Der deutsche Leitindex verlor 1,17 Prozent auf 22'839,03 Punkte. Der MDax gab um 0,23 Prozent auf 28'864,48 Zähler nach. Dabei rutschte der Index mit den mittelgrossen deutschen Unternehmen erst relativ spät in die Verlustzone.
Für eine weitere Annäherung an das Dax-Rekordhoch von 23'476 Punkten fehlte unter den Anlegern erneut die Überzeugung. Stattdessen sank der Index wieder klar unter die 23'000-Punkte-Marke. Damit einher ging, dass er auch wieder knapp unter seinem 21-Tage-Durchschnitt aus dem Handel ging. Diese Linie ist bei Anlegern als Indikator für den kurzfristigen Trend beliebt.
Nach gutem Lauf an den Europa-Börsen hatten kurzzeitige Kursgewinne zuletzt häufiger schnelle Gewinnmitnahmen nach sich gezogen. Laut dem Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners herrscht Unsicherheit vor der Verkündung neuer US-Zölle. Vielen sei die Ungewissheit zu hoch, um jetzt in den Markt einzusteigen. Gerade Abgaben auf Autos könnten viele Dax-Unternehmen empfindlich treffen, erwähnte er.
Auf europäischer Bühne fiel der Leitindex EuroStoxx 50 am Mittwoch auch um mehr als ein Prozent. Dabei lieferten die US-Börsen keine eindeutigen Impulse, denn zum hiesigen Handelsschluss zeigten sie mit dem relativ stabilen Dow Jones Industrial und klaren Verlusten an der Nasdaq eine durchwachsene Tendenz.
Im Angesicht der Zollstreitigkeiten klaffen die Scheren der Kursentwicklung zwischen Europa und den USA schon länger auseinander. Laut dem VP-Bank-Strategen Manfred Hofer gab es dabei zuletzt auch Zweifel am Megatrend künstliche Intelligenz, der die Tech-Riesen aus den USA lange Zeit beflügelt hatte. Kurzfristig hält er die hierzulande aufkeimende Konjunkturhoffnung für eingepreist, doch mittelfristig sieht er in Europa weiteres Potenzial.
Mit Rheinmetall nahm der diesjährige Top-Performer mit einem Anstieg um 2,6 Prozent die Spitze im Dax ein. Dies gelang im Einklang mit anderen Rüstungsaktien, denn auch Hensoldt und Renk schafften es nach wechselhaftem Verlauf klar ins Plus. Der erst kürzlich in den MDax aufgestiegene Panzergetriebe-Hersteller Renk sieht sich angesichts prall gefüllter Auftragsbücher 2025 auf Kurs zu weiterem Wachstum.
Der zweitgrösste Dax-Gewinner waren Siemens Energy mit einem Anstieg um 1,7 Prozent. Frischen Wind gab ein «Handelsblatt»-Bericht zu den Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD, in denen der Bau neuer Gaskraftwerke thematisiert werde. Ein Thema war ausserdem der Verkauf eines Mehrheitsanteils am indischen Windkraftgeschäft.
Im MDax verwandelten Aroundtown deutliche Anfangsverluste in ein Plus von 3,5 Prozent. Im Zuge der Jahreszahlen des Immobilienunternehmens hoben Experten in ersten Reaktionen die noch fehlende Entscheidung über eine Dividendenzahlung hervor. Warburg-Analyst Andreas Pläsier lobte dann aber robuste Zahlen und einen positiven Ausblick.
Die Titel des Internetkonzerns United Internet arbeiteten sich mit plus 3,4 Prozent ebenfalls in positives Terrain vor und zogen damit auch jene der Mobilfunktochter 1&1 ein Stück weit mit sich. Enttäuschenden Ausblicken stand eine Dividendenüberraschung bei United Internet gegenüber, die bei Anlegern offenbar schliesslich überwog.
Im SDax hielt sich weiter Übernahmefantasie bei ProSiebenSat.1. Medienberichten zufolge prüft der schon länger als Bieter gehandelte Grossaktionär MediaForEurope eine mögliche Offerte. Am Hoch seit Sommer 2024 prallte der Kurs jedoch ab. Übrig blieb nur ein Plus von 1,3 Prozent.
Führend im Dax waren letztlich Jost Werke und Heidelberger Druck mit Anstiegen um 5,5 beziehungsweise 4,5 Prozent. Der Nutzfahrzeug-Zulieferer Jost rechnet nach einem Geschäftseinbruch im Vorjahr wieder mit Aufwind. Bei den Heidelbergern stützte ein Grossauftrag des Softwarekonzerns SAP im Geschäft mit Ladesäulen für die E-Mobilität.
(AWP/cash)