Auf Wochensicht jedoch verbuchte der Dax ein klares Plus von 2,0 Prozent, nachdem er am Montag erstmals über 23.000 Punkte geklettert war. Die vergangenen Tage hatten die von der voraussichtlich künftigen Regierungskoalition geplanten Milliardenkredite für Verteidigung und Infrastruktur das Börsenbarometer beflügelt. Noch stärker profitierte der MDax von diesen Impulsen: Er verbuchte einen Wochengewinn von 4,5 Prozent. Am Freitag schloss der Index der mittelgrossen Unternehmen 2,41 Prozent tiefer bei 29'560,30 Zählern.
Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,9 Prozent auf 5'468,41 Zähler abwärts. Ausserhalb des Euroraums legte der Schweizer SMI um rund 0,4 Prozent zu, während der britische FTSE 100 nahe am Vortagesschluss blieb. In den USA verlor der Dow Jones Industrial zuletzt 0,8 Prozent.
Die US-Wirtschaft schuf im Februar weniger Arbeitsplätze als erwartet. Dazu wurde der Beschäftigungsaufbau in den beiden Vormonaten ein wenig nach unten revidiert. Die Arbeitslosenquote legte überraschend zu. Analysten hatten im Schnitt mit einer Stagnation gerechnet. Trotz des Anstiegs bleibt sie aber weiter auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Der Anstieg der Löhne fiel erwartungsgemäss aus. «Per saldo dürfte die US-Notenbank weiterhin keine Eile verspüren, die Zinsen zu senken», kommentierte Ralf Umlauf von der Landesbank Helaba.
Von der Europäischen Zentralbank (EZB) können die Börsen in nächster Zeit wohl ebenfalls keinen Rückenwind erwarten. Diese hatte am Donnerstag zwar ihren Leitzins wie erwartet ein weiteres Mal gesenkt. Weil die Zollkonflikte mit der Regierung von US-Präsident Donald Trump die Teuerung anheizen könnten, warnen manche Notenbanker aber vor zu weitgehenden Senkungen. Ökonomen gehen daher davon aus, dass die EZB im April eine Zinspause einlegen könnte.
Am deutschen Aktienmarkt dominierten vor dem Wochenende Kursverluste. Bayer brachen um 6,5 Prozent ein. Der hoch verschuldete Chemie- und Pharmakonzern will sich auf der Hauptversammlung das Recht auf eine umfangreiche Kapitalerhöhung einräumen lassen. Anleger befürchten eine massive Verwässerung ihrer Anteile.
Infrastrukturtitel wie Siemens Energy , Hochtief und Bilfinger , die zuletzt deutlich von den geplanten deutschen Milliardenkrediten profitiert hatten, gerieten mit Abschlägen von bis zu gut 7 Prozent unter Druck. Die jüngst ebenfalls gefragten Rüstungsaktien Rheinmetall und Renk sackten um 7,0 beziehungsweise 6,6 Prozent ab.
Hensoldt büssten am MDax-Ende sogar mehr als 13 Prozent ein. Hier belastete auch eine Abstufung des Analysehauses Kepler Cheuvreux. Die gigantischen Aufrüstungspläne in Europa lieferten zweifellos gute Gründe, um auf einen Umsatzschub für den Spezialisten für Rüstungselektronik zu setzen, schrieb Experte Aymeric Poulain. Das Tempo, in dem die Aktien die Zukunft vorwegnähmen, sei aber gefährlich hoch. Die Aktien seien inzwischen «zu heiss, um sie zu halten».
Auch Autotitel litten unter Gewinnmitnahmen, die allerdings unterschiedlich hoch ausfielen. Am Vortag hatte die Branchenstimmung noch davon profitiert, dass Trump im Zollstreit mit Mexiko und Kanada einen einmonatigen Aufschub zumindest für US-Autohersteller gewährte. Zuletzt erweiterte der US-Präsident diese Ausnahme auf alle Auto-Einfuhren aus den beiden Nachbarländern, die unter das nordamerikanische Freihandelsabkommen USMCA fallen. Das gilt auch für Zulieferer.
Dagegen ist Konkurrent Volkswagen (VW) Nutzniesser des Aufschubs der Zollerhöhungen gegen Mexiko. Wie die US-Tochter der Wolfsburger mitteilte, fallen die in Nordamerika hergestellten Autos der Kernmarke VW Pkw beim Import in die USA unter die Regelungen des USMCA, was sie von Zöllen bis zunächst Anfang April ausnimmt. Dementsprechend verloren die VW-Titel lediglich 1,4 Prozent.
Der Automobilzulieferer Norma erwartet für das laufende Jahr keine grossen Sprünge. Vor allem das erste Halbjahr dürfte noch von einer zurückhaltenden Nachfrage geprägt sein, teilte das Unternehmen am Freitagnachmittag mit. Eine Belebung soll es voraussichtlich erst in der zweiten Jahreshälfte geben. Die Aktie verlor zweitschwächster Wert im SDax 5,9 Prozent.
(AWP)