Als der Entscheid fiel, ging ein Raunen durch die "Champions Lounge" des Berner Fussballstadions. Nachdem Kutter in der Wahl zum Präsidenten 50,3 Prozent zugesprochen erhielt, war die Reihe an Kundert. Der frühere Chef des Ostschweizer Vakuumventil-Herstellers VAT bekam mit 50,6 Prozent nur einen Hauch mehr Stimmen.

Sprengkandidat gewinnt

Doch der knappe Vorsprung genügte, um Hans Hess an der Spitze des Verwaltungsrats abzulösen. Hess hatte Comet während vierzehn Jahren im Verwaltungsrat und zwölf davon als Präsident geprägt. Seinen Rücktritt kündigte er bereits vor gut einem Jahr an.

In der Folge leitete der Verwaltungsrat die Suche nach einem geeigneten Nachfolger ein und nominierte schliesslich im Dezember mit Kutter den Leiter des renommierten Münchner Fraunhofer-Instituts für Mikrosysteme für das Amt.

Auch Kundert stand auf der abschliessenden Liste mit sechs Kandidaten. Doch am Ende sei man zum Schluss gekommen, dass Kutter der richtige Mann für den Posten sei, betonte Hess vor den Aktionären. Dagegen wehrte sich Veraison, die 10 Prozent an Comet hält, vehement.

Ein Macher übernimmt

Veraison setzte stets auf Kundert. Er sei ein Macher und kenne die Industrie und die Märkte seit Jahrzehnten bestens, warb Veraison-Vertreter Andreas Weigelt für Kundert. Ihn brauche es, damit die Firma das volle Potenzial ausschöpfen könne.

Kundert nahm die Wahl dankend an und versprach, dass er mit den bestehenden Verwaltungsratsmitgliedern und der Geschäftsleitung gut zusammenarbeiten werde. Schliesslich kenne er die meisten von ihnen seit Jahren und pflege gute Kontakte.

Bezüglich der künftigen strategischen Ausrichtung liess sich der neue Präsident nicht in die Karten schauen. Er verschaffe sich in einer ersten Phase einen vertieften Einblick ins Geschäft und werde etwa das breite Produktportfolio durchleuchten, sagte er. Wichtig sei zudem, dass Comet bei der Besetzung offener Stellen im Management vermehrt auf interne Kandidaten setze.

Kundert bleibt unabhängig

Auch Veraison forderte zuletzt, dass Comet die Kräfte bündeln solle und kritisierte die vielen Wechsel im Management. In erster Linie hätten die Aktionäre mit Kundert jedoch eine starke Führungspersönlichkeit gewählt, der dank seiner Erfahrung und Marktkenntnis Comet vorwärts bringe, zeigte sich Veraison-Mitgründer Gregor Greber im Gespräch mit AWP über die Wahl erfreut.

Kundert seinerseits unterstrich, dass er als unabhängiger Kandidat angetreten und den Interessen aller Aktionäre verpflichtet sei. Er sehe sich mit seinem Beziehungsnetz als Türöffner für Comet am Halbleitermarkt.

Abschwächende Nachfrage

Die erfolgsverwöhnte Comet-Gruppe litt zuletzt unter der sich stark abschwächenden Nachfrage nach Komponenten zur Herstellung von Computerchips. Und noch sei nicht ersichtlich, ob sich der Markt bald erholen werde, sagte Hans Hess.

Nicht auf Touren kommt zudem das Geschäft mit der eBeam-Technologie, die vor allem in der Sterilisierung von Verpackungen zum Einsatz kommt. Etwas besser läuft es beim Verkauf von Röntgenröhren, die von Industriekunden etwa in der Materialkontrolle gebraucht werden.

Jany neu im VR

Nebst Heinz Kundert wählten die Aktionäre an der GV mit grossem Mehr den vom Verwaltungsrat vorgeschlagenen Patrick Jany und mit gut 62 Prozent den in der Präsidiumswahl unterlegene Kutter neu ins Gremium. Damit wächst der Rat um ein Mitglied auf sieben an. Rolf Huber, Gian-Luca Bona, Mariel Hoch und Franz Richter wurden im Amt bestätigt. An seiner ersten Sitzung am Abend bestimmte der Verwaltungsrat Huber zum Vizepräsidenten, der neu gewählte Jany übernahm die Leitung des Prüfungsausschusses.

Genehmigt wurden von den Aktionären auch der Dividendenvorschlag von 1,20 Franken je Aktie sowie eine von Veraison vorgeschlagene Statutenanpassung. Neu können Aktionäre, sofern sie zusammen mindestens 3 Prozent am Aktienkapital vertreten, das Traktandieren von Anliegen verlangen. Die 10-Prozent-Grenze für die Einberufung einer ausserordentlichen GV bleibt dagegen bestehen. Ein Antrag von Veraison zur Senkung auf 5 Prozent wurde abgelehnt.

mk/tp

(AWP)