Stand Dienstagabend gab es 54 bestätigte Fälle in der Schweiz und bei zusätzliche 39 Fällen sei der Ersttest positiv gewesen, sagte Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Mittwoch vor den Medien in Bern. Dazu kämen 200 Verdachtsfälle.
"Sie sehen, die Zahlen steigen nun rasant. Wir sind bereits nahe an der Hunderter-Grenze", so der BAG-Experte. "Die Lage ist ernst und wird immer ernster".
Es gebe keinen Grund zur Panik, doch die Lage sei ernst und werde immer ernster, betonte Koch. Besonders gefährlich sei das Coronavirus für ältere Menschen. Laut Koch steigt die Mortalität ab 65 Jahren rasch an.
Neue Fälle in verschiedenen Kantonen
In der Schweiz seien aktuell vor allem 20- bis 40-Jährige betroffen. Das seien jene Personengruppen, die reisten und viele soziale Kontakte hätten, erklärte Koch. Deshalb gebe es in der Schweiz noch kaum schwere Fälle. Laut Koch ist es aber "unwahrscheinlich, dass wir in der Schweiz keine Todesfälle haben werden".
Am Mittwoch wurden weitere Fälle von Infizierten von kantonalen Behörden mitgeteilt. So hat sich ein Tessiner Schüler in der Lombardei mit dem Coronavirus infiziert. In der Zollstelle Chiasso Strada hat sich eine Person der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) mit dem Coronavirus infiziert. Damit stieg die Zahl der Infizierten im Tessin auf 15.
Im Kanton Waadt gibt es fünf weitere Coronavirus-Infektionen. Eine Frau und vier Männer im Alter zwischen 33 und 78 Jahren sind positiv auf das Virus getestet worden. Der Kanton Schwyz meldete drei Infektionen, darunter auch einen Arzt der Seeklinik Brunnen. Im Kanton St. Gallen wurde das Virus bei einer jungen Frau nachgewiesen. Sie ist der erste Fall im Kanton. Eine siebte Person ist im Kanton Aargau am Coronavirus erkrankt. Und im Kanton Zürich gab es einen zehnten Fall: Eine infizierte Person liege im Kantonsspital Winterthur, teilte das Spital mit. Im Kanton Bern sind bei zwei weiteren Personen wahrscheinliche Corona-Ansteckungen festgestellt worden.
Schliesst Italien alle Schulen?
Italien schliesst wegen der Verbreitung des neuartigen Coronavirus alle Schulen und Universitäten im Land. Sie blieben von Donnerstag an bis 15. März geschlossen, sagte Schulministerin Lucia Azzolina am Mittwoch. Bisher waren vor allem in Norditalien die Schulen geschlossen, weil das Virus dort besonders umgeht. Ein Regierungssprecher erklärte, dass auch die Unis geschlossen bleiben sollen.
Italien ist in Europa das am schwersten von der Lungenkrankheit Covid-19 betroffene Land. Bis Mittwoch zählten die Behörden 107 Tote. Insgesamt haben sich fast 3100 Menschen mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert, teilte der Zivilschutz mit. Viele sind jedoch auch schon wieder genesen. Italien hat dennoch ganze Gebiete abgeriegelt.
Die Zahl der Corona-Infektionen in Grossbritannien steigt derweil sprunghaft. Sie legte binnen eines Tages um 34 auf 85 zu, wie aus Daten des Gesundheitsministeriums hervorgeht. Es ist der bislang größte Anstieg in Grossbritannien an einem Tag.
240 Fälle von Coronavirus in Deutschland
Die Zahl der Coronavirus-Fälle in Deutschland steigt auf 262. Das teilt das Robert-Koch-Institut am Mittwochnachmittag mit. Am Vortag hatte das Institut 196 Fälle gezählt. Die meisten Erkrankungen wurden demnach in Nordrhein-Westfalen registriert.
Die Zahl der Toten durch das neue Coronavirus in China ist derweil erneut um 38 gestiegen. Damit sind in Festlandchina bereits 2981 Todesfälle zu beklagen. Das berichtete die nationale Gesundheitskommission am Mittwoch in Peking. Ausserdem wurden 119 Infektionen neu nachgewiesen.
Die Gesamtzahl der Ansteckungen in der Volksrepublik seit Beginn der Epidemie im Dezember klettert damit auf offiziell 80'270. Von ihnen haben knapp 50 000 die Krankenhäuser wieder verlassen. Experten gehen allerdings von einer hohen Dunkelziffer aus. Die überwiegende Zahl der neu bestätigten Infektionen und Todesfälle in der offiziellen Statistik gab es wieder in der schwer betroffenen Provinz Hubei in Zentralchina, wo das Sars-CoV-2 genannte Virus seinen Ausgang genommen hat. In der seit Ende Januar abgeschotteten Krisenregion sind bislang allein mehr als 67 000 Fälle registriert und 2871 Tote durch die Covid-19-Lungenkrankheit gemeldet.
Mit der Ausbreitung des Virus in anderen Ländern wächst in China die Angst vor einer Einschleppung durch Reisende aus dem Ausland. Acht Chinesen, die aus der norditalienischen Stadt Bergamo in der schwer betroffenen Lombardei zurückkehrten, sind im chinesischen Landkreis Qingtian in der ostchinesischen Provinz Zhejiang positiv getestet worden, wie das Wirtschaftsmagazin "Caixin" berichtete.
Die Chinesen seien heimgekehrt, weil ihr Restaurant in Bergamo seit dem Ausbruch des Virus in Norditalien nicht mehr lief. Rund 100 000 Chinesen aus Qingtian lebten nach Einschätzung der örtlichen Regierung in Italien. Die Behörden versuchten, sie trotz der Epidemie in Italien von einer Heimkehr abzubringen.
Mehrere chinesische Städte und Regionen wie Peking, Shanghai oder die Südprovinz Guangdong verlangen von Reisenden aus schwer betroffenen Ländern wie Italien, Südkorea, Iran oder Japan, nach der Landung 14 Tage in Quarantäne entweder überwacht zuhause, in einem besonderen Hotel oder in speziellen Zentren zu verbringen. Vielfach ordnen auch lokale Behörden einfach eine solche Isolation an.
(cash/AWP/Reuters/SDA)