Der Microsoft-Gründer und Milliardär Bill Gates will hunderte Atomkraftwerke bauen, um den Klimawandel zu bekämpfen. Einen ersten Schritt zu diesem Ziel macht er zusammen mit der Investoren-Legende Warren Buffett. Auf dem Gelände eines stillgelegten Kohlekraftwerks im US-Bundesstaat Wyoming soll ein Mini-Atomkraftwerk der neusten Generation entstehen. Gebaut wird es von Terrapower, einem von Bill Gates gegründeten Start-up, und Pacificorp, einem Energieunternehmen von Warren Buffett.

"Die Kernenergie ist ideal für die Bewältigung des Klimawandels, denn sie ist die einzige kohlenstofffreie, skalierbare Energiequelle, die 24 Stunden am Tag verfügbar ist", erklärt Bill Gates sein grosses Engagement. 

An Atomstrom führt als Säule einer wirtschaftlichen, umweltverträglichen, wettbewerbsfähigen Energieversorgung vermutlich tatsächlich kein Weg vorbei. Im vergangenen Jahr waren 442 Reaktoren in 33 Ländern rund um den Globus in Betrieb, die zusammen eine Leistung von 391 Gigawatt erbrachten - 10 Prozent der weltweiten Stromversorgung. Aktuell befinden sich 53 weitere Atomkraftwerke in Bau, vorwiegend im asiatischen Raum. In Planung sind insgesamt 108 neue Kraftwerke. Allein China plant den Neubau von 44 Atommeilern.

Branchenexperten erwarten daher schon jetzt ein massives Defizit beim für den Betrieb notwendigen Rohstoff Uran. Dies ist mitunter einer der Gründe, warum der Uranpreis dieses Jahr bereits um 62 Prozent auf 49,75 Dollar pro Pfund angestiegen ist und warum der Rohstoff von Börsenprofis bereits als der heisseste Rohstoff 2021 bezeichnet wird. Trotz eines starken Anstiegs liegt der Preis noch deutlich unter dem Allzeithoch von 140 Dollar pro Pfund aus dem Jahre 2007.

Investmentfonds verschärft Angebotslage

Wenn es nach der Bank of America geht, ist ein Investment in diesen Bereich trotz des bereits stark gestiegenen Uranpreises noch immer lohnend. So schätzen die Analysten, dass der Uranpreis 2022 auf 53,5 Dollar ansteigen wird - nochmals 8 Prozent aufwärts. Vermutlich ist diese Einschätzung von Bank of America jedoch viel zu defensiv. 

Denn hinter dem jüngsten Kursanstieg dürfte auch ein kanadischer Investmentfonds stecken. Der Sprott Physical Uranium Trust wurde erst am 19. Juli an der Börse Toronto kotiert und besitzt heute bereits knapp 25 Millionen Pfund des Energierohstoffes, Tendenz weiter steigend. Der in Kanada ansässiger börsennotierte physische Uranfond ist eine der wenigen Möglichkeiten direkt in Uran zu investieren.

Die Krux daran: Der Primärbergbau wirft jährlich etwa 125 Millionen Pfund Uran ab. Hinzu kommen 25 Millionen Pfund aus Sekundärquellen. Jedoch verbrauchen die bestehenden Kernreaktoren gut 180 Millionen Pfund Uran pro Jahr. Es bleibt ein jährliches Defizit von rund 30 Millionen Pfund übrig, das bisher durch Lagerbestände gedeckt wurde. Wenn jetzt ein Uranfond auch noch den Rohstoff einlagert, akzentuiert dies die Angebotsknappheit.

Und die Internationale Atomenergieorganisation (IAEA) schätzt, dass der weltweite Uran-Bedarf durch den Neubau von Kernkraftwerken im Jahr 2030 auf bis zu 300 Millionen Pfund ansteigen wird. Der Uranpreis dürfte wegen der sich verschärfenden Angebotsknappheit daher auf längere Sicht in die Höhe schiessen. Nutzniesser von dieser Entwicklung sind in erster Linie die Uranminenbetreiber, die den steigenden Preis auch weitergeben können. 

Grösster Uran-Produzent nicht die erste Wahl

Kazatomprom, der weltweit grösste Uran-Produzent, besitzt einen vorrangigen Zugang zu einem der weltweit grössten Uranvorkommen in Kasachstan. Zu den Kernaktivitäten gehören der Uranbergbau, die Produktion von Uranprodukten, die Prospektion und Exploration sowie die Produktion seltener Mineralprodukte. Im Jahr 2020 entfielen 89 Prozent des Konzernumsatzes auf das Segment Uran. Das kasachische Unternehmen ist an der Frankfurter Börse notiert und hat in diesem Jahr bereits 120 Prozent an Wert hinzugewonnen.

Anlegerinnen und Anleger müssen sich bei Kazatomprom jedoch bewusst sein, dass es sich um ein teilweise staatseigenes Unternehmen in einem nicht-demokratischen Land handelt. Zudem besteht ein starkes Wechselkursrisiko - der kasachische Tenge verliert gegenüber dem Dollar seit Jahren beständig an Wert.

Beim Unternehmen Cameco, dem drittgrösste Uranproduzent der Welt, besteht kein politisches Risiko und das Währungsrisiko ist überschaubar. Das kanadische Unternehmen ist ein reiner Uranproduzent mit zwei Segmenten - Uranium und Fuel Services. Laut dem Jahresbericht 2020 von Cameco stagnieren die Umsätze des Unternehmens jedoch seit 2019, und die erwarteten Auslieferungen für 2021 zeigen einen anhaltenden Rückgang. Die Aktien haben trotzdem dieses Jahr bereits 58 Prozent hinzugelegt.

Ebenfalls einen Blick Wert ist das kanadische NexGen Energy und das amerkanische Ur-Energy. Beide sind eher kleinere Player im Uranabbau und eher für sehr mutige Anlegerinnen und Anleger geeignet. NexGen Energy verbucht in diesem Jahr eine Kursrendite von 188 Prozent - Ur-Energy erreicht sogar 253 Prozent.

ETF als die attraktive Alternative

Für vorsichtige Anlegerinnen und Anleger ist es empfehlenswert, eher in Uran-ETF (Exchange Traded Funds) als in Einzelaktien zu investieren - das politische Risiko wird minimiert und die Diversifikation maximiert. Der "Global X Uranium ETF" ist das grösste seiner Art auf dem Markt und hat die weltweit wichtigsten Uranproduzenten im Portfolio. Das Kursplus seit Jahresbeginn beläuft sich auf 57 Prozent.

Der "North Shore Global Uranium Mining ETF" konzentriert sich hauptsächlich auf Unternehmen, die im Uranbergbau tätig sind. Daneben hält der ETF auch Unternehmen wie Yellow Cake, die das physische Element lediglich besitzen. Gerade wegen letzteren konnte der ETF überdurchschnittlich vom Uranpreisanstieg profitieren - plus 91 Prozent seit Jahresbeginn.

Der "VanEck Uranium+Nuclear Energy ETF" ähnelt vordergründig dem "Global X Uranium ETF". Doch im Portfolio sind auch Kernkraftwerksbetreiber wie Duke Energy, Dominion Energy und Exelon, was den Einfluss des Uranpreises eher schmälert. Die Stromerzeuger selbst können den Preisanstieg beim Uran nicht 1:1 an die Kunden weitergeben. So beläuft sich das Kursplus seit Jahresbeginn auf nur 10 Prozent.

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