Der Konzern muss sein US-Geschäft bis Anfang 2025 verkaufen, um einem Verbot in den USA zu entgehen. Davon wären etwa 170 Millionen Nutzer betroffen. Dagegen klagt das Unternehmen, weil es darin eine Einschränkung der Redefreiheit sieht.

Nachfolgend einige Informationen zu ByteDance:

Wer ist ByteDance?

Der Software-Entwickler Zhang Yiming gründete die auch als «App-Fabrik» bezeichnete Firma 2012 in Peking. Der laut Insidern bei einer Finanzierungsrunde Ende 2023 mit 268 Milliarden Dollar bewertete Konzern gilt als weltweit führend bei der Entwicklung von Algorithmen, die Nutzern weitere Inhalte vorschlagen. Damit hält ByteDance diese möglichst lange auf seinen wichtigsten Plattformen TikTok, Douyin und Toutiao.

Einen ersten Erfolg feierte ByteDance mit Toutiao 2012. Diese Nachrichten-App nutzt Künstliche Intelligenz (KI), um Nutzern ein personalisiertes Nachrichtenangebot zu präsentieren. Vier Jahre später folgte die Kurzvideo-Plattform Douyin, die ebenfalls wie Toutiao binnen eines Jahres mehr als 100 Millionen Nutzer hat. Ausserhalb der Volksrepublik debütierte Douyin unter dem Namen TikTok im Jahr 2017. ByteDance betont zwar, dass es sich um unterschiedliche Produkte handele, allerdings sind die Logos der beiden Plattformen identisch. Ausserdem ähneln sich die Apps von Douyin und TikTok in Aussehen und Funktion stark.

Der Gründer, der Chef und die wichtigsten Investoren

ByteDance-Gründer Zhang stammt aus der südöstlichen Küstenprovinz Fujian und studierte Softwareingenieurwesen an der Nankai Universität von Tianjin. Bevor er sich selbstständig machte, arbeitete er für verschiedene Technologiefirmen, darunter kurzzeitig auch für Microsoft.

Insidern zufolge leitete Zhang die Geschäfte bis zum Ausbruch der Coronavirus-Pandemie 2020 von Peking aus. Seither halte er sich verstärkt im Ausland auf, vor allem in Singapur. 2021 tritt Zhang als ByteDance-Chef zurück und übergibt das Ruder an Liang Rubo, einen Mitgründer und früheren Zimmergenossen aus Studienzeiten. Damaligen Aussagen zufolge will sich Zhang im Hintergrund um die langfristige Unternehmensstrategie kümmern.

Einer TikTok-Mitteilung vom Mai 2023 zufolge halten institutionelle Investoren wie Carlyle, General Atlantic und Susquehanna etwa 60 Prozent der ByteDance-Anteile. Weitere 20 Prozent gehörten den Beschäftigten, der Rest sei im Besitz von Zhang. Dieser verfüge aber über die absolute Mehrheit der Stimmrechte, betonen Insider.

ByteDance und die chinesische Regierung

Wie bei grossen chinesischen Unternehmen üblich, richtete Chinas regierende Kommunistische Partei 2014 eine Zweigstelle bei ByteDance ein, schreiben Staatsmedien. Das schürt Bedenken wegen möglicher staatlicher Einflussnahme. Diese Sorgen wachsen, als die Regierung 2019 einen einprozentigen Anteil an der Tochter Beijing ByteDance Technology erwirbt und einen Sitz im Aufsichtsrat dieser Firma erhält.

Im darauffolgenden Jahr wird ByteDance Ziel des verstärkten politischen Drucks der USA im Streit mit China. Der damalige US-Präsident Donald Trump will ByteDance per Dekret zum Verkauf von TikTok zwingen. US-Gerichte hindern ihn allerdings daran. Zu diesem Zeitpunkt überarbeitet die Regierung in Peking eine Liste mit Technologien chinesischer Firmen, die nur mit offizieller Genehmigung exportiert werden dürfen. Experten zufolge würde der Empfehlungsalgorithmus von TikTok unter diese Beschränkung fallen.

Die USA äussern ausserdem die Befürchtung, dass TikTok Daten seiner Nutzer mit der chinesischen Regierung teilen könnte. Die Videoplattform hat diesen Vorwurf mehrfach zurückgewiesen. Sie habe auch keinerlei Aufforderungen in diese Richtung erhalten. Die Europäische Union (EU) und andere Staaten nehmen TikTok wegen mutmasslich mangelnden Jugend- und Datenschutzes ebenfalls ins Visier.

Um die Bedenken wegen möglicher Spionage zu zerstreuen, geht TikTok eine Allianz mit dem US-Technologiekonzern Oracle ein und speichert die Daten seiner 170 Millionen US-Nutzer auf den Rechnern des Cloud-Anbieters («Project Texas»). Parallel dazu ruft die Video-App das «Project Clover» ins Leben. Bis Ende 2024 sollen die Daten europäischer Nutzer nur noch auf europäischen Servern gespeichert werden.

(Reuters)