Der Coronavirus ist in Europa angekommen. In nur 24 Stunden hat sich die Zahl der bestätigten Coronavirus-Ansteckungen in Italien auf 153 verdoppelt. In vielen Gegenden in Norditalien steht das öffentliche Leben praktisch still. In der Lombardei wurden zehn Gemeinden in der Provinz Lodi zu Sperrzonen erklärt. Sie liegen in der Nähe des Finanzzentrums Mailand, der zweitgrössten Stadt Italiens.

Die Aktienmärkte haben in Europa und den USA bisher im Gegensatz zum sinkenden Ölpreis oder den "sicheren Häfen" Gold oder Franken kaum reagiert. "Es ist durchaus möglich, dass der Coronavirus stärkere Auswirkungen hat als aktuell in den Aktienmärkten gespiegelt", schreibt die St. Galler Kantonalbank in einer Studie vom Montagmorgen. Wenn sich seine Verbreitung beschleunige und die Zahl der Infektionen zunehmen würde, wenn andere Länder immer stärker betroffen wären und Quarantänemassnahmen ergreifen müssten, wären die ökonomischen Auswirkungen tiefgreifend, heisst es weiter. Produktionsausfälle wären die Folge, die das Produkteangebot deutlich verknappen könnten.

"Diese Konstellation könnte über Preissteigerungen auch Auswirkungen aufs Zinsgefüge haben. Aktuell sinken die Zinsen, weil die Anleger Sicherheit suchen. Im Falle einer Inflationsbeschleunigung würden die Zinsen steigen und die Notenbanken kämen in einen Zielkonflikt", so die St. Galler KB. Bei steigenden Zinsen und schwächerer Konjunktur wäre ein Bärenmarkt die Folge. Allerdings bräuchte es für einen "Inflationsschock" einen starken und ausdauernden Angebotsengpass. "Eine solche Entwicklung erscheint uns aktuell unwahrscheinlich. Wir rechnen nicht mit einem Eintreffen des 'Worst Case', so die St. Galler KB.

Bremsspruren erst in den Februar- und Märzzahlen

Die Schweiz könnte den Virus in tieferen Exporten spüren, beispielsweise bei den Uhrenexporten, weil Hongkong und China neben den USA zu den drei wichtigsten Abnehmerländern zählen. "Diese Bremsspuren werden sich aber erst in den Februar- und Märzzahlen zeitlich verzögert zeigen." 

Entscheidend sei, wie lange die Quarantäne andaure. Die Dauer entscheide darüber, wie lange die Geschäfte und Produktionsstätten geschlossen bleiben. Dazu lasse sich aktuell noch nichts Verlässliches sagen. Falls wie erwartet der "Virushöhepunkt" im März oder April erreicht werde, dann werde es im 2. Quartal eine Gegenbewegung geben.

"Das würde die Lage innert kürzester Zeit entspannen. Die Aktienmärkte könnten in den kommenden Wochen zwar etwas zur Schwäche neigen, aber der Virus wird weder eine Rezession noch einen Bärenmarkt auslösen. Im Tiefzinsumfeld bleiben Aktien die beste Wahl."

(cash)