Am Donnerstag veröffentlichte die Credit Suisse ihren Vergütungsbericht für das Geschäftsjahr 2020. Der gesamte Bonus-Pool für die Belegschaft reduzierte sich um 7 Prozent auf 2,95 Milliarden Franken. Die Gesamtentschädigung der 13 Mitglieder umfassenden CS-Geschäftsleitung belief sich auf 68,4 Millionen nach 77,4 Millionen im Jahr davor. Die Zahlen fielen also ein wenig tiefer aus als 2019.
Ein Bonus-Pool von rund 3 Milliarden Franken - an solche Summen hat sich die breite Öffentlichkeit eigentlich schon gewöhnt. Auch viele Investoren sind diesbezüglich schon abgehärtet - obwohl der Aktienkurs und der erwirtschaftete Reingewinn der Credit Suisse in keinem Verhältnis steht zu den Vergütungen, welche die Bank Jahr für Jahr auszahlt.
Das findet auch Marc Possa. Der Schweizer Fondsmanager hat sich die Mühe gemacht, die aggregierte Lohnsumme der Credit Suisse in den letzten 19 Jahren dem Gewinn und der Entwicklung des Aktienkurses gegenüberzustellen. Er hat dies in einem Tweet veröffentlicht:
Die Credit-Suisse hat die letzten 19 Jahre (seit 2002) eine aggregierte Lohnsumme (inkl. Boni) von CHF 238.5 Mrd ausbezahlt, dagegen waren die Nettogewinne gerade mal CHF 40.6 Mrd. und der Kursverlust für die Aktionäre -82.4% bzw. Total Return von -69.9%. Value Added?
— Marc Possa (@MarcPossa) March 18, 2021
Das Resultat: Die Credit Suisse hat seit 2002 Löhne in der Höhe von 238,5 Milliarden Franken ausbezahlt (inklusive Bonifikationen). Dem steht ein zusammengezählter Nettogewinn von lediglich 40,6 Milliarden Franken gegenüber - also fast sechsmal weniger als die Löhne. Ebenfalls im gleichen Zeitraum beträgt der Kursverlust für die Aktionäre 82 Prozent beziehungsweise ein Minus von rund 70 Prozent "Total Return".
Tweet-Verfasser Marc Possa, der seit zehn Jahren für das Portfoliomanagement des mehrfach ausgezeichneten Small- und Mid-Caps-Fonds "SaraSelect" verantwortlich ist, stellt am Schluss seines Zahlenvergleichs sarkastisch die Frage: "Value Added?"
Sein Tweet wird auf Twitter vielfach geliked und retweeted – und löst harsche Kommentare aus. "Das ist der Grund, warum langfristig orientierte Anleger getrost einen weiten Bogen um Bankaktien machen können. Auch in Zukunft", schreibt etwa Matthias Geissbühler, Anlagechef von Raiffeisen.
Christoph Ritschard, ehemaliger Bankanalyst und Fondsmanager, doppelt in einem Tweet nach: "Mich erstaunt vor allem die Gleichgültigkeit der Kunden von solch unmoralischen Banken, welche diese Abzockerei weiterhin finanzieren".
Wohl ermutigt durch die Resonanz seines CS-Tweets hat Fondsmanager Possa auch die Bilanz des Konkurrenten UBS ausgerechnet. Die sieht zwar etwas besser aus, aber keineswegs – sagen wir mal – aktionärsfreundlich. Einer aggregierten Lohnsumme von 345 Milliarden Franken seit 1998 steht eine Reingewinnsumme von 64 Milliarden Franken gegenüber. Total Return: minus 31 Prozent. Unerwähnt blieb im Tweet, dass die UBS zwischendurch von der öffentlichen Hand gerettet werden musste.
Auch bei der UBS verdreifachten sich die Gesamtlohnbezuege von 6.785Mrd. (1998) auf 21.282 (2007) um sich danach ergebnisunabhaengig auf ca. 16 Mrd p.a. zu stabilisieren. Aggr. Lohnsumme seit 1998 344.5 Mrd., Net Profits 64.3 Mrd., -30.5% (TR)
— Marc Possa (@MarcPossa) March 19, 2021