Die Börsen befinden sich seit Mitte Juni im 'Recovery'-Modus. Der Swiss Market Index (SMI) und der Deutsche Aktienindex (Dax) kletterten seither um je 7 Prozent. Der Dax befindet gar nur noch wenige Punkte vom Allzeithoch im April 2013 entfernt. Und dies dürfte noch nicht das Ende der Fahnenstange sein.

"Der Aufwärtstrend an den Börsen wird anhalten", sagt Anastassios Frangulidis, Chefökonom bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB), im cash-Börsen-Talk. Zwar sind laut Frangulidis in den letzten zwölf Monaten die Aktienpreise stärker angestiegen als die Unternehmensgewinne. Die Bewertungen befänden sich aber immer noch auf einem moderaten Niveau.

Somit haben Aktien noch Raum nach oben, sagt Frangulidis. Kürzlich hat die Zürcher Kantonalbank ihre Aktienquote in ihren Anlagezielfonds erhöht, während der Anteil an Staatsanleihen reduziert wurde.

Was macht die Fed?

Frangulidis prognostiziert aber auch eine steigende Volatilität an den Märkten. Und: "Ab und An dürften sich Korrekturen einstellen." Derzeit notiert der Volatilitätsindex (VSMI) für den Schweizer Aktienmarkt – im Fachjargon auch Angstbarometer genannt – bei tiefen 15 Prozent.

Vor allem ein Ereignis beunruhigt derzeit die Investoren: Die Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) der amerikanischen Notenbank Fed am 17. bis 18. September.

Frangulidis teilt die Einschätzung der meisten Marktbeobachter, wonach die Fed im September oder spätestens im Oktober mit der Reduzierung der Anleihenkäufe, die sich bislang bei monatlich 85 Milliarden Dollar bewegten, beginnen werde. "Die Reduktion wird aber sehr moderat ausfallen", prognostiziert der Chefökonom, und präzisiert: "Ich rechne mit einem monatlichen Abbau von 10 Milliarden Dollar." 

Andere Stimmen zufolge könnten das Stimuli-Programm der Amerikaner sogar um bis zu 20 Milliarden Dollar gestutzt werden. Träfe dies ein, würde dies die Märkte komplett auf dem falschen Fuss erwischen.

Zinsen werden mittelfristig steigen

Laut Frangulidis ist die Reduktion um 10 Milliarden Dollar bereits in den Märkten eingepreist. Dies lasse sich an den gestiegenen Renditen für zehnjährige Staatsanleihen ablesen. Der zehnjährige Kassazinssatz der Schweizerischen Nationalbank zum Beispiel ist im Schlepptau der US-Renditen von 0,6 Prozent im Mai auf aktuell 1,23 Prozent angestiegen.

"Auf kurze Sicht werden wir eine Konsolidierung bei den Renditen sehen", sagt Frangulidis. Abhängig von der konjunkturellen Erholung der US-Wirtschaft könnten mittel- bis langfristig die Renditen aber durchaus noch steigen. "Wenn die Zinskurve als Folge von verbesserten Konjunkturdaten steiler wird, dann ist dies eine gute Nachricht für die Börsen", so Frangulidis. 

Wenn aber die Zinsen steigen aufgrund der Erwartung einer Anpassung der Geldpolitik, dann könne es durchaus zu Korrekturen an den Aktienmärkten kommen. "Davon sind wir aber noch weit entfernt. Wir erwarten eine Leitzinserhöhung in den USA, Europa oder der Schweiz erst ab 2015", sagt Frangulidis.

 

Im Börsen-Talk äusserts sich Frangulidis zu den bevorstehenden Wahlen in Deutschland und deren Auswirkungen auf den Euro. Weiter geht er auf die fiskalpolitische Lage und die Reformfähigkeit in den Euro-Peripheriestaaten ein.