Schlecht aufgenommen wurde insbesondere eine klare Eintrübung der Unternehmensstimmung im Euroraum im Juni. Mit Sorge werde aber auch auf die näher rückende temporäre Schliessung der Gaspipeline Nord Stream 1 geschaut. Diese wecke Ängste vor einem unbefristeten Lieferstopp durch Russland und einem Kollaps der deutschen Wirtschaft, meinte ein Marktbeobachter. Viele Anleger blieben derzeit den Börsen fern - die Verunsicherung sei einfach zu gross.
Der SMI schloss um 1,65 Prozent im Minus auf dem Tagestief von 10'702,50 Punkten, nachdem er kurz nach Handelsstart noch ein Tageshoch bei 10'916 Punkten erreicht hatte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gab 1,90 Prozent auf 1632,26 Punkte nach und der breite SPI verlor 1,41 Prozent auf 13'797,24 Zähler. Von den SLI-Titeln schlossen 26 im Minus und vier im Plus.
Starke Verluste erlitten typische Zykliker, darunter Sika (-4,9%) und Holcim (-4,2%). Ein Marktbeobachter verwies auf eine Branchenstudie der HSBC, in welcher die Analysten ihre Schätzungen für sämtliche von ihnen abgedeckten Bauzulieferer massiv reduzierten.
Stark unter Druck standen aber auch die Finanzwerte. Bei den Bankenaktien waren es für einmal die Titel der Grossbank UBS (-4,6%), welche die höchsten Verluste erlitten. Aber auch Julius Bär (-3,8%) und die auf immer neuen Tiefstwerten gehandelten Credit Suisse (-4,4% auf 5,31 Fr.) gaben stark nach. Die Analysten der deutschen BZ Bank senkten ihr CS-Kursziel am Dienstag auf gerade noch 5 Franken.
Ebenso gross waren die Kursverluste bei den Versicherungswerten: Sowohl die Titel des Rückversicherers Swiss Re (-4,3%) wie auch die Aktien der Einzelversicherer Swiss Life (-4,2%) und Zurich (-4,0%) mussten massive Verluste hinnehmen.
Stark abwärts ging es zudem mit den Luxusgütertitel Richemont (-4,0%) und Swatch (-3,0%). Die Analysten der Royal Bank of Canada kappten am Dienstag ihre Prognosen sowie die Kursziele der Uhrenhersteller. Erneut klar im Minus gingen auch die Aktien des Chipherstellers AMS Osram (-4,7%) aus dem Handel.
Etwas moderatere Abgaben gab es für die defensiven Schwergewichte. Die Titel der Pharmakonzerne Novartis (-0,9%) und Roche (-1,1%) notierten aber den ganzen Tag im Minus. Am Nachmittag drehten dann auch die Aktien des Nahrungsmittelriesen Nestlé (-0,6%) in die Verlustzone.
Etwas besser hielten sich die etwa auch Kühne+Nagel (-0,4%) oder Schindler (-0,5%). Die Aktien des Liftherstellers erhielten Unterstützung von den Goldman-Sachs-Analysten, die ihre Kaufempfehlung trotz etwas tieferen Gewinnschätzungen und einem gesenkten Kursziel bekräftigten.
Zu den wenigen Gewinnern im SMI/SLI gehörten die Aktien des Zahnimplantatespezialisten Straumann (+0,1%) und des Hörgerätespezialisten Sonova (+0,7%). Zulegen konnten auch die Titel des Pharmazulieferers Lonza (+0,9%), die von einer Kaufempfehlung der Citigroup-Analysten gestützt wurden. Die zuständigen Analysten sehen Lonza mit der starken Bilanz als attraktives Investment.
Am breiten Markt standen klar die Valora-Aktien im Fokus, die um 51 Prozent auf 259 Franken in die Höhe sprangen. Der mexikanische Femsa-Konzern legte am Morgen ein Übernahmeangebot zu 260 Franken pro Aktie vor, was den Kioskbetreiber mit 1,1 Milliarden Franken bewertet.
Im Plus schlossen die Titel von Edisun Power (+4,2%). Der Solarstromspezialist hatte bekanntgegeben, auf eine angekündigte Kapitalerhöhung vorerst zu verzichten.
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(AWP)