An mehreren Pegeln entlang der Donau wurden am Dienstag die Scheitel erwartet, also die höchsten Wasserstände des Hochwassers. Dabei sollen die Wasserstände laut dem Hochwassernachrichtendienst unter früheren Werten bleiben. Weiteren Regen soll es nicht oder kaum geben: «Aus meteorologischer Sicht kann man nun für den Süden Deutschlands Entwarnung geben», erklärte DWD-Meteorologe Robert Hausen. Vereinzelte Schauer und Gewitter seien in den Hochwassergebieten zwar möglich, doch diese würden nicht unwetterartig ausfallen. Dies gelte bundesweit bis in den Donnerstag hinein.

Vorläufige Daten: Jahrhundert-Niederschläge gemessen

In den vergangenen Tagen war an mehreren Orten in Süddeutschland nach vorläufigen Daten so viel Regen gefallen wie nur alle 50 bis 100 Jahre. Man könne von Jahrhundert-Niederschlägen sprechen, sagte der Meteorologe Thomas Deutschländer vom DWD. «Das ist schon besonders, aber nicht komplett aussergewöhnlich.» Insgesamt zeigten etwa 20 bis 30 Messstationen solche besonders hohen Werte an - überwiegend von einer Region nordöstlich von Augsburg bis fast zum Bodensee. Einige Extremwerte bezögen sich auf die Niederschläge an einem Tag, andere auf Niederschläge in drei aufeinander folgenden Tagen.

In Passau wurde für die Donau nachmittags ein Pegelstand von rund zehn Metern erwartet. Relativ zeitgleich werde aber auch der Scheitel des Inns die Dreiflüssestadt erreichen, teilte ein Stadtsprecher mit. Aufgrund des Starkregens am Montag rechnet die Stadt dort mit einem Pegelstand von mehr als sieben Metern. Passau ist immer wieder besonders stark von Hochwasser betroffen. Dort fliessen die drei Flüsse Donau, Inn und Ilz zusammen. Zahlreiche Strassen und Plätze sind dort bereits gesperrt.

In den Hochwassergebieten galten am Dienstagnachmittag nach Angaben des Innenministeriums sechs Menschen als vermisst. Gesucht wurde unter anderem nach einem Feuerwehrmann in Schwaben. Der 22-Jährige war in Offingen mit weiteren Einsatzkräften mit einem Boot gekentert. Die anderen konnten sich retten.

In Regensburg hatten am späten Montagabend rund 200 Menschen ihre Häuser verlassen müssen. In Oberbayern rutschten Teile der Burg Falkenstein angesichts des Dauerregens ab. An zahlreichen Schulen im Freistaat fiel der Präsenzunterricht aus.

Noch keine Normalität - auch wenn das Wasser abfliesst

In Baden-Württemberg entspannt sich die Hochwasserlage bereits. Dort sind Aufräumaktionen in Gange. «Von Normalität sind wir aber noch weit entfernt», sagte aber etwa eine Stadtsprecherin in der betroffenen Gemeinde Ebersbach an der Fils.

Bahnreisende müssen sich wegen der Lage weiter auf Einschränkungen und Zugausfällen einstellen. «Wir raten von Reisen in die betroffenen Hochwassergebiete in Bayern und Baden-Württemberg ab und empfehlen, nicht notwendige Reisen zu verschieben», teilte die Deutsche Bahn mit.

Tausende Helfer sind weiter im Einsatz gegen die Fluten. Sie kämpften oft bis zur völligen Erschöpfung gegen die Wassermassen an und riskierten ihr Leben, um Menschen aus überfluteten Häusern zu retten, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Berlin und dankte ihnen. Er danke auch den vielen Bürgerinnen und Bürgern, «die spontan helfen und da mit anpacken, wo die Katastrophe am grössten ist, die Sandsäcke füllen, Evakuierte versorgen oder Trost spenden».

Habeck: Hilfe bei Wiederaufbau

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte den von den Fluten betroffenen Menschen in Süddeutschland verlässliche Unterstützung zu. «In den Hochwassergebieten steht jetzt nur eins im Vordergrund: Leib und Leben zu retten. Das ist der Imperativ der Stunde. Den Menschen in den Überschwemmungsgebieten muss aber auch beim Wiederaufbau geholfen werden», sagte er der «Augsburger Allgemeinen». Mehrere Verbände forderten mehr Investitionen in den Hochwasserschutz.

Dass die Überschwemmung weiter Landstriche häufiger als in der Vergangenheit aufträte, sei eine Folge der Erderwärmung, sagte Habeck. «Zurückdrehen können wir sie nicht, aber ich glaube, dass die fürchterlichen Ereignisse dieser Tage die Debatte darüber anregen werden, wie ernst wir den Klimaschutz nehmen.»/wea/DP/stw

(AWP)