Die Sommerwelle ist in Gang, wie die neusten Zahlen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) zeigten. So sind innerhalb einer Woche nicht nur die Neuansteckungen um 48,7 Prozent gestiegen, das BAG registrierte auch 11 neue Todesfälle und 251 Spitaleinweisungen.

Nach wie vor machen Covid-19-Patienten aber nur einen kleinen Teil auf den Intensivstationen aus. Aktuell werden 3,7 Prozent der verfügbaren Betten von ihnen belegt. Die Gesamtauslastung der Intensivstationen beträgt zurzeit 71 Prozent.

GDK wartet ab

Die Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) sah am Dienstag denn auch noch keinen Handlungsbedarf. Es gebe zurzeit noch keine Anzeichen dafür, dass die Gesundheitsversorgung durch diese Sommerwelle einer besonderen Belastung ausgesetzt sein werde, sagte GDK-Sprecher Tobias Bär auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Man werde die Situation aber weiter beobachten und bei einer schweizweit oder überregional angespannten epidemiologischen Lage Massnahmen-Empfehlungen zuhanden der Kantone prüfen, sagte Bär weiter. Wie er aber betonte, können nur die Kantone und nicht die GDK Massnahmen erlassen.

Laut GDK-Website hat die GDK auf das Festlegen einer fixen Schwelle für das Empfehlen von Massnahmen verzichtet. In die Gesamtbeurteilung flössen neben der Auslastung der Spitäler und der Intensivstationen unter anderem auch die Wirksamkeit der Impfungen mit ein, sagte Bär dazu.

Epidemiologin trägt Maske

In Medienberichten kursierten Schätzungen, wonach sich in der Schweiz in der aktuellen Welle über eine Millionen Personen anstecken werden. Wie die Epidemiologin Nicola Low von der Universität Bern auf Anfrage von Keystone-SDA sagte, basierten diese Schätzungen auf den Ergebnissen von mathematischen Modellen. "Da sich weniger Leute testen lassen, wird die offiziell gemeldete Zahl aber tiefer liegen."

Auf Forderungen zuhanden der Behörden, etwa nach der Einführung einer Maskenpflicht, verzichtete Low. Sie rät aber dazu, Maske zu tragen: "Angesichts der stark steigenden Fallzahlen macht es einfach Sinn, in öffentlichen Verkehrsmitteln, beim Einkaufen oder bei Sitzungen eine Maske zu tragen, so wie ich es tue."

Economiesuisse sieht keinen Handlungsbedarf

Der Wirtschaftsverband Economiesuisse sah am Dienstag noch keine Notwendigkeit für neue Massnahmen. Entscheidend sei, ob die Spitäler an die Belastungsgrenze kämen, sagte Rudolf Minsch, stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsleitung von Economiesuisse. Davon sei man aktuell noch weit entfernt.

Auch vor Covid-bedingten Abwesenheiten fürchte er sich derzeit nicht, so Minsch weiter. "Dank der milden Verläufe und der Möglichkeit des Homeoffices ist die Situation mit Absenzen nicht dramatisch."

(AWP)