Die Ausgangslage für Sparer ist seit Jahren dieselbe: Wer keine Risiken eingehen will oder kann, der muss sich mit dem Kapitalerhalt begnügen – wenn nicht sogar leichte Verluste in Kauf nehmen. So fällt der Vermögensaufbau noch schwerer als in «normalen» Zeiten mit einem Zinsniveau von mehreren Prozent im Schweizer Franken. Alternativen zum Sparkonto bleiben also auch in den kommenden Jahren gefragt.
Im letzten Jahrzehnt sind jene besonders gut gefahren, die ihr Geld in Immobilien investiert haben. Doch mittlerweile sind die Preise in der Schweiz auf einem Niveau angelangt, das zur Vorsicht mahnt. Bei selbstbewohnten Objekten mögen die Preise noch verkraftbar sein. Im Fall von Renditeobjekten wird die Luft aber dünner. Wer nicht nur auf die Ausschüttungsrendite blickt, sondern eine Vollkostenrechnung macht, der wird staunen, wie wenig Ertrag pro Jahr netto in der Kasse landet.
Was übrig bleibt, sind etwa Aktien, Obligationen und alternative Anlagen. Wir geben Antworten auf Fragen, die es ermöglichen sollten, auch in diesem herausfordernden Umfeld mit diesen Finanzprodukten langfristig eine Rendite von mehreren Prozent pro Jahr auf das eingesetzte Kapital zu erwirtschaften. Oder die zumindest helfen, Fehler beim Anlegen zu vermeiden.
Bei Investitionen in den Aktienmarkt lautet eine der wichtigsten Erkenntnisse, dass es den richtigen Einstiegszeitpunkt nicht gibt. Es ist Zufall, wenn es einem Anleger gelingt, zu Tiefstpreisen zu kaufen und beim Hoch auszusteigen. Sie sollten besser nicht versuchen, den Markt zu timen. In der Vergangenheit wurden alle belohnt, die auf Aktien gesetzt haben. Dank Dividendenzahlungen und dem Zinseszinseffekt haben Schweizer Aktien in den vergangenen Jahrzehnten durchschnittlich 7,8 Prozent rentiert, Obligationen lediglich 4,4 Prozent. Und auch wer zum dümmsten Zeitpunkt (auf dem Hoch 1973) einstieg, verdiente nach zwölf Jahren wieder Geld.
Grundsätzlich gilt es, zwischen Indizes, die nach Marktkapitalisierung gewichtet sind, und solchen mit alternativen Gewichtungen zu unterscheiden. Letztere bilden die Basis für Smart-Beta-ETF, sie fussen auf Bewertungskriterien wie etwa «tiefe Volatilität». Meiden Sie zuletzt besonders erfolgreiche Faktorstrategien (siehe Punkt 10) und halten Sie Abstand von Indizes wie dem Schweizer SMI, die einzelne Branchen massiv übergewichten. Sonst werden Klumpenrisiken ins Portfolio gelegt.
Ausgedient haben höchstens «benchmark hugers», sprich Fonds, die sich sehr stark an ihrem Referenzindex orientieren. Dort sind die Kosten relativ zur Performance zu hoch. Und Fonds auf grosse und effiziente Aktienmärkte wie den amerikanischen S&P 500 rentieren wegen der Kosten langfristig schlechter als entsprechende ETF und Indexfonds. Für exotische Märkte (Aktien und Anleihen aus Frontier Markets und Schwellenländern) sind aktiv verwaltete Fonds indexierten Anlagen vorzuziehen. Spezielle Anlagestile wie «Value» sollten ebenfalls im Fondsmantel gekauft werden. Überzeugte Portfoliomanager haben viel eigenes Geld in ihren Fonds.
ln den meisten Banken haben «CIO Offices» Einzug gehalten, die nach einem Top-down-Ansatz die Vermögensallokation festlegen und diese periodisch anpassen. Intern setzen dann Teams diese Vorgaben um und kaufen entsprechende Anlagen, die zu Mandaten gebündelt werden. Das hat viele Vorteile. So sind die Mandate auf Ihr jeweiliges Risikoprofil abgestimmt und die Positionen werden ständig überwacht. Das hat allerdings auch seinen Preis. Mit allen anfallenden Kosten (die Sie zum Teil nicht sehen) dürfte ein Mandat rund 2 Prozent Gebühren pro Jahr bei einer Grossbank kosten.
Das hängt vor allem von Ihrer finanziellen Potenz ab. Wenn Sie ein guter Kunde der Bank sind, dürfte Ihnen diese bei den Handelskonditionen auf Nachfrage deutlich entgegenkommen.
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Sonst sind Banken meist viel teuerer als Online-Broker. Achten Sie aber nicht nur auf die Kosten, sondern auf die Angebotsvielfalt.
Mit Put-Warrants und Short Minifutures lässt sich ein Aktienportfolio unkompliziert absichern. Erstere sind von der Volatilität abhängig. Ist diese tief, sind Warrants günstig. Auf Minifutures hat die «Vola» keine direkte Auswirkung. Warrants sollten nahe am Ausübungspreis gekauft werden, denn falls der Basiswert korrigiert, steigt der Wert des Warrants relativ linear. Uns dünkt, dass solche Produkte aber eher zur Spekulation als zur Absicherung gekauft werden. Absichern geht auch einfach. Die Titel, die Sie zum heutigen Kurs nicht mehr kaufen würden, sollten Sie verkaufen.
Ein anderer Spruch besagt «So wie im Januar wird das ganze Jahr». Wir erinnern uns: Der Januar war renditestark, die Verwerfungen Anfang Februar indes trübten die Aussichten auf das Gesamtjahr ein. Ob man nun verkaufen soll? Als der Spruch in Mode kam, verabschiedeten sich Börsenhändler im Mai in lange Sommerferien mit dünnen Handelsvolumen. Deshalb auch der Zusatz «but remember to come back in September». Im Zeitalter der Algorithmen hat das Bonmot keine Aussagekraft mehr. Es dreht sich alles um Marge, Cashflow, Bewertung, Wachstum und Charttechnik.
Vermögen, das Sie in den nächsten fünf bis zehn Jahren nicht zum Leben brauchen, investieren Sie besser nach wie vor in Aktien, als dass Sie diese Gelder konservativ anlegen. Die Chance, hundert Jahre alt zu werden, ist für Sie real. Somit sollte ein Teil Ihres Geldes potenziell wertvermehrend und entsprechend risikoreicher angelegt sein. Durststrecken sitzen Sie einfach aus. Der Rat, im Alter weniger Aktien zu besitzen, hängt damit zusammen, dass Sie keine Möglichkeit mehr haben, durch Lohneinkünfte Kursverluste auszugleichen.
Nachhaltigkeitskriterien spielen bei der Aktienauswahl eine immer grössere Rolle. Selbst Banken, die das Thema erst vor kurzem für ihre Kunden entdeckt haben, tun so, als seien sie Pioniere in dem Bereich. Lombard Odier und Robecosam sind Anbieter, die ESG (steht für environmental, social, governance) und Sustainable Investing seit langem ganz oben auf ihrer Prioritätenliste stehen haben. Lombard Odier zeigt in Studien, dass seit dem Pariser Klimaabkommen am Aktienmarkt ein Paradigmawechsel stattgefunden hat. Unternehmen, die ESG-Kriterien nicht erfüllen, schneiden seither viel schlechter ab als vorbildliche Gesellschaften. Einzelne Fondsspezialisten sagen sogar, dass nicht ESG-konforme Firmen in Zukunft kein Geld mehr über den Kapitalmarkt aufnehmen können.
Mit Private Equity liess sich vor zwanzig Jahren richtig viel Geld verdienen und vor zehn Jahren war das immer noch der Fall, wenn auch in einem geringeren Ausmass. Heute ist es selbst für hochspezialisierte Firmen wie Partners Group mit einem riesigen Beziehungsnetz schwierig, attraktive Private-Equity-Engagements zu finden. Dieser Verlauf ist typisch. Entsteht eine Anlageklasse neu, ist die Transparenz tief und die Renditen sind hoch. Je mehr sich das ändert, desto unvorteilhafter wird das Rendite-Risiko-Profil, denn die Nachfrage übersteigt das Angebot bei weitem. Als Folge sinken die Erträge.
Die Schwierigkeit beim Investieren in Megatrends besteht darin, das passende Finanzprodukt auszuwählen. Leider handelt es sich bei diesen Anlagen oft um marketinggetriebene Investmentlösungen. Die Geschichten klingen überzeugend, doch renditetechnisch werden die Versprechen nicht immer eingelöst. Besonders wenn ein Trend erst jung ist, ist es schwierig, geeignete «pure plays» zu finden. Aktienkörbe wirken zum Teil etwas willkürlich zusammengestellt.
In unserer globalisierten Welt sind alle Grosskonzerne international diversifiziert. Wer also in die Aktienschwergewichte eines beliebigen Landes investiert und in Titel kleinerer Weltmarktführer, stützt das Portfolio bereits breit ab. Dennoch ergibt es Sinn, Aktien nicht nur aus einem Währungsund Zinsraum zu kaufen. Zurzeit, da internationale Investoren von anderen Regionen mehr angetan sind als vom Schweizer Kapitalmarkt, lässt sich so eine bessere Rendite erzielen.
Als Privatanleger meiden Sie diese Finanzprodukte besser. Um in richtig gut laufende Hedgefonds investieren zu können, fehlt Ihnen das dafür notwendige Kapital. Oft sind Mindesteinlagen von bis zu 100 Millionen Dollar vonnöten. Die für Sie zugänglichen Produkte sind vor allem in einem Punkt «meisterlich» – den hohen Gebühren. Verwaltungsgebühren von 1,5 bis 2 Prozent und 20 Prozent Performance-Fee sind nach wie vor üblich. Dach-Hedgefonds sind eine Alternative für Private. Doch auch hier wird meist zu viel bezahlt.
Die meisten Robo-Advisors sind relativ simpel aufgebaut. Zuerst wird anhand von wenigen Fragen das Risikoprofil des Kunden ermittelt und in einem nächsten Schritt die darauf abgestimmte Vermögensallokation mit Indexanlagen umgesetzt. Das geschieht zu vergleichsweise tiefen Kosten. Das ist das Hauptargument der Anbieter für Engagements. Noch mussten Robo-Advisors keine Krise bewältigen. Erst dann wird sich weisen, ob die Kunden nicht doch gerne einen Berater zur Hand hätten. Wer sich mit Indexanlagen auskennt, kann ein einfaches Robo-Portfolio selbst bauen. Dann sind die Kosten noch deutlich tiefer.
Wir gehen für die kommenden Monate nicht davon aus. Da der Preis von Bitcoin und Ether jedoch nur durch Angebot und Nachfrage zustande kommt, ist das aber durchaus möglich. Hier zeigt sich die Krux dieser neuen Anlageklasse – fundamentale Kriterien zur Bewertung fehlen. Der zugrundeliegenden Blockchain-Technologie wird disruptives Potenzial zugetraut. Doch das wird noch eine Weile (mehrere Jahre) dauern, bis Anwendungen skalierbar sind und die Realwirtschaft durchdringen. Welche Technologie sich dann durchsetzt, ist momentan (noch) nicht absehbar. Alles in allem – hoch spekulativ.
Die Chance ist gross, dass Kreditsuchende auf diesen Private-Debt-Portalen bei traditionellen Kreditvermittlern abgeblitzt sind oder auf eine tiefere Zinslast hoffen als bei Banken. Sie sollten sich fragen, weshalb sie einer Privatperson attraktivere Kreditkonditionen als ein Finanzinstitut gewähren. Als Privatperson werden Sie die Ausfallrisiken (selbst wenn Sie den Investitionsbetrag auf viele Kredite verteilen) kaum verlässlicher einschätzen können als professionelle Anbieter. So gesehen, sollten Sie einen höheren Kreditzins verlangen können als eine Bank. Auch in diesem Bereich zeigen sich die Auswirkungen des Tiefzinsumfelds. Viele suchen händeringend nach Renditemöglichkeiten, und gehen dafür sehr hohe Risiken ein.
In der Schweiz muss der Umweg über Robo-Advisors (siehe Punkt 14) genommen werden. Wenige Banken bieten zu gewissen Themen (siehe Punkt 11) ETF-Sparpläne an. Doch das Angebot ist stiefmütterlich. Ein Manko, denn ETF-Sparpläne würden sich ideal zum Vermögensaufbau eignen oder auch für den «Götti-Batzen». Da Indexanlagen ein Volumengeschäft sind, scheuen die meisten Banken den Aufwand, den ETF-Sparpläne mit sich bringen – sprich, sie verdienen daran zu wenig.
Das Wichtigste zuerst – Sie müssen verstehen, was Sie kaufen. Sei es das Auszahlungsprofil, den/die Basiswert(e), die Bonität des Emittenten und das Rendite-Risiko-Verhältnis. Besonders bei Letzterem verschätzen sich Anleger regelmässig. Fragen Sie beim Bankberater nach, wie hoch die angenommene Wahrscheinlichkeit einer Barriereverletzung eines Basiswerts ist. Falls Sie diese Information überhaupt bekommen, werden Sie möglicherweise staunen, wie wahrscheinlich eine Barriereverletzung oft ist. Meiden Sie Strukturen mit sehr tiefen Barrieren und verhältnismässig hohen Coupons. Reisst die Barriere, fahren Sie Verluste ein, die Sie lange nicht (wenn überhaupt) wettmachen werden. Ein Coupon von 4 Prozent ist dann ein schwacher Trost. Ein Blick in den Sekundärmarkt kann sich aber immer mal wieder lohnen.
Ja und Nein. Naturkatastrophenanleihen sind vom Risikoprofil her unabhängig von der Entwicklung an den Finanzmärkten. Ob ein Wirbelsturm grosse Schäden anrichtet, hat nichts mit der fundamentalen Verfassung kotierter Unternehmen zu tun. Doch wenn erneut eine Krise an den Finanzmärkten tobt, dürfte die Korrelation von Anlagen, die sich in normalen Zeiten dekorreliert voneinander entwickeln, steigen. Wollen oder müssen beispielsweise viele Cat-Bonds-Besitzer gleichzeitig Positionen veräussern, wird das auf den Kurs von Katastrophenanleihen einen Einfluss haben. Ähnlich wie bei Aktien von Rückversicherern sind auch Cat Bonds besonders nach grossen Schäden kaufenswert.
Sobald Sie 40'000 bis 50'000 Franken auf einem Konto angespart haben, sollten Sie ein neues 3a-Konto eröffnen. Das können Sie bis zu fünfmal tun, um bei einer gestaffelten Auszahlung die Steuerprogression zu brechen. Wir raten Ihnen, dieses Mal in ein Fondskonto mit hohem Aktienanteil einzuzahlen. Mittlerweile bieten einige Banken und Versicherungen Vorsorgefonds an mit Aktienanteilen von 75 bis beinahe 100 Prozent. Das wäre eine sinnvolle Ergänzung zum Sparkonto. Falls Ihr Anlagehorizont mehr als zwanzig Jahre beträgt, sollten Sie die mit einem so hohen Aktienanteil verbundenen Risiken schultern können (siehe Punkt 1). Falls Ihnen das trotzdem zu unsicher ist, ist die Vorsorgelösung des Startups Viac (WIR-Bank) möglicherweise die passende Lösung für Sie. Dort können Sie den Aktienanteil monatlich anpassen – von 0 bis 100 Prozent. In den Aktienmarkt wird über ETF und Indexfonds investiert. Die Barmittel werden aktuell mit 0,3 Prozent pro Jahr verzinst.
US-Bank-Aktien dürften sich in den kommenden Quartalen überdurchschnittlich gut entwickeln. Steigende Zinsen unterstützen die Gewinnentwicklung. Auch spanische und französische Banken könnten zu den Gewinnern zählen, ebenso wie Schweizer Versicherungsaktien. Risikofähigere greifen bei Halbleiter-Firmen zu.
Dieser Text erschien zuerst bei der «Handelszeitung» unter dem Titel «21 Tipps – So legen Sie Ihr Geld richtig an».