Transparenz, niedrige Kosten und Risikostreuung: ETF (Exchange Traded Funds) bieten viele Vorteile gegenüber anderen Anlageformen. Diese auch als "passive Fonds" bezeichneten Anlageprodukte bilden oft ein breites Band an Aktien ab, wie etwa einen Börsenindex à la SMI, Dax oder S&P 500. Aber auch Investitionen in Rohstoffe oder gar Shorts sind möglich.
Obwohl sich 2022 beinahe alle Börsen in einem Abwärtstrend wiederfinden und sich auch Anlegerinnen und Anleger mit Investitionen in passive Fonds mit Verlusten abgeben müssen, gibt es ETF mit hohen Kursrenditen. cash.ch hat die 20 bestperformenden ETF seit Jahresbeginn in der untenstehenden Tabelle zusammengetragen. Zur Vereinfachung und Übersicht wurde pro Basiswert jedoch nur ein ETF berücksichtigt. Zudem ist die Gesamtrendite seit Jahresbeginn angegeben, was allfällige Dividendenzahlungen einschliesst.
Short-ETF auf Schwellenländer-Aktien als grosser Gewinner
Angeführt wird die Tabelle von "WisdomTree Emerging Markets 3x Daily Short" (ISN: IE00BYTYHM11), der im bisherigen Jahresverlauf eine Gesamtrendite von 87 Prozent erzielt hat. Das Ziel dieses ETF ist, vom Wertverlust der Futures auf den MSCI Emerging Markets Index über einen Dreifach-Hebel zu profitieren. Sinkt der Basiswert um 1 Prozent, steigt der ETF um 3 Prozent und vice versa. Es ist eine Wette mit Hebelwirkung auf fallende Märkte in 24 Schwellenländern von Griechenland bis Thailand: Deren Aktienmärkte haben im laufenden Jahr mehrheitlich unter dem erstarkten Dollar gelitten.
Investoren, die an diesem ETF interessiert sind, sollten ihre Anlage generell nur für kurze Zeitperioden tätigen. Denn es fallen Rollkosten an, wenn von einem Kontrakt auf den nächsten umgestellt wird. Zudem muss man sich dessen bewusst sein, dass diese ETF die Performance des Basisindex nicht ideal wiedergeben. Der Ein- und Ausstieg ist daher sehr anspruchsvoll.
Zwei weitere Short-ETF auf Aktien befinden sich unter den Topperformern: Der "Xtrackers S&P 500 2x Inverse Daily Swap UCITS ETF" auf den US-Index S&P 500 (ISIN: LU0411078636) und der "Lyxor Daily ShortDAX x2 UCITS ETF" auf den deutschen Dax (ISIN: FR0010869495 ). Alle drei sind Short-ETF. Sie haben gemeinsam, dass die Gesamtkostenquote mit 0,6 bis 0,99 Prozent sowie auch die Volatilität relativ hoch sind. Sie bleiben aber als Anlageobjekt auch in den kommenden Monaten interessant, da der Abwärtsdruck an den weltweiten Börsen wegen der steigenden Zinsen anhalten wird.
ETF | Anlageschwerpunkt | Gesamtrendite seit Jahresbeginn | Gesamtkostenquote |
WisdomTree Emerging Markets 3x Daily Short | Aktien-Short (Schwellenländer) | +87 Prozent | 0,99 Prozent |
Xtrackers MSCI USA Energy UCITS ETF | Energie-Aktien (USA) | +69 Prozent | 0,12 Prozent |
iShares S&P 500 Energy Sector UCITS ETF USD (Acc) | Energie-Aktien (USA) | +64 Prozent | 0,15 Prozent |
iShares Oil & Gas Exploration & Production UCITS ETF USD (Acc) | Energie-Aktien (USA) | +56 Prozent | 0,55 Prozent |
Xtrackers MSCI World Energy UCITS ETF | Energie-Aktien (Welt) | +53 Prozent | 0,25 Prozent |
Xtrackers S&P 500 2x Inverse Daily Swap UCITS ETF | Aktien-Short (USA) | +50 Prozent | 0,7 Prozent |
Invesco Morningstar US Energy Infrastructure MLP UCITS ETF (Dist) | Infrastruktur-Aktien (USA) | +47 Prozent | 0,5 Prozent |
Lyxor MSCI Turkey UCITS ETF | Aktien (Türkei) | +47 Prozent | 0,45 Prozent |
L&G Multi-Strategy Enhanced Commodities UCITS ETF | Rohstoffe | +44 Prozent | 0,3 Prozent |
L&G US Energy Infrastructure MLP UCITS ETF | Infrastruktur-Aktien (USA) | +40 Prozent | 0,25 Prozent |
Invesco Bloomberg Commodity ex-Agriculture UCITS ETF | Rohstoffe | +38 Prozent | 0,19 Prozent |
Lyxor Daily ShortDAX x2 UCITS ETF | Aktien-Short (Deutschland) | +34 Prozent | 0,6 Prozent |
HANetf Alerian Midstream Energy Dividend UCITS ETF | Energie-AKtien (USA und Kanada) | +32 Prozent | 0,4 Prozent |
Lyxor Bund Daily (-2x) Inverse UCITS ETF | Anleihen-Short (Deutschland) | +31 Prozent | 0,2 Prozent |
iShares MSCI Brazil UCITS ETF (DE) | Aktien (Brasilien | +30 Prozent | 0,33 Prozent |
Lyxor MSCI Indonesia UCITS ETF | Aktien (Indonesien) | +27 Prozent | 0,45 Prozent |
Amundi MSCI Europe Energy UCITS ETF | Energie-Aktien (Europa) | +26 Prozent | 0,25 Prozent |
Invesco Solar Energy UCITS ETF | Solar-Aktien (Welt) | +24 Prozent | 0,69 Prozent |
SPDR Bloomberg Barclays 1-3 Month T-Bill UCITS ETF (Acc) MXN-Hedged | Anleihen-Short (USA) | +22 Prozent | 0,1 Prozent |
Amundi MSCI Em Latin America UCITS ETF | Aktien (Lateinamerika) | +21 Prozent | 0,2 Prozent |
Daten: Bloomberg / Stand Dienstagnachmittag, 20. September 2022.
