Besonders in den effizienteren, entwickelten Märkten wie den USA ist der passive Anlageansatz populär geworden, weil viele Anleger es als sehr schwierig empfinden, den Markt zu schlagen. Ende April 2019 erreichte das Vermögen in passiven US-Aktienstrategien (einschliesslich ETFs und passiv verwalteter gepoolter Anlageinstrumente) mit USD 4,3 Billionen (laut Morningstar) erstmals das Niveau der aktiven US-Aktien und hat diese seitdem überholt. Dies deckt sich mit der Tatsache, dass der S&P 500 Index (Nettorendite, USD) seit Beginn des Jahres 2010 eine Rendite von 235% erzielt hat, während der durchschnittliche aktive US-Aktienfonds seinen Anlegern nur eine Rendite von 172% beschert hat (basierend auf dem Durchschnitt der Morningstar EAA Fund US Large Cap Blend Kategorie; Stand 31.12.2019). Der Grund hierfür liegt teilweise in der auf die Krise von 2008 folgenden 10-jährigen Hausse – Fondsmanager, die nicht massiv in wachstumsstarke Marktbereiche (u.a. Technologie) investiert waren, konnten mit dem Index nicht mithalten. Trotz ihrer niedrigen Gebühren gibt es jedoch einige Nachteile, die mit passivem Investieren verbunden sind, von denen wir im Folgenden zwei behandeln werden.
Mit passivem Investieren verbundene Nachteile
Erstens haben aktive Manager die Möglichkeit, ihr Portfolio so zu strukturieren, dass Anleger gegen signifikante Markteinbrüche geschützt sind. Passivanleger werden in einem rückläufigen Markt einfach dem Markt nach unten folgen, während viele aktive Manager mehr Möglichkeiten haben, auf Aktien mit grösserer Widerstandskraft gegenüber makroökonomischen Einflüssen auszuweichen. Beispielsweise haben Fondsmanager, deren Strategien auf Aktien höherer Qualität abzielen, die Anleger in einem Abwärtsmarkt, wie im Dezember 2018, im Allgemeinen geschützt. Andererseits betreiben einige aktive Manager hochdynamische Strategien, die in Schwächephasen nicht unbedingt guten Schutz bieten – Anleger sollten daher bei der Auswahl eines aktiven Fonds Vorsicht walten lassen.
Zweitens, wie von Michael Burry (der Hauptfigur im Film "The Big Short") in einem kürzlich auf Bloomberg geführten Interview erwähnt, wird durch das Vorherrschen passiver Investitionen die Kursfindung an den Aktienmärkten verdrängt (d.h. die Idee, dass Käufer und Verkäufer von Aktien den Wert einer Aktie bestimmen). Märkte wie die USA sind effizient, was zum Teil auf die schiere Anzahl von Analysten zurückzuführen ist, die fundamentales Research auf Aktienebene betreiben; dies in Kombination mit der breiten Diversifikation macht den S&P 500 zu einem Index, der sich ideal für die passive Replikation eignet. Es überrascht also nicht, dass er einer der für passive Anlageansätze beliebtesten und am häufigsten verwendeten Indizes ist. Im Vergleich zu anderen Märkten war es für aktive Manager eine Herausforderung, diesen Index zu übertreffen. Setzt sich das Ausmass der Zuflüsse in passiv verwalteten Vehikeln weiter fort, so besteht die Gefahr, dass diese Kapitalströme zu einem bedeutenderen Markttreiber als die Fundamentaldaten der Unternehmen werden. Kommt es dazu, dann könnte das Gewicht der Abflüsse aus passiven Instrumenten im Falle eines eintretenden Börsencrashs die Abwärtsbewegung insbesondere bei Blue-Chip-Strategien potenziell noch deutlich verstärken. Die Ironie dabei ist, dass diejenigen Anleger, die sich wegen der hohen Effizienz für passive Investments in Märkten wie den USA entscheiden, auf lange Sicht eventuell eher zu einer grösseren Ineffizienz beitragen könnten.
Möglichkeiten für aktive Investmentansätze
Bestimmte Marktsegmente (wie z.B. Indizes auf asiatische Nebenwerte), in denen die Analysten-Abdeckung auf Aktienebene im Vergleich zu anderen Märkten noch weniger ausgeprägt ist, bieten deutlich mehr Ineffizienzen und damit mehr Möglichkeiten für aktive Investmentansätze. Es gibt zudem auch Indizes auf Regionen und Marktsegmente, deren Zusammensetzung aufgrund mangelnder Diversifizierung aus Anlegerperspektive nicht für eine passive Strategie geeignet sind. Beispielsweise machen die drei grössten Positionen des Swiss Market Index (SMI) mehr als 50% aus.
Bei Allfunds sind wir zwar der Ansicht, dass passive Anlagestrategien Vorzüge bieten, sind uns aber auch der Risiken bewusst. Wir sind der Meinung, dass ein aktives Fondsmanagement nach wie vor einen Wert darstellt. Allerdings sollten Anleger die zugrunde liegenden Strategien sorgfältig prüfen, bevor sie einen Anlageentscheid treffen.
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