Wiederaufflammende Konjunkturängste und die Sorge vor stärker als erwartet steigenden Zinsen in den USA sorgten für einen Kursrutsch. Auslöser für die Beschleunigung auf der Talfahrt ist nach Ansicht von Marktteilnehmern US-Präsident Donald Trump, der die Geldpolitik der US-Notenbank Fed erneut in ungewöhnlich scharfen Worten kritisiert hatte.

"Ich denke, dass das Fed einen Fehler macht", hatte Trump in der Nacht auf Donnerstag auf die Frage eines Journalisten nach dem heftigen Kursrückgang an der Wall Street gesagt. Die Notenbank fahre geldpolitisch einen zu straffen Kurs. "Ich denke, dass das Fed verrückt geworden ist", doppelte er gar nach. Die Wall Street hatte einen ihrer schwärzesten Tage in diesem Jahr erlebt. Der Dow Jones-Index brach um 3,2 Prozent ein, die technologielastige Nasdaq rauschte gar um über 4 Prozent nach unten. Herbe Verluste gab es auch an Asiens Handelsplätzen.

Die Schweizer Börse schloss sich dem Trend an. Der SMI sackt bis Mittag um 2,4 Prozent auf 8684 Punkte nach unten. Der 30 Aktien umfