Das sagten fünf mit dem Vorgang vertraute Personen aus der Versicherungs- und Energiehandelsbranche der Nachrichtenagentur Reuters. Die Versicherungspolice beziehe sich auf Schäden an der Pipeline sowie Geschäftsunterbrechungen, sagte ein Insider. Das lässt darauf schließen, dass eine Reparatur der Leitung trotz der massiven Schäden nicht völlig ausgeschlossen ist.

Nord Stream 1 führt von Russland aus durch die Ostsee nach Deutschland, jährlich konnten 55 Milliarden Kubikmeter Gas durch die Leitungen transportiert werden. Sie war elf Jahre lang für europäische Kunden die wichtigste Pipeline für russisches Gas, bis im September 2022 ihre beiden Röhren bei Explosionen zerstört wurden. Dass die Pipeline nun erneut Versicherungsschutz erhält, steht in Kontrast dazu, dass Deutschland die Abhängigkeit von russischem Erdgas reduzieren will.

Einer der Insider sagte allerdings, dass die Bundesregierung sich nicht gegen die Entscheidung der Versicherer gestellt habe. Die Unternehmen und das Bundeskanzleramt lehnten eine Stellungnahme ab. Ein Sprecher des Wirtschaftsministerium erklärte, Versicherungsschutz sei nicht Teil der Unterstützung gewesen, welche die Regierung der Pipeline in der Vergangenheit gewährt habe.

Russland hält über eine Tochtergesellschaft des staatlichen Energiekonzerns Gazprom eine Mehrheit an Nord Stream 1. Aus dem Westen sind E.ON, Wintershall DEA, Engie und Gasunie beteiligt. Die Unternehmen haben ihre Ihre Anteile entweder vollständig oder signifikant abgeschrieben. E.ON-Finanzchef Marc Spieker sagte zuletzt, die Betreibergesellschaft konzentriere sich im Moment darauf, die Frage zu klären, wie die beiden zerstörten Leitungen versiegelt und entwässert werden könnten. Ob die Leitungen irgendwann repariert würden, sei pure Spekulation, sagte er.

Zwei Insider sagten, einige der deutschen Anteilseigner machen sich nun dafür stark, die beschädigte Leitung zumindest zu erhalten, sollten sich die Beziehungen zu Russland eines Tages wieder bessern. Die Bundesregierung würden einen derartigen Schritt akzeptieren, sagte einer der Fachleute. Die Europäische Union hat Sanktionen gegen die russische Ölbranche auf den Weg gebracht; Gaslieferungen sind rechtlich weiterhin erlaubt. Allerdings kommt nur noch vergleichsweise wenig russisches Gas in Deutschland an; die Bundesregierung setzt stattdessen auf verflüssigtes Erdgas aus anderen Quellen.

Ein russischer Diplomat hatte erklärt, dass die Regierung in Moskau Schadenersatz für die Schäden an der Pipeline verlangen könnte. Unklar ist, ob das durch Versicherungen abgedeckt ist.

Vor der russischen Invasion in der Ukraine waren Insidern zufolge eine Reihe von europäischen Versicherungen an der Absicherung der Pipeline beteiligt, darunter Zurich und einige Teilnehmer des Versicherungsmarktes Lloyd's of London. Einer der Insider sagte, eines der Syndikate von diesem Marktplatz stelle weiterhin ebenfalls eine Absicherung für die Pipeline bereit. Details wurden nicht genannt. Lloyd's of London lehnte eine Stellungnahme ab, auch Zurich äußerte sich nicht.

(Reuters)