Jahrelang warnte der ehemalige Schachweltmeister Garry Kasparow vor dem russischen Präsidenten Vladimir Putin. Und wie viele andere Warner sah sich Kasparow nach dem Angriffskrieg Putins gegen die Ukraine bestätigt. "Es ist ziemlich tragisch, recht gehabt zu haben", sagte er in einem Interview kürzlich.
Kasparow will den Krieg in der Ukraine nicht in Zusammenhang mit dem Schachspiel sehen. "Im Schach geht es schwarz gegen weiss. In der Ukraine geht es dagegen um Freiheit, Leben und Liebe auf der einen Seite und um Tyrannei, Tod und Hass auf der anderen Seite", sagte Kasparow in seiner Rede am Institutional Money Kongress in Wiesbaden am Donnerstagmorgen. "Wenn Russland gewinnt, verlieren wir alle und das wird Konsequenzen haben. Gewinnt die Ukraine, haben wir einen Chance für einen Neustart", so Kasparow weiter. Die Welt werde nach dem Krieg anders sein.
Kasparow, geboren 1963 im aserbaidschanischen Baku, war mit 22 Jahren der jüngste Schachweltmeister aller Zeiten. Er behielt den Titel von 1985 bis 1993. Nach der Schachkarriere und mit dem Zerfall der Sowjetunion wurde Kasparow politischer Aktivist, der sich für die Demokratie in Russland einsetzte. Seinem oppositionellen Bündnis "Das andere Russland" wurde allerdings vom Kreml die Zulassung zu Wahlen immer verwehrt. Nach zunehmender staatlicher Repression nahm Kasparow 2014 die kroatische Staatsbürgerschaft an.
"Warum habe ich jahrelang vor Putin gewarnt? Weil ich ihm und seiner Propaganda zugehört habe, und weil KGB immer KGB bleibt", sagte Kasparow in seiner Rede in Anspielung auf Putins Geheimdienstvergangenheit.
Kasparow zeigte anhand von Tabellen und Zahlen auf, wie Putin jahrelang den Krieg vorbereitet haben soll. Etwa durch die Verstärkung der Inland-Propaganda gegen die Ukraine. Oder mit der Anhäufung der Goldreserven Russlands, die sich seit 2010 etwa verachtfacht hätten.
"Ich weiss nicht, wie dieser Krieg ausgehen wird. Aber es gibt keinen Kompromiss. Ich bin Optimist. Und wir müssen kämpfen", schloss Kasparow seine Rede.