Am Freitag ist Frauenstreiktag. Landesweit kämpfen Frauen für ihre Rechte und berechtigte Anliegen. Doch während am Samstag der Streik wieder zu Ende ist, ist er anderswo ein Dauerstreik: Beim Interesse der Frauen für Finanzen und Geld.
Steuererklärung ausfüllen? Geb ich lieber einem Kollegen. Geld anlegen? Hat Vater schon immer besser gekonnt. Langfristige Finanzplanung? Mein Mann kriegt das schon hin. Dass Frauen tendenziell weniger Interesse für Finanzfragen haben, ist keine blosse Behauptung. Auch Helena Trachsel, Leiterin der Fachstelle für Gleichstellung des Kantons Zürich, muss festellen: Faire Löhne, Lohngleichheit, Lohnverhandlungen - das ist nicht Sache der Frauen.
Zahlen dazu gefällig? In einer Umfrage der UBS wurden 3700 wohlhabende Frauen in neun Ländern nach Geld- und Finanzthemen befragt. Verheiratete, Geschiedene und Verwitwete. 69 Prozent der befragten Schweizer Frauen überlassen demnach ihre langfristigen Finanzentscheide lieber ihrem Partner, andere Länder einbezogen sind es immer noch 58 Prozent.
Man könnte nun glauben, dass vor allem ältere Frauen mit konservativerem Weltbbild hier den Ausschlag gegeben haben. Bricht man bei dieser Umfrage aber das Alterssegment der 20- bis 34-jährigen Frauen heraus, dann überlassen noch immer erstaunliche 59 Prozent den Lead bei Finanzfragen dem Partner. Es geht noch deutlicher: In derselben UBS-Befragung finden 81 Prozent der Frauen, dass sich ihr Partner besser bei langfristigen Finanzangelegenheiten auskenne als sie selber.
Dieses Desinteresse kann böse Folgen haben. Frauen haben meist schlechtere Voraussetzungen bezüglich Vorsorge. Das liegt an den tieferen Beschäftigungsgraden und Erwerbsunterbrüchen bei Frauen aufgrund von Pausen für Kinderbetreuung. Frauen über 50 finden öfter keine Arbeit mehr oder können nur Teilzeit arbeiten. Die Folgen sind tiefere Renten, die vor allem geschiedene und alleinstehende Frauen treffen.
Doch warum dieses geringere Interesse von Frauen bei Geld, Anlagen und Finanzen? Die Frage hat schon viele Leute beschäftigt. Aber gerade beim Thema Geld und Finanzen ist das traditionelle Rollendenken noch am hartnäckigsten verankert. Pikant auch: Gleichstellungsexpertin Helena Trachsel stellt bei Frauen einen "gewissen Mangel an Ehrgeiz, aber auch an Fantasie" fest, wenn sich Frauen ungeachtet hoher Scheidungsraten auf eine Situation einlassen, die sie später oft mit Armut büssen.
Die Lösung mag banal klingen: Kinder und Jugendliche - weiblich wie männlich - müssen sich Finanz- und Vorsorgewissen bereits in der Schule aneignen. Dieses Wissen würde nicht nur die Gleichstellung fördern. Die Ausbildung hätte auch einen volkswirtschaftlichen Nutzen.