"Eine modernere Kreislaufwirtschaft wird uns weniger abhängig von anderen machen und unsere Widerstandsfähigkeit stärken", sagte EU-Kommissions-Präsidentin Ursula von der Leyen vor EU-Abgeordneten in Brüssel. "Dies kommt nicht nur unserer Wirtschaft und unserer Umwelt zugute, sondern verringert auch die Abhängigkeit, weil Lieferketten diverser und kürzer werden."

Engpässe und Hindernisse im weltweiten Warenhandel während der Pandemie - von Lebensmitteln bis zu medizinischen Hilfsgütern - haben die EU alarmiert und deutlich gemacht, dass die Region, in der nur wenige Rohstoffe produziert werden, übermässig auf Lieferungen aus dem Ausland angewiesen ist. Vorschläge zur Entwicklung von Kreislaufwirtschaftsregeln, die Unternehmen zur Schonung von Ressourcen und zum Recycling von Materialien verpflichten, haben daher möglicherweise zusätzliche Impulse erhalten.

Lehre aus der Krise

"Investitionen in bahnbrechende Innovationen, erneuerbare Energien, sauberen Verkehr, nachhaltige Lebensmittel und Naturschutz werden eine noch grössere Rolle spielen als bisher", sagte von der Leyen. "Dies ist die Lehre, die wir aus dieser Krise ziehen müssen."

Auch wenn es für die EU unrealistisch ist, sich nur aus eigenen landwirtschaftlichen Quellen ernähren zu wollen oder ihre Schwerindustrie selbst mit allen benötigten Materialien zu versorgen, könnten Kreislaufwirtschafts-Gesetze europäische Unternehmen dazu zwingen, effizienter mit Ressourcen umzugehen. Die EU-Handelsminister haben am Donnerstag bei einer Telefonkonferenz darüber debattiert, wie die „strategische Autonomie" des Blocks vorangebracht werden kann.

"Wir müssen uns überlegen, wie wir auf der Grundlage einer Diversifizierung belastbare Lieferketten aufbauen können, und dabei die Tatsache anerkennen, dass wir nicht alles vor Ort herstellen können", sagte EU-Handelschef Phil Hogan bei der Konferenz.

Green Deal

EU-Vertreter in Brüssel und mehrere Regierungen haben versichert, dass die Viruskrise und die drohende Rezession das Bestreben der Region, bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent der Welt zu werden, nicht beeinträchtigen werden. Länder wie Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich und Spanien haben sich zusammengeschlossen, um Konjunkturmassnahmen mit der Unterstützung des ehrgeizigen "Green Deal" des Blocks zu verknüpfen.

Die Bemühungen, die Pandemie hinter sich zu lassen, sollten einen Beitrag dazu leisten, die umweltschädliche Infrastruktur durch saubere Lösungen zu ersetzen, den Verkehr zu elektrifizieren und fossile Brennstoffe zu reduzieren, schrieb EU-Kommissar für Klimaschutz Frans Timmermans in einem Artikel mit Bertrand Piccard, dem Schweizer Unternehmer und Piloten, der die Welt in einem solarbetriebenen Flugzeug umrundete.

Europa diskutiert Notfallmassnahmen im Wert von mehr als einer halben Billion Euro, um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie abzufedern, die zu Flugausfällen, Fabrikschliessungen und harten Einschränkungen des öffentlichen Lebens geführt hat. Die EU-Staatschefs haben in einem Paket zur Wiederankurbelung der Wirtschaft einen grünen Schwerpunkt versprochen.

(Bloomberg)