Nach den jüngsten Kursanstiegen gehen einige Aktienanleger auf Nummer sicher und nehmen Gewinne mit. Dax und EuroStoxx50 bröckelten am Freitag um jeweils 0,3 Prozent auf 24'289,51 beziehungsweise 5359,23 Punkte ab. An der Wall Street gab der US-Standardwerteindex Dow Jones ein knappes halbes Prozent nach.

Die Grundstimmung bleibe aber positiv, sagten Börsianer. Investoren hofften weiter auf eine Einigung im Zollstreit zwischen den USA und Europa. Bislang würden Waren aus der Europäischen Union (EU) nur mit einer Abgabe von zehn Prozent belegt, sagte Anlagestratege Viresh Kanabar vom Research-Haus Macro Hive. «Das ist nicht schädlich. Nur wenn der Zoll steigt, hätte es einen dauerhaften Effekt.» Darüber hinaus hätten die Unternehmen mit ihren Bilanzen bislang die Prognosen meist übertroffen. «Allerdings liegt die Latte niedrig.»

Neue Russland-Sanktionen treiben Ölpreis

Am Rohölmarkt verteuerte sich die Sorte Brent aus der Nordsee zeitweise um knapp zwei Prozent auf 70,77 Dollar je Barrel (159 Liter). Zuvor hatte die EU ein weiteres Sanktionspaket gegen Russland verabschiedet, das unter anderem den Preisdeckel für russisches Erdöl auf 47,60 von 60 Dollar je Barrel senkt. Grossbritannien schliesst sich dieser Initiative an. «Anleger bleiben aber skeptisch, da bislang weder der Preisdeckel noch die Sanktionierung von Schiffen der russischen Schattenflotte die Exporte beeinträchtigt haben», sagte Analyst Giovanni Staunovo von der Bank UBS.

Kupfer war ebenfalls gefragt und verteuerte sich um gut ein Prozent auf 9779 Dollar je Tonne. Chinesische Abnehmer nutzten Kursrücksetzer zum Einstieg, erläuterte Anlagestratege Alastair Munro vom Brokerhaus Marex. «Dazu kommen Gerüchte über ein Handelsabkommen zwischen den USA und China.» Dies verhalf Minenbetreibern wie Antofagasta oder Rio Tinto zu Kursgewinnen von bis zu 2,6 Prozent.

«Genius Act» gibt Kryptowährungen Auftrieb

Gleichzeitig hellte ein US-Gesetz die Stimmung am Kryptowährungsmarkt auf. Bitcoin nahm daraufhin zeitweise Kurs auf sein jüngstes Rekordhoch von gut 123'000 Dollar. Ethereum erreichte mit 3675,81 Dollar den höchsten Stand seit mehr als sechs Monaten und Ripple markierte mit 3,6628 Dollar einen Bestwert.

Der US-Kongress hatte ein Regelwerk für sogenannte Stablecoins, deren Kurs an einen Basiswert wie den US-Dollar oder Gold gekoppelt ist, verabschiedet. «Stablecoins sind nicht mehr bloss ein Schattenprodukt der Kryptoökonomie, sondern erhalten faktisch den Status regulierter Finanzinstrumente», sagte Kryptowährungsexperte Joshua Krüger vom Branchenverband dEuro Association. «Auch wenn sich der Geltungsbereich auf die USA beschränkt, wird der ‹Genius Act› unweigerlich zum globalen Referenzrahmen.»

Kurssturz bei Salzgitter und Electrolux

Bei den deutschen Aktienwerten sorgte Salzgitter mit einem Kurssturz von fast 21 Prozent für Aufsehen. Das war der grösste Tagesverlust der Firmengeschichte. Der zweitgrösste deutsche Stahlkonzern hatte nach einem unerwartet schwachen Halbjahr seine Ziele für 2025 zurückgeschraubt. Der Ausblick sei deutlich düsterer als befürchtet, sagte ein Börsianer.

Die Titel von Electrolux flogen ebenfalls aus den Depots und verloren in Stockholm gut 14 Prozent. Die «AEG»-Mutter hatte die Gewinnerwartungen nur durch den Verkauf einer Marke in Indien übertroffen. Ausserdem schwächele das Europa-Geschäft wegen des harten Wettbewerbs, schrieben die Analysten der Bank Citigroup und des Vermögensberaters Kepler Cheuvreux übereinstimmend.

(Reuters)