Laut der offiziellen Statistik vom Samstag wurden binnen 24 Stunden 9943 Infektionen gezählt - über dem bisherigen Höchstwert von 9586, der im November des Vorjahres erreicht worden war.
Angesichts der rapide steigenden Fallzahlen und der sich füllenden Intensivstationen hatte die Regierung am Freitag angekündigt, dass ab Montag nur Geimpfte oder von Covid-19 Genesene (2G-Regel) Zutritt zu Lokalen, Veranstaltungen und Hotels bekommen. Somit sind auch der Tourismussektor und Skigebiete von diesem Teil-Lockdown für Ungeimpfte betroffen. Ausserdem gilt die Regel für Dienstleister wie Friseurbetriebe, Massagesalons oder Nagelstudios.
Die Gastgewerbe- und Tourismusindustrie zeigten am Samstag Verständnis für den Schritt: Die Regierung habe wegen der Ansteckungsdynamik keine andere Wahl gehabt, sagte Robert Seeber, der die Sparte in der Wirtschaftskammer vertritt. "Ausserdem ist der verantwortungsbewusste Umgang mit dem Infektionsgeschehen ein wichtiges Signal an unsere Herkunftsmärkte, insbesondere gegenüber Deutschland". Es müsse jetzt alles getan werden, um während der Skisaison Reisewarnungen zu verhindern.
In Österreich sind bislang 64 Prozent der Gesamtbevölkerung vollständig geimpft. Die Regierung hofft, dass sich Zögernde oder Unentschlossene durch die Verschärfungen nun zu einer Impfung entschliessen werden.
Rekordwerte in Deutschland
In Deutschland werden ebenfalls sehr hohe Zahlen gemessen. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist erneut deutlich angestiegen. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner und Woche am Samstagmorgen mit 183,7 an.
Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 169,95 gelegen, vor einer Woche bei 145,1 (Vormonat: 62,3). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 34'002 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 03.38 Uhr wiedergeben. Am Vortag hatte die Zahl der Neuinfektionen mit 37'120 einen Rekordwert seit Beginn der Pandemie erreicht. Vor einer Woche hatte der Wert bei 21 543 Ansteckungen gelegen.
Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 142 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 90 Todesfälle. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4'743'490 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Ostdeutschland stark betroffen
Besonders stark betroffen sind aktuell Sachsen und Thüringen. In beiden Ländern stieg die Sieben-Tage-Inzidenz auf über 400. Sachsen wies am Samstag einen Wert von 415,8 und Thüringen von 406,0 auf. In Sachsen gilt wegen der sich zuspitzenden Lage auch in den Krankenhäusern ab Montag in weiten Teilen des öffentlichen Lebens die 2G-Regel. Dann haben nur noch Genesene und Geimpfte Zutritt etwa zu Innengastronomie, Diskotheken sowie Freizeit- und Kultureinrichtungen. Ausnahmen gibt es für Kinder, Jugendliche und Menschen, die sich nicht impfen lassen können. Für den Einzelhandel und Gottesdienste gilt 2G nicht. Auch Schulen und Kindergärten sollen regulär geöffnet bleiben.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen - den für eine mögliche Verschärfung der Corona-Beschränkungen wichtigsten Parameter - gab das RKI am Freitag bundesweit mit 3,91 an (Donnerstag: 3,73). Bei dem Indikator muss berücksichtigt werden, dass Krankenhausaufnahmen teils mit Verzug gemeldet werden. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen grosser regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5.
Schweiz noch weit von Rekordzahlen entfernt
Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 4'355'300 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 96'488.
Die Schweiz verzeichnet ebenfalls deutlich steigende Zahlen, ist von Rekordständen aber noch weit entfernt. In der Schweiz und in Liechtenstein wurden am Freitag 2848 neue Coronavirus-Ansteckungen innerhalb eines Tages registriert. Damit liegt der 7-Tages-Durchschnitt der bestätigten Infektionen neu bei 2125. Gestern lag dieser Schnitt noch bei 1964, vor einer Woche bei 1450.
Der Höchststand war vor fast genau einem Jahr bei gut 10'000 am Tag registrierten Infektionen. Bei einer alle zwei Wochen stattfindenden Verdoppelung der Fallzahlen, wie sie die Taskforce des Bundes befürchtet, wären diese Werte aber innert Wochen wieder erreicht.
(AWP/cash)