Auch für den bisherigen Jahresverlauf steht Delivery Hero als klarer Gewinner an der Börse fest: So hat das Papier seit dem Jahreswechsel um rund 55 Prozent an Wert zugelegt. Längerfristige Anleger haben allerdings das Nachsehen, denn vor allem in der Corona-Pandemie hatte sich die Aktie überproportional verteuert. Zu dem Zeitpunkt wurden Restaurants geschlossen und Menschen durften nicht ausgehen. Die Anleger kauften entsprechend die Papiere in der Hoffnung, dass sich das Bestellverhalten der Menschen zugunsten der Online-Anbieter ändert. Mit dem Ende der Pandemie verflog dann aber die Begeisterung, auch für Lieferdienste wie Just Eat Takeaway oder den Kochboxen-Versender Hellofresh .
Popp war im vergangenen Jahr zum MDax-Konzern gestossen und wird Kreisen zufolge intern als mögliche Nachfolgerin von Emmanuel Thomassin gehandelt. Der Manager war im Oktober nach gut zehn Jahren als Finanzvorstand bei Delivery Hero in gleicher Funktion zum britischen Fintech Wise gewechselt. Er gilt als enger Vertrauter von Delivery-Hero-Chef Niklas Östberg.
Anders als beim Barmittelfluss stellt der Essenslieferant sich beim operativen Gewinn jetzt aber pessimistischer auf: Das um Sonderposten bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) dürfte am unteren Ende der Spanne von 725 bis 775 Millionen Euro liegen. Analysten rechneten bislang mit dem Mittelwert. Die angepasste Prognose verwundert, nachdem Delivery Hero noch Ende Juli gleich mehrere Teams in Europa und Asien zusammengeworfen hatte. Die Veränderungen würden «einige» Mitarbeiter betreffen, hiess es damals. Mit solchen Massnahmen schärfen Unternehmen üblicherweise ihre Profitabilität nach.
Zugleich hofft Delivery Hero darauf, dass die Kunden weiter kräftig Essen und Alltagsgegenstände bestellen: Der Gesamtwert aller Warenkörbe inklusive Gebühren (GMV) dürfte 2024 währungsbereinigt nun ein Wachstum am oberen Ende der Bandbreite von sieben bis neun Prozent verzeichnen, hiess es am Donnerstag. Auch bei der Spanne für das gutscheinbereinigte Erlösplus (Segmenteumsatz) rechnet Delivery Hero ohne Wechselkurseffekte jetzt mit dem oberen Ende.
Hoffnung schöpft der Konkurrent der Lieferando-Mutter Just Eat Takeaway aus dem Bestellverhalten seiner Kunden. So stieg der Gesamtwert aller Warenkörbe inklusive Gebühren (GMV) währungsbereinigt um neun Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 12,2 Milliarden Euro. Ohne das lahmende Asien-Geschäft wäre der prozentuale Zuwachs deutlich höher ausgefallen. Der Umsatz stieg ohne Wechselkurseffekte um fast ein Viertel auf 3,2 Milliarden Euro. Analysten hatten damit gerechnet.
Delivery Hero will mit Abos die Kunden bei der Stange halten. Bei der südostasiatischen Marke Foodpanda etwa erhalten Abonnenten für die kostenpflichtige Mitgliedschaft zum Beispiel Rabatte auf Supermarkt- und Restaurantbestellungen und sparen sich unter bestimmten Konditionen die Liefergebühren. Das sorgt dafür, dass klassische Lieferkunden auch auf die Möglichkeit für Bestellungen aus dem Supermarkt aufmerksam gemacht werden.
Auch Wettbewerber wie Uber Eats jonglieren mit diesen Abos, zeigen sich aber bei den beworbenen Vorteilen schrittweise geiziger. So zahlen Kunden zwar weiter denselben Monatspreis, müssen aber mittlerweile teilweise sogenannte «Servicegebühren» bezahlen - diese wurden Abonnenten zu Beginn noch komplett erlassen. Lieferdienste verlangen seit Kurzem neben klassischen Liefergebühren eine Abgabe für ihre Dienstleistung, um ihren Profitabilitätszielen näherzukommen./ngu/tav/niw/stk
(AWP)