Am Markt ist von Gewinnmitnahmen die Rede, weil positive Überraschungen fehlten. Zudem sorgt der Dividendenentscheid zum Teil für lange Gesichter.

Die Lonza-Aktien verlieren 4,3 Prozent auf 568 Franken. Unter den SMI-Werten sind sie damit der mit Abstand grösste Verlierer. Der Leitindex gewinnt zeitgleich 0,27 Prozent hinzu.

Dabei hatten die Aktien des Pharmazulieferern in den vergangenen Wochen an die Kursgewinne von 2024 angeknüpft. Nachdem die Titel mit Avancen von gut 50 Prozent als SMI-Gewinner aus dem letzten Börsenjahr hervorgegangen sind, stand zum Börsenschluss am Vorabend bereits wieder ein Plus von mehr als 10 Prozent seit Jahresbeginn zu Buche. Die Aktien erreichten den höchsten Stand seit April 2023.

Der Umsatz von Lonza ging in 2024 um 2,1 Prozent auf 6,57 Milliarden Franken zurück, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Neue Aufträge vermochten die Lücke somit nicht ganz zu füllen. Damit wurden auch die Erwartungen der Analysten etwas verfehlt. Der Betriebsgewinn («Core-EBITDA») sank im Berichtsjahr um 4,6 Prozent auf 1,91 Milliarden Franken.

Die entsprechende Marge erreichte 29,0 Prozent, das sind 0,8 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Am Ende der Erfolgsrechnung standen 637 Millionen Franken als Reingewinn, nach 655 Millionen im Vorjahr. Auch das lag unter den Erwartungen der Analysten.

Lonza blicke insgesamt auf ein solides Jahr 2024 zurück, schreibt ZKB-Analyst Daniel Jelovcan dennoch. Seines Erachtens wurde das Wachstum auf Gruppenebene negativ vom Kapselgeschäft beeinflusst. Dieses steht bekanntlich zum Verkauf. Konkretes wurde dazu an einer Lonza-Pressekonferenz am Mittwoch nicht bekannt. Das fortgeführte Kerngeschäft weiss Jelovcan zufolge hingegen zu überzeugen. Auch das Auftragsvolumen beurteilt der Analyst als erfreulich.

Stillstand bei der Dividende

Auch bei Stifel ist in einem ersten Kommentar von einem ermutigenden Schlussspurt die Rede. Vor allem das zugekaufte Werk in Vacaville scheine Momentum aufzubauen. Und auch, dass Lonza den erst im Dezember kommunizierten Ausblick für 2025 bestätigt habe, sei unter den Pluspunkten zu verbuchen, ergänzt der zuständige JPMorgan-Analyst.

Deutlich zurückhaltender kommentiert die zuständigen Vontobel-Analysten den Zahlenkranz. Während das im Konzern verbleibenden CDMO-Geschäft gut abgeschnitten habe, sei das Kapselgeschäft schwach gewesen.

Etwas enttäuscht zeigt sich die Finanzgemeinde derweil vom Dividendenentscheid. Wie schon im Jahr zuvor sollen den Aktionärinnen und Aktionären auch für 2024 brutto 4 Franken je Aktie ausgeschüttet werden. Einige Dividendenschätzungen reichten bis zu 5,55 Franken je Titel.  

Lonza-Finanzchef Philippe Deecke erklärte den "Dividenden-Stillstand" an der Pressekonferenz mit der Tatsache, dass der Konzern die Dividende in den letzten Jahren stets erhöht hatte. Im Jahr 2023 schüttete Lonza bereits 4 Franken pro Aktie aus, ein Jahr zuvor 3,50 Franken und im Jahr 2021 3 Franken.

"Umsatz und Gewinn sind im letzten Jahr nicht gewachsen", fügte Deecke vor den Medien weiter an. "Sobald die Firma wieder wächst, kann es auch die Dividende wieder tun", sagte er. Es sei nach wie vor das Ziel, die Dividende jeweils zu halten oder zu steigern.

Dafür könnte dereinst vielleicht ein "Extra" winken, wenn Lonza sich von seiner Division Capsules & Health Ingredients getrennt hat. Bereits 2021 hatte sich Lonza mit dem Verkauf der Chemiesparte von einem grossen Teil der Firma getrennt. Von dem Erlös in Höhe von 4,2 Milliarden Franken ging seinerzeit allerdings nichts an die Aktionäre. Das Geld wurde für Investitionen benötigt.

"Wir schliessen kurzfristige Gewinnmitnahmen nach der starken Performance der letzten Wochen nicht aus, nachdem die Zahlen nur 'in-line' mit den Erwartungen waren. Wir würden dies zum Aufbau von Positionen nutzen", schrieb die ZKB zur Lonza-Aktie.

(AWP/cash)