und so hoch wie noch nie. Im laufenden zweiten Quartal sollen es 2,90 bis 3,00 Dollar werden, das wäre ein Plus von sieben bis elf Prozent. Der Umsatz stieg um 13 Prozent auf 8,21 Milliarden Dollar, etwa zwei Drittel des bereinigten Zuwachses waren auf Preiserhöhungen zurückzuführen. Am stärksten fiel das Plus in Europa aus, wo der Umsatz um 19 Prozent über Vorjahr lag. Dabei gingen die Volumina im Vergleich zum Schlussquartal 2021 sogar zurück, die Preise stiegen aber um fünf Prozent.

(Reuters)