Unter Anlegern wird mit den Verlusten die Sorge grösser, dass der September seinem Ruf als eher schlechter Börsenmonat gerecht wird. Der MDax büsste am Donnerstag mit minus 1,85 Prozent auf 24 752,09 Punkte noch mehr ein als der Dax, genauso wie der Eurozonen-Index EuroStoxx 50 mit einem Abschlag von 1,3 Prozent.

An den Überseebörsen herrschte über Nacht schlechte Stimmung. Aus China kamen schwache Wirtschaftsdaten mit dem Caixin-Index, der unter 50 Punkte und damit unter die Expansionsschwelle zurückfiel. Zudem verhängten die chinesischen Behörden wegen eines Corona-Ausbruchs erneut eine Ausgangssperre, diesmal in der südwestchinesischen Metropole Chengdu. Dies nährt die Sorge davor, dass sich die Pandemie einmal mehr auf die Lieferketten auswirkt.

Generell ist derzeit die hohe Inflation der Hauptbelastungsfaktor für die Märkte. Sie drängt die Notenbanken zu weiteren Zinserhöhungen und vermehrt so die Sorgen vor einer wirtschaftlichen Abkühlung oder einer Rezession. Am Tag bevor der wegweisende Arbeitsmarktbericht aus den USA kommt, blicken Anleger am Donnerstag daher verstärkt auf neue konjunkturelle Indikatoren - vor allem den ISM-Einkaufsmanagerindex für die US-Industrie. Der Ökonom Jens-Oliver Niklasch von der LBBW erwartet für diesen einen Rückgang auf 51,8 Punkte.

Schlechte Stimmung herrschte am Morgen im Chipsektor, weil die USA ihre Streitigkeiten mit China mit neuen Beschränkungen für den Export von Hochleistungschips von Nvidia verschärfen. Die Restriktionen betreffen Mikroprozessoren, die vor allem bei Anwendungen der künstlichen Intelligenz benötigt werden. Dies belastete die Aktien des US-Chipkonzerns nachbörslich und machte sich in der Folge auch beim Dax-Konzern Infineon mit einem Abschlag von 1,9 Prozent bemerkbar. Die Papiere des Branchenausrüsters Aixtron sackten um 2,1 Prozent ab.

Ein grosser MDax-Verlierer waren auch die 2,8 Prozent schwächeren Papiere der Lufthansa . Die Piloten der Fluggesellschaft haben für diesen Freitag einen ganztägigen Streik beschlossen. Händler betonten, dies überrasche keinen, belaste aber dennoch die Stimmung wegen der geschäftlichen Einbussen.

Ansonsten standen am Donnerstag Analysteneinstufungen im Fokus. Von JPMorgan gehen sie für zwei Kapitalgüterunternehmen in unterschiedliche Richtungen: Gea wurde vom Analysten Akash Gupta abgestuft auf "Underweight" in Erwartung einer verlangsamten Auftragsentwicklung im zweiten Halbjahr. Daraufhin rutschten die Papiere um 4,3 Prozent ab. Für Kion dagegen wird er optimistisch, die Aktie fiel aber dennoch um 1,2 Prozent.

Ihrem Abwärtsstrudel nicht entkommen können die Aktien der Shop Apotheke , die mit einem Abschlag von vier Prozent den Turbulenzen beim Wettbewerber Zur Rose folgten. Der Konkurrent nahm bei Kapitalmassnahmen weniger Geld ein als erhofft. Die Papiere sackten an der Züricher Börse um fast acht Prozent ab./tih/mis

(AWP)