Brüssel stand deren Zusammenschluss bisher skeptisch gegenüber, weil die Marktmacht der beiden Konzerne in Europa bei einigen Gasen wie Sauerstoff und Helium zu gross werden könnte. EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager hatte daher im Februar eine vertiefte Prüfung des Vorhabens eingeleitet.

Auch in weiteren Regionen seien voraussichtlich noch Verkäufe von Geschäftsbereichen nötig, teilte Linde mit. Dazu befänden sich Linde und Praxair in Gesprächen mit Behörden und seien auch in Verhandlungen mit möglichen Bietern. Anleger werteten das als gutes Zeichen, dass das Unterfangen insgesamt gelingt: Die Linde-Aktien zogen am Donnerstagvormittag als einer der Spitzenreiter im Dax um 3,5 Prozent an.

Die geplante Fusion ist der zweite Anlauf, nachdem ein erster im September 2016 an der Wahl des Firmensitzes und der Struktur eines vereinten Unternehmens gescheitert war. Die nun in Europa abzugebenden Teile von Praxair erzielten im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 1,3 Milliarden Euro. Linde und Praxair haben sich vorbehalten, bei den Verkäufen nicht mehr als 3,7 Milliarden Euro an Umsatz oder 1,1 Milliarden Euro an operativem Gewinn (Ebitda) abzugeben. Andernfalls könnten sie einen Rückzieher machen, falls grössere Verkäufe nötig sein sollten.

Der gesamte Deal soll spätestens bis Jahresende abgeschlossen sein. Da die Aktionäre bereits zugestimmt haben, kann die Fusion nur noch an zu hohen Auflagen oder dem Veto der Kartellbehörden scheitern. Die für August erwartete Entscheidung der EU-Kommission ist dabei die grösste Hürde. Sollten nicht alle Genehmigungen der Kartellbehörden bis zum 24. Oktober vorliegen, dann platzt der seit vergangenem Jahr geplante Zusammenschluss. Die Frist der EU-Kommission zur Prüfung läuft bis zum 24. August.

Die beiden Konzerne wollen sich zum grössten Industriegasehersteller der Welt zusammenschliessen. Mit 80 000 Mitarbeitern und 28 Milliarden Euro Jahresumsatz würden sie ein Viertel des Weltmarkts beherrschen. Die neue Linde plc soll von Praxair-Chef Steve Angel aus den USA heraus geführt werden. Die IG Metall befürchtet den Verlust von Arbeitsplätzen und Mitbestimmungsrechten./zb/men/stw/jha/nas

(AWP)