Bis Sonntagnachmittag waren gemäss Angaben des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) mindestens 22 Ansteckungsfälle in 11 Kantonen vom Referenzlabor in Genf offiziell bestätigt. Alle diese Personen seien isoliert, enge Kontaktpersonen informiert. Getestet worden seien bisher mehr als 1100 Verdachtsfälle.

Erste bestätigte Infektionen meldeten über das Wochenende die Kantone Bern, Wallis, Baselland und Freiburg. Erstmals wurden laut dem kantonalbernischen Führungsorgan nach Rücksprache mit dem BAG zwei Schulklassen und ihre Lehrkräfte für 14 Tage unter Quarantäne gestellt. Zuvor war eine 21-jährige Absolventin der Technischen Fachschule Biel positiv getestet worden. Von der Quarantäne betroffen sind insgesamt 54 Personen.

Im Kanton Freiburg wurde ein 30-jähriger Mann aus dem Greyerzbezirk, der vor Wochenfrist aus der Lombardei zurückgekehrt war, positiv getestet. Neun Personen aus dessen Umfeld wurden zu Hause unter Quarantäne gestellt. Ein Luxushotel in Bad Ragaz SG hat vorsichtshalber fünf Mitarbeitende beurlaubt, die in engem Kontakt mit einem Gast standen, der später im Kanton Zürich positiv getestet wurde.

Angesicht der steigenden Verdachtsfälle gab der Genfer Kantonsarzt am Sonntag bekannt, auf ein tägliches Update der Fallzahlen zu verzichten.

Daniel Koch, Leiter Übertragbare Krankheiten beim BAG, schätzte die Lage in Italien am Samstag vor den Medien als "beunruhigend" ein, es müsse von einer grossen Dunkelziffer ausgegangen werden. Dies bedeute für die Schweiz, dass die Situation auch hier bald "ausser Kontrolle" geraten könnte. Das Virus werde sich weiter ausbreiten und man werde die Ansteckungsketten verlieren. Deshalb gelte es, mit den Ressourcen haushälterisch umzugehen.

Man werde sich künftig auf die schweren Fälle konzentrieren. Von den leichten Fällen sei deshalb sehr viel Selbstdisziplin verlangt. "Wir werden es nicht schaffen, über längere Zeit jeden Fall, der hustet, vollständig zu testen und zu isolieren", so Koch. Die Produkte für Labor-Tests würden allmählich knapp.

Die Zahl der bestätigten Infektionen mit dem neuen Coronavirus ist in Deutschland deutlich gestiegen. Bis Sonntagvormittag wurden in Deutschland nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) 117 Coronavirus-Infektionen nachgewiesen. Bis Samstagvormittag waren es erst 66 nachgewiesene Infektionen.

 

Südkorea sehr stark betroffen

In Südkorea stieg die Zahl der nachgewiesenen Covid-19-Infektionen am Wochenende um knapp 1400 Fälle. Nach 813 Fällen am Samstag zählten die Zentren für Krankheitskontrolle und Prävention im Verlauf des Sonntags 586 weitere Menschen hinzu, die sich mit dem neuartigen Coronavirus angesteckt haben. Damit wurden bisher 3736 Menschen positiv auf das Virus getestet - so viele wir nirgendwo sonst ausserhalb Chinas. Mit dem Virus werden in Südkorea bislang 18 Todesfälle in Verbindung gebracht.

Die Mehrzahl der neuen Fälle am Sonntag konzentriert sich weiter auf die südöstliche Millionen-Stadt Daegu und die umliegende Region. Allein 469 der neuen Infektionen wurden in Daegu diagnostiziert. Dort gibt es die grösste Anhäufung von Fällen unter Anhängern der christlichen Sekte Shincheonji-Kirche Jesu, die auch Verbindungen nach China hat.

In China sind weitere 35 Menschen an der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. Wie die Pekinger Gesundheitskommission am Sonntag mitteilte, wurden fast sämtliche Todesfälle und neue Erkrankungen in der besonders schwer betroffenen und weitgehend abgeriegelten Provinz Hubei registriert. 

(sda/ch/reuters)