Im Verlauf seien die Anschlusskäufe versiegt und die Anleger dazu übergegangen, Gewinne einzustreichen, heisst es am Markt. Das Geschäft verlaufe bisher aber in ruhigen Bahnen. Die Lockerungen der Pandemie-gedingten Einschränkungen stimmten die Anleger grundsätzlich zuversichtlich. Ab heute sind auch in der Schweiz Geschäfte, Restaurants, Museen und Bibliotheken wieder offen. Die Kinder gehen wieder in die Schule, und der öffentliche Verkehr läuft mit Normalfahrplan.

Die Corona-Pandemie sorge aber trotzdem weiterhin für Unsicherheit. Händler verwiesen darauf, dass die Unternehmen im In- und Ausland ihre Erwartungen nach unten revidierten. "Es ist eben auch viel Optimismus in den Kursen enthalten", sagt ein Händler.

"Keiner kann sagen, ob es nicht eine zweite Welle an Ansteckungen gibt und was dann geschieht", sagt ein anderer Händler. Sollte diese zweite Welle ausbleiben, dürfte der SMI die Marke von 10'000 Punkten wieder zurückerobern, lautet der Tenor. Andernfalls drohe "im schlimmsten Fall" ein Absturz auf bis zu 8'500 Zähler.

SMI 0,3 Prozent tiefer

Der SMI notiert um 11.0 Uhr 0,29 Prozent tiefer auf 9'637,36 Punkte. Der SLI, in dem die wichtigsten 30 Werte enthalten sind, sinkt um 0,50 Prozent auf 1'407,30 und der breite SPI um 0,22 Prozent auf 12'010,84 Punkte. 23 SLI-Titel geben nach und sieben legen zu.

Gewinnmitnahmen belasten die Aktien von AMS (-5,5 Prozent). Die stets sehr volatil gehandelten Aktien des Chipherstellers haben in der vergangenen Woche kräftig zugelegt.

Die Anteile von LafargeHolcim (-1,8 Prozent) stehen ebenfalls unter Abgabedruck. Der Zementkonzern hatte am Morgen darüber informiert, dass der Verkauf des gesamten Anteils von 85,7 Prozent an Holcim Philippines an die San Miguel Corporation geplatzt ist. Dabei ging es um einen Wert von 1,84 Milliarden Dollar. Die Absage sei zwar nicht ganz überraschend, dennoch sei sie eine Enttäuschung, kommentiert die Zürcher Kantonalbank. Da die Philippinen als einer der am schnellsten wachsenden Länder im Asien-Pazifik-Raum gelten, dürfte sich der Rückschlag insgesamt wohl in Grenzen halten, sagt ein Händler.

Zykliker und Finanzaktien weniger gefragt

Wenig gefragt sind ausserdem Finanz- und zyklische Werte. Swatch (-1,9 Prozent) und Temenos (-1,8 Prozent) stehen unter Druck. Auch gegenüber Sika (-1,5 Prozent) und Adecco (-1,0 Prozent) sind die Anleger sehr zurückhaltend. Partners Group fallen um 1,2 Prozent. Julius Bär sinken ein Prozent.

Die Anteile der Grossbanken UBS (-1,6 Prozent) und Credit Suisse (-1,5 Prozent) geben ebenfalls deutlich nach. Händler verweisen auf die Deutsche Bank, die ihren Kapitalpuffer mit der Emission einer eigenkapitalbezogenen Anleihe (Tier2) stärkt. Dies veranlasse die Anleger womöglich zu etwas mehr Zurückhaltung betreffend Bankaktien, sagt ein Händler.

Die Versicherer Swiss Life (-1,0 Prozent) und Zurich (-0,7 Prozent), die ihr Ergebnis in der laufenden Woche veröffentlichen, geben frühe Gewinne ab und rutschen ebenfalls in die Minuszone.

Pharma-Aktien laufen besser

Dagegen erfreuten sich die als wenig zyklisch geltenden Aktien wie Sonova (+1,9 Prozent), Lonza (+0,3 Prozent), Nestlé und Novartis (je +0,1 Prozent) etwas grösserer Nachfrage.

Logitech steigen am Tag vor der Veröffentlichung des Quartalsberichts um 0,4 Prozent. Der "Mäuse-Hersteller" zählt ebenfalls zu den Profiteuren in Zeiten von Homeoffice und Lockdown, heisst es.

Richemont gewinnen 0,2 Prozent. Der Luxusgüterhersteller veröffentlicht Ende Woche den Zwischenbericht.

Massives Plus bei Aryzta und Bobst

Im breiten Markt stechen Aryzta mit einem Plus von 6,4 Prozent heraus. Der als aktivistisch geltende Fonds Veraison hat die Beteiligung an dem angeschlagenen Backwarenhersteller auf 7,3 Prozent erhöht. "Das ruft sofort Trittbrettfahrer auf den Plan", sagt ein Händler.

Bobst gewinnen 5,4 Prozent. Der Maschinenbauer hat angesichts der gegenwärtigen Unsicherheiten auf dem Weltmarkt die Finanzprognose für das Jahr 2020 zwar kassiert. Damit stehe Bobst aber nicht alleine da, meinen Händler. Bobst habe zudem schon vor dem Ausbruch der Krise damit angefangen, sich zu reorganisieren und dürfte als Profiteur des Booms im Online-Handel dastehen, ist zu hören.

(AWP)