In der Eurozone wirkten dank der deutlich gesunkenen Inflation die gestiegenen Reallöhne und damit einhergehend die höhere Massenkaufkraft positiv, sagte Heise. Hinzu komme, dass sich in der Region die Stimmung unter den Einkaufsmanagern zuletzt tendenziell etwas verbessert habe, was für eine anhaltende Erholung der Wirtschaft spreche.
Die im Zuge des Kampfes gegen die hohe Inflation deutlich gestiegenen Leitzinsen belasteten zwar sowohl die Unternehmen als auch die privaten Haushalte und die Staatsbudgets, fuhr Heise fort. Insgesamt aber hätten diese Akteure die höheren Refinanzierungskosten recht gut verkraftet, sodass die Weltwirtschaft nicht in eine Rezession abdriften dürfte.
Die anstehenden Wahlen in den USA und in Frankreich prägen Heise zufolge zwar das Bild des laufenden Jahres und erzeugten Unsicherheit an den Kapitalmärkten, könnten aber je nach Ausgang eher langfristig gravierende Folgen haben. So bewertet der Experte die kurzfristigen wirtschaftlichen Folgen einer Zusammenarbeit von Frankreichs Staatspräsidenten Emmanuel Macron mit dem rechtsnationalen Rassemblement National (RN) als moderat. Auf lange Sicht aber wäre ein Sieg des RN schwierig für die deutsch-französische Achse. Konflikte in puncto Schuldenregel und Binnenmarkt sowie auf den Feldern Asyl-, Aussen- und Handelspolitik könnten den politischen und wirtschaftlichen Fortschritt in der Europäischen Union bremsen.
Mit Blick auf die Präsidentschaftswahl in den USA ergibt sich laut Heise ein ähnliches Bild: «Ein Sieg von Donald Trump bringt allenfalls eine kurze Phase der wirtschaftlichen Belebung durch Steuersenkungen und Deregulierung». Langfristig aber könnten die negativen Folgen für die Weltwirtschaft erheblich sein. Europa etwa sehe sich dann wohl durch einen verstärkten Protektionismus sowie eine Infragestellung der regelgebundenen Ordnung herausgefordert.
Das grösste Risiko für dieses recht positive Szenario ist laut dem Experten, dass sich die Inflation als unerwartet hartnäckig erweist. Die Teuerung ist zwar in den USA und im Euroraum im Vergleich zu den hohen Raten im Jahr 2022 schon deutlich gesunken, liegt aber immer noch über der von den Notenbanken avisierten Marke von zwei Prozent. Weitere Risiken seien eine Eskalation der Kriege in der Ukraine und in Gaza sowie eine Verschärfung des Handelskonflikts mit China. Sollten diese Szenarien eintreten, würden die Gewinnmargen der Unternehmen gedrückt, was sich entsprechend negativ auf die Aktienmärkte auswirken dürfte.
In dem aktuell recht günstigen Kapitalmarktumfeld sieht Investmentchef Christian Subbe Chancen bei Aktien von kleineren Unternehmen. Diese hätten sich in den letzten Jahren vergleichsweise schlecht entwickelt und besässen nun Aufwärtspotenzial, falls sich die Zinslandschaft wie erwartet etwas normalisieren sollte. Denn gerade diese Small Caps seien auf eine günstige Refinanzierung angewiesen.
Aus Branchensicht bewertet Subbe in dem aktuellen Umfeld insbesondere Aktien aus den Sektoren Technologie, Finanzen und zyklischer Konsum als attraktiv. Aber auch das Megathema Gesundheit und ausgewählte Industriewerte besässen Potenzial. Insbesondere in Italien und in Spanien zögen die industriellen Aktivitäten derzeit an./la/jsl/he
(AWP)