Diese Zweiteilung im Unternehmen habe zuletzt noch einmal zugenommen, sagte Spohr mit Blick auf die erwarteten Zahlen des gerade abgelaufenen dritten Quartals. Im ersten Halbjahr hatte Lufthansa Airlines als Kernmarke auch wegen teurer Streiks und hoher Betriebskosten rote Zahlen geschrieben. Inzwischen verlegt das Management mehr Flüge auf günstigere Flugbetriebe in- und ausserhalb des Konzerns. Ziel müsse sein, dass Lufthansa Airlines «zum 100. Geburtstag 2026 wieder unser Aushängeschild ist und nicht mehr unser Problemkind», sagte Spohr.

Erschwert wird die Lage durch steigende Gebühren für den Flugverkehr in Deutschland und die Engpässe bei den grossen Flugzeugherstellern. Der Konzern vermisse mehr neue Flugzeuge von Boeing, als er bei der Hauptmarke Lufthansa Airlines von Boeing aktuell in Betrieb habe, sagte Spohr. Derzeit fehlten dem Unternehmen 41 Maschinen des kriselnden Herstellers, die eigentlich schon ausgeliefert sein sollten. Dagegen seien bei der Lufthansa-Hauptmarke derzeit nur 32 Boeing-Jets im Einsatz, nämlich 27 Jumbos vom Typ 747 und 5 Boeing 787 «Dreamliner».

Allein 15 fertige neue «Dreamliner» für Lufthansa stünden bei Boeing am Boden, dürften aber auf Geheiss der US-Luftfahrtbehörde FAA nicht ausgeliefert werden. Boeing steht wegen Produktionsmängeln und Zwischenfällen unter verschärfter Aufsicht der US-Behörden.

Unterdessen kämpft der weltgrösste Flugzeughersteller Airbus aus Europa vor allem mit fehlenden Bauteilen für neue Maschinen und kommt der immensen Nachfrage nach neuen Jets kaum hinterher. Wegen der Verzögerungen bei den Herstellern fliege die Lufthansa derzeit 23 ältere Langstreckenjets länger als geplant, erklärte Spohr. Wegen der fehlenden neuen Maschinen hat der Konzern seinen Flugplan bereits ausgedünnt.

Für das laufende Jahr rechnet die Lufthansa seit dem Sommer nur noch mit einem operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) von 1,4 bis 1,8 Milliarden Euro. Ursprünglich hatte Vorstandschef Spohr ein Ergebnis etwa in Höhe der 2,7 Milliarden Euro von 2023 in Aussicht gestellt, seine Prognose aber zunächst im April und dann noch einmal im Juli gekappt./stw/men/stk

(AWP)