Am Donnerstag enttäuschten Konjunkturdaten aus dem Euroraum klar. Die Einkaufsmanagerindizes gaben im Juni stark nach und fielen auf den tiefsten Stand seit knapp eineinhalb Jahren. Dem Wirtschaftswachstum gehe allmählich die Puste aus, kommentierte Chris Williamson, Chefökonom von S&P Global. In den USA war die Stimmung unter den Einkaufsmanagern ebenfalls schlechter als erwartet. Zudem würden und auch die tieferen Ölpreise als Zeichen einer wirtschaftlichen Abschwächung interpretiert, sagte ein Händler.

Der SMI sank bis Börsenschluss um 0,71 Prozent auf 10'453,31 Punkte, nachdem der Leitindex vorübergehend über die Marke von 10'500 Zählern geklettert war. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fiel um 0,80 Prozent auf 1606,68 Zähler. Der breite SPI gab um 0,62 Prozent auf 13'491,03 Zähler nach. 22 SLI-Werte schlossen im Minus und 8 im Plus.

An der Spitze der Verlierer standen die Aktien der Credit Suisse, die um 5,5 Prozent in den Keller rasselten und bei 5,44 Franken ein neues Rekordtief erreichten. Nach unten gezogen wurden die Aktien der Schweizer Grossbank vom Kurseinbruch der Deutschen Bank und der Commerzbank, die beide über 10 Prozent abstürzten. Auch andere europäische Bankentitel notierten schwach. UBS büssten derweil 2,5 Prozent ein, Julius Bär 2,2 Prozent. Händler erwähnten Konjunktursorgen, rückläufige Gebühren und sinkende Kommissionen im Wertschriftengeschäft.

Hinter der CS standen Swiss Life (-3,6%) an zweiter Stelle auf den Verkaufszetteln, womit die Versicherungstitel den seit einigen Wochen andauernden Abwärtstrend fortsetzten. Laut einer Studie der UBS könnte sich die Zinserhöhung der SNB negativ auf den Immobilienbestand des Lebensversicherers auswirken. Die Aktien der Mitbewerber Zurich (-2,1%) und Swiss Re (-1,4%) gaben ebenfalls nach.

Unter Druck waren zudem viele zyklische Werte aus dem Bau- und Industriebereich: Zu den grossen Verlierern zählten Schindler (-2,8%), Holcim (-2,7%), Adecco (-2,3%) oder ABB (-1,7%). Holcim litt darunter, dass die stark steigenden Zinsen kombiniert mit einer massiv gestiegenen Knappheit und Verteuerung von Baumaterialien die Bautätigkeit deutlich bremsen könnte, sagten Marktteilnehmer.

Von den Schwergewichten liessen Nestlé am meisten Federn (-0,8%), während Novartis 0,5 Prozent verloren. Roche zogen dagegen leicht an (+0,2%).

Zu den deutlichen Gewinnern gehörten Sonova (+2,8%) und Temenos (+1,8%), die bereits am Vortag klar zugelegt hatten. Übernahmegerüchte trieben dabei den Kurs des Bankensoftwarespezialisten. Händlern zufolge sollen die Abu Dhabi Investment Authority und das Canadian Pension Plan Investment Board Gespräche mit der schwedische Investorengruppe EQT geführt haben. Gegenstand sei ein mögliches Konsortium gewesen, um ein gemeinsames Kaufangebot für Temenos abzugeben, hiess es am Markt. Ein Händler sagte allerdings, er glaube nicht an eine Übernahme von Temenos - "nicht auf dem aktuellen Preisniveau".

Auch Straumann (+1,0%) zogen an. Temenos und Straumann zählen allerdings zu den grossen Verlierern in diesem Jahr.

Im breiten Markt schlossen Carlo Gavazzi um 1,1 Prozent höher. Das Unternehmen hatte mit einer Rochade an den Spitzenpositionen für eine Überraschung gesorgt. Neben CEO Vittorio Rossi gibt auch Verwaltungsratspräsidentin und Mehrheitseignerin Valeria Gavazzi ihr Amt ab. Gleichwohl dürfte der Schritt dem Titel "etwas Fantasie eingehaucht haben", meinten Börsianer.

Vetropack schlossen 3,9 Prozent im Plus. Der Bau eines neuen Werks in Italien verzögert sich. Die Ankündigung komme nicht ganz überraschend, kommentierte ein Analyst. Bei Ascom (-6,2%) war im Markt von Ergebnisängsten die Rede.

jb/ra

(AWP)