Ein Absatzrückgang, vor allem in den USA, liess den operativen Gewinn im Vergleich zum Vorjahr um fast zwei Drittel auf 8,6 Milliarden Euro absacken, wie Stellantis am Mittwoch bekanntgab. Der Nettogewinn schrumpfte sogar um 70 Prozent, während sich die operative Marge mit 5,5 Prozent mehr als halbierte. Sie soll auch in diesem Jahr im mittleren einstelligen Prozentbereich liegen, obwohl zehn neue Modelle auf den Markt kommen.
«Wir konzentrieren uns darauf, im Jahr 2025 Marktanteile zu gewinnen und die finanzielle Leistung zu verbessern», sagte Interims- und Verwaltungsratschef John Elkann.
Elkann sucht noch immer einen Nachfolger für Ex-Konzernchef Carlos Tavares. Das Debakel des vergangenen Jahres hatte zum Rauswurf des Portugiesen Anfang Dezember geführt. Unter ihm hatte Stellantis die Preise seiner US-Marken Jeep, RAM, Chrysler und Dodge deutlich hochgeschraubt. Lagerbestände wuchsen, die Produktion wurde zurückgefahren.
Die Gruppe stieg in den USA auf Platz fünf nach Marktanteil ab. Im zweiten Halbjahr verdiente der Konzern operativ nur 185 Millionen Euro nach 10,2 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum und schrieb unter dem Strich rote Zahlen.
Immerhin beim Umsatz sieht der VW-Konkurrent Licht am Ende des Tunnels: Nach einem Rückgang um 17 Prozent auf 157 Milliarden Euro sollen die Erlöse in diesem Jahr steigen. Auch die Liquidität soll wachsen, nachdem 2024 rund sechs Milliarden Euro an Barmitteln verbrannt wurden.
Die Analysten vom Investmenthaus Bernstein wiesen darauf hin, dass der Grossteil der Verbesserung erst im zweiten Halbjahr erwartet wird. Ausserdem seien womöglich steigende US-Importzölle noch nicht berücksichtigt.
Sind 14 Marken einige zuviel?
Der zweitgrösste europäische Autokonzern nach Volkswagen drosselte auch in Europa die Produktion, etwa im wichtigen Fiat-Werk in Turin. Fast alle europäischen Marken - Peugeot, Opel/Vauxhall, Citroen, DS, Fiat und Alfa Romeo - büssten Marktanteile ein. Opel/Vauxhall verkaufte mit 414.000 Fahrzeugen 9,5 Prozent weniger.
Auf die Gruppe entfielen 15,2 Prozent Marktanteil in Europa nach 16,5 Prozent im Jahr 2023. Der Konzernabsatz schrumpfte weltweit um zwölf Prozent. Insgesamt hat der aus Fiat-Chrysler und dem französischen PSA-Konzern fusionierte Gigant Stellantis 14 Marken, noch mehr als VW.
Nach Ansicht von Experten sollte das Portfolio ausgedünnt werden, um Effizienzen zu heben. Der neue CEO müsse «bereit sein, starke Entscheidungen zu treffen», sagte Fabio Caldato vom Vermögensverwalter Acomea SGR, der Stellantis-Aktien hält.
«Wenn ich nicht mit dem Herzen, sondern als Investor denke, würde ich es als sehr positiv bewerten, dass der neue CEO entschlossen das Markenportfolio überprüft.» Doch an jeder Marke hängen Herzen von Fans und Managern. Die Entscheidung, eine einzustellen, dürfte schwerfallen.
Analysten nennen als Kandidaten die Premiummarken Alfa Romeo, DS und Lancia. Im Volumensegment gibt es Überschneidungen der verkaufsstärksten Marke Peugeot mit Opel/Vauxhall, merkte Marco Santino an, Unternehmensberater von Oliver Wyman. «Die Märkte verändern sich schnell und weniger vorhersehbar als wir dachten», sagte Santino.
«In ein paar Jahren wird die Zeit reif für Stellantis sein, einige Marken zu schliessen.» Stellantis hob auf Anfrage hervor, dass alle 14 Marken Pläne für neue Modelle haben. «Stellantis konzentriert sich darauf, seinen Kunden noch mehr Auswahl zu bieten und nutzt dabei die lange Geschichte und die starken Identitäten seiner 14 Marken.»
(Reuters)