Der Anteil der stark gestressten Arbeitnehmer steige kontinuierlich und die Erschöpfung breite sich aus, teilte Travailsuisse am Freitag an einer Medienkonferenz mit. Stress habe sich damit in den letzten Jahren als grösstes Problem der Arbeitswelt manifestiert.

Eine überwältigende Mehrheit von 84,2 Prozent der Arbeitnehmer sei gelegentlich nach der Arbeit zu erschöpft, um sich noch um private oder familiäre Angelegenheiten zu kümmern. Für mehr als jeden und jede Dritte sei dies sogar oft oder sehr häufig der Fall, was für Travailsuisse einer dauerhaften Erschöpfung gleichkommt.

«Die Bekämpfung von Stress muss zu einer absoluten politischen Priorität werden», forderte deshalb Travailsuisse-Vizepräsidentin und Nationalrätin Léonore Porchet (Grüne/VD).

Gesundheitliche Einschränkungen belasten

Das «Barometer Gute Arbeit» beleuchtete auch die Situation von Arbeitnehmenden mit gesundheitlichen Einschränkungen. Der Umfrage zufolge ist jede dritte Person von solchen Einschränkungen betroffen, rund die Hälfte von ihnen fühlt sich dadurch bei der Arbeit limitiert.

Auffällig sei dabei, dass selbst bei Arbeitnehmern, die sich stark eingeschränkt fühlten, bei mehr als zwei Dritteln keine Anpassung der Arbeit oder des Arbeitsplatzes erfolgt sei, hielt Travailsuisse fest. Als Folge davon beurteilen Arbeitnehmer mit einem gesundheitlichen Problem die Qualität der Arbeitsbedingungen durchgehend schlechter als ihre gesunden Kollegen.

Mehr Weiterbildungsförderung

Positive Entwicklungen sind dagegen im Bereich der Weiterbildung festzustellen. So zeige sich bei der Weiterbildungsförderung ein stärkeres Engagement der Arbeitgeber - allerdings mit grossen Unterschieden je nach Unternehmensgrösse und Beschäftigungsgrad der Angestellten.

Insbesondere bei der Anrechenbarkeit an die Arbeitszeit seien Fortschritte erzielt worden. Nicht verändert hat sich gemäss Travailsuisse hingegen der Anteil der Kostenübernahme durch die Unternehmen. So erhalte fast die Hälfte aller Angestellten keine oder nur eine teilweise finanzielle Unterstützung für ihre Weiterbildungsbemühungen.

«Es braucht eine Weiterbildungsoffensive, die Unterstützung bei den direkten und indirekten Kosten muss ausgebaut werden», forderte Adrian Wüthrich, der Präsident von Travailsuisse.

Für das «Barometer Gute Arbeit» wurden rund 1400 Personen zwischen 16 und 64 Jahren aus der erwerbstätigen Bevölkerung in der Schweiz online befragt.

(AWP)