Energie-ETF dominieren die Topperformer
Die Plätze zwei bis sechs im ETF-Performance-Raking werden von Energie-ETF belegt. Neben der steigenden Inflation hat zu Beginn des Jahres der Ausbruch des Ukraine-Kriegs die Preise für Öl und Gas in die Höhe getrieben und den Mineralölkonzernen Rekordgewinne beschert. Diese fliessen in Form von erhöhten Dividenden und Aktienrückkaufprogrammen an das Aktionariat zurück. Die meisten Höchststände dieser ETF stammen dabei aber aus dem Juni. Seitdem ist die Performance wegen der konjunkturbedingten Korrektur beim Erdölpreis rückläufig.
Eine Ausnahme von der Regel bildet der "Invesco Morningstar US Energy Infrastructure MLP UCITS ETF (Dist)", der nur geringfügig unter den Jahreshöchstständen handelt (ISNI: IE00B8CJW150). Dieser passive Fonds zielt darauf ab, die Entwicklung des Morningstar MLP Composite Index abzubilden. Der Referenzindex ist repräsentativ für Energie-MLPs (Master Limited Partnerships), die in den USA gehandelt werden. MLPs sind steuerbegünstigte und renditeorientierte börsennotierte US-Unternehmen, die hauptsächlich Transport und die Lagerung von Rohöl und Erdgas tätig sind.
Doch nicht nur Erdöl und Gas bieten Kursrenditen: Solarstrom gilt inzwischen als wettbewerbsfähigste nachhaltige Energieform. Die hochgeschossenen Energiepreise haben den Erfolgskurs der Solar-Branche nochmals intensiviert, was dem Branchen-ETF "Invesco Solar Energy UCITS ETF" eine Gesamtrendite von 24 Prozent seit Jahresbeginn beschert hat (ISIN: IE00BM8QRZ79). Im Fonds sind Unternehmen enthalten, die einen wesentlichen Teil ihrer Einnahmen aus der Herstellung von Solarstromanlagen, Wechselrichtern oder Energiespeichersystemen erzielen.
Von Türkei bis Indonesien: Es gibt auch 2022 steigende Börsen
Mit dem "Lyxor MSCI Turkey UCITS ETF" schafft es aber auch ein ETF auf türkische Aktien auf die vorderen Plätze (ISIN: LU1900067601). Die Rallye am türkischen Aktienmarkt, wegen dem der ETF seit Anfang Jahr 47 Prozent an Wert gewonnen hat, wird hauptsächlich von inländischen Anlegern getragen. Türkinnen und Türken versuchen, sich mit Aktien gegen die hohe Inflation von zuletzt 80 Prozent auf Jahressicht abzusichern.
Neben der Türkei befinden sich aber auch brasilianische und indonesische Aktien im Aufwind: Der "iShares MSCI Brazil UCITS ETF (DE)" gewinnt 30 und der "Lyxor MSCI Indonesia UCITS ETF" 27 Prozent (ISIN: DE000A0Q4R85 und LU1900065811). Beide Länder haben etwas, was insbesondere Europa dringend braucht: Rohstoffe. Neben Palmöl exportiert Indonesien auch Kohle oder Flüssigerdgas. Brasilien ist der grösste Lieferant von Eisen und anderen Industriemetallen, exportiert aber auch Erdöl. Ein weiterer Wirtschaftspfeiler ist der Export von Lebensmitteln wie Kaffee, Kakao, Zucker und vor allem Soja.
"Die Inflation ist langanhaltend, nicht vorübergehend", schreiben die Strategen der Bank of America unter der Führung von Michael Hartnett in einer kürzlich verfassten Notiz. Sie berufen sich dabei auf Lohnerhöhungen, niedrige strategische Ölreserven, der Versuch von Regierungen, die Energiepreise zu deckeln und Versorgungsbetriebe zu verstaatlichen oder europäische Steuerpakete und steigende Militärausgaben.
Selbst Anleihen bieten Rendite
Anstatt indirekt über Brasilien, Indonesien oder Energieaktien an hochbleibenden oder gar steigenden Rohstoffpreisen zu partizipieren, bietet sich auch ein Investment in ein Rohstoff-ETF an. Mit einer Gesamtrendite von bis zu 44 Prozent befinden sich mit "L&G Multi-Strategy Enhanced Commodities UCITS ETF" und "Invesco Bloomberg Commodity ex-Agriculture UCITS ETF" gleich zwei passive Fonds dieser Art unter den Topperformern (ISIN: IE00BFXR6159 und IE00BYXYX521).
Die hohe Inflation führt auch dazu, dass Notenbanken weltweit ihre Leitzinsen anheben. Als Folge sind die Renditen von Staatsanleihen gestiegen, was deren Kurs gedrückt hat. Von dieser Entwicklung profitiert hat der "Lyxor Bund Daily (-2x) Inverse UCITS ETF", der eine doppelte Short-Position in ein Euro-Bund-Future eingeht(ISIN: FR0010869578). Der Euro-Bund-Future ist ein standardisierter Terminkontrakt auf eine idealtypische langfristige Schuldverschreibung von Deutschland.