Herr Bates, der US Leitindex S&P 500 ist beim Rekordhoch. Ist dies angesichts der Unsicherheit über die US-Konjunktur gerechtfertigt?
Peter Bates: Kurzfristig bin ich vorsichtig. Bei schlechten Inflationszahlen könnten wir rasch eine zehnprozentige Korrektur sehen. Aber langfristig orientierte Anleger können auch auf diesem Niveau Geld verdienen. Der US-Aktienmarkt hängt an der US-Wirtschaft und ist die grösste Vermögensbildungsmaschine der Welt.
Ein Soft Landing gelingt nur selten, ist aber eingepreist. Sind Sie im Soft-Landing-Camp?
Ich bin im «defensiven Camp». Die Wahrscheinlichkeit eines Soft Landings ist gestiegen, der Markt aber auch. Weil nicht klar ist, ob das Soft Landing gelingt, haben wir kurzfristig Risiken. Auch sind die Gewinnerwartungen mit zwölf Prozent für die USA noch zu hoch.
Wann gibt es an den Börsen wieder grünes Licht? Schauen Sie auf bestimmte Indikatoren?
Es ist immer schwer zu sagen, auf welche kurzfristigen Indikatoren der Markt positiv reagiert. Derzeit bin ich stark in defensiven Unternehmen investiert. Korrigiert der Markt, leiden diese Titel weniger. Ab einem bestimmten Zeitpunkt verkaufe ich diese Aktien dann und wechsle in zyklischere Werte. Aber das perfekte Timing ist fast unmöglich. Entscheidend ist, investiert zu sein. Denn langfristig sind Aktien der richtige Ort, um Wachstum zu erzielen. Wer die fünf besten Tage an den Börsen verpasst, verzichtet auf den halben Jahresgewinn.
Welche defensiven Titel gefallen Ihnen in dem Umfeld?
Etwa Zurich Insurance oder Münchener Rück. Die sind unabhängig von der Konjunktur. Ist das Hard Landing eingepreist, fahre ich hier die Ernte ein und verlege mich in den zyklischen Bereich.
Wohin genau?
Zu Unternehmen, die von der Neuorganisation der globalen Lieferketten und deren Verlagerung weg von China profitieren. Dazu zählen Firmen wie Steel Dynamics, Ashtead oder Canadian Pacific Railroad.
Für Unsicherheit sorgen 2024 Wahlen. Wie würde sich ein Wahlsieg Donald Trumps auswirken?
Solange die Macht geteilt ist und nicht eine Partei den Präsidenten, das House und den Senat gewinnt, funktionieren die Checks and Balances, dann ist für die Märkte alles gut.
Dieser Artikel erschien zuerst im Digitalangebot der Bilanz unter dem Titel: "Die Gewinnerwartungen sind noch zu hoch"
1 Kommentar
Ich habe eine mini position in einem chf swiss dividend etf. Gekauft zirka vor 5 monaten. Der dümpelt immer so +- 3% um den einstandspreis rum. Aktuell ist er bei 0% gewinn. Das übrige vermögen ist seit jahren in US-Aktien. Hauptsächlich tech. Da gings um 30% hoch in den letzten wochen. 2023 ja sowieso. Bei nvidia und meta sogar noch mehr. Von daher ja, die usa ist ein vermögensbildungsmonster. Mir kanns recht sein.