Trotz erhöhtem Inflationsdruck in Japan will die Notenbank nicht von ihrem ultra-lockeren Kurs abrücken. Dies machte Zentralbank-Chef Haruhiko Kuroda am Freitag auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos deutlich. Es bleibe bei der extrem konjunkturstimulierenden Geldpolitik: "Unsere Hoffnung ist, dass die Löhne zu steigen beginnen, und das könnte dazu führen, dass unser Inflationsziel von 2 Prozent stabil und nachhaltig erreicht wird. Aber wir müssen noch einige Zeit warten", sagte Kuroda, der im April als Chef der Bank of Japan (BoJ) aus dem Amt scheidet.
In Japan haben die Verbraucherpreise in der sogenannten Kernrate im Dezember das Zwei-Prozent-Ziel der Zentralbank um das Doppelte übertroffen. Wie aus offiziellen Daten der Regierung hervorging, stieg der Kernverbraucherpreisindex (VPI), der Ölprodukte einschliesst, aber Preise für frische Lebensmittel ausschliesst, im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent. Dies ist der höchste Wert seit 41 Jahren. Der VPI, den die Notenbank genau beobachtet, liegt zugleich bereits neun Monate in Folge über der Zielmarke der Währungshüter.
Inflationsdruck nimmt deutlich zu
Der VPI entsprach einer mittleren Marktprognose und folgte auf einen Anstieg von 3,7 Prozent im November. "Der Inflationsdruck nimmt deutlich zu, und die Preiserhöhungen gehen über die Preise für Lebensmittel und Kraftstoffe hinaus", sagte Yoshiki Shinke, Chefökonom des Dai-ichi Life Research Institute. Unternehmen seien mit Preiserhöhungen nicht mehr so zurückhaltend und die Inflation könne bis weit in den Herbst hinein über dem Zwei-Prozent-Ziel der BoJ bleiben, so Shinke.
Die japanische Zentralbank behielt am Mittwoch ihre ultralockere Geldpolitik allerdings bei. Manche Experten erwarten, dass sie unter neuer Führung Kursänderungen vornehmen wird. Denn die ultra-lockere Zinspolitik der Währungshüter und ihre anhaltenden Anleihenkäufe zur Verteidigung der Renditeobergrenze waren unter Beobachtern zuletzt zunehmend in die Kritik geraten. Diese Politik verzerre die Renditekurve, höhle die Marktliquidität aus und verstärke den unerwünschten Kursrückgang des Yen, was die Kosten für Rohstoffexporte in die Höhe treibe, hiess es.
(Reuters)