"Positive Zinsen sind bei der vorherrschenden Geldpolitik in der ersten Hälfte der zwanziger Jahre so gut wie ausgeschlossen, wenn nicht für die gesamte kommende Dekade", sagte Rüdiger bei einer Veranstaltung diese Woche in Frankfurt.

Da die globalen Konjunkturrisiken weiter schwelen, agierten die Notenbanken marktstützend. So werde die EZB den Märkten ab Herbst ein vorgezogenes Weihnachtspaket präsentieren. Rüdiger: "Die Absenkung des Einlagensatzes wird im September beginnen und kann deutlich weiter gehen als lediglich 10 oder 20 Basispunkte."

Die EZB hatte im Juli zwar den Hauptrefinanzierungssatz bei 0 Prozent und den Einlagensatz bei minus 0,4 Prozent belassen. Der EZB-Rat ging damals allerdings davon aus, dass die Leitzinsen mindestens über die erste Hälfte des Jahres 2020 und in jedem Fall so lange wie erforderlich auf ihrem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau bleiben würden.

Rendite nur für Risikofreudige

Profitieren von den niedrigen Zinsen werden laut Rüdiger langfristig insbesondere die Aktienmärkte. Auf die Rendite sicherer Staatsanleihen wirke die Politik der Notenbanken grundsätzlich weiter dämpfend. Nennenswerte Renditechancen gebe es deshalb nur für Anleger, die bereit seien, Risiken zu übernehmen.

Nicht alle Beobachter am Aktienmarkt indes können der Niedrigzinsphase positive Seiten abgewinnen. Unternehmen seien trotz niedriger Renditen nicht erpicht darauf zu investieren, wenn die Nachfrage nicht da sei, sagte Tim Albrecht von DWS in einem Interview mit Bloomberg in der Vorwoche.

Sein Argument: niedrige Renditen können die Situation verschlimmern, da zu viele Unternehmen künstlich am Leben erhalten werden und der Preisdruck für jene zunimmt, die ums Überleben ringen.

Banken warnen vor Zinssenkungen

Auch der Präsident des deutschen Bankenverbands, Hans-Walter Peters, hatte Anfang August in einem Bloomberg-Interview vor weiteren Zinssenkungen gewarnt. "Wenn die EZB den Einlagensatz von minus 0,4 Prozent auf minus 0,5 Prozent senkt, würde das die deutschen Banken rund 500 Millionen Euro mehr im Jahr kosten", sagte er. Schon jetzt führe der Minuszins zu Kosten von jährlich 2,3 Milliarden Euro für deutsche Banken.

Die EZB sollte auf die von ihr für September ins Auge gefasste geldpolitische Lockerung verzichten, forderte am Mittwoch der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken.

Bei der Deka ist das wirtschaftliche Ergebnis im ersten Halbjahr mit 223 Millionen Euro nahezu auf dem Vorjahresniveau geblieben, wie Rüdiger ebenfalls erklärte. Allerdings legten Sparer und institutionelle Investoren in den ersten sechs Monaten netto nur 6,7 Milliarden Euro zusätzliche Gelder an, ein Rückgang von rund einem Drittel im Vergleich zum Vorjahr.

(Bloomberg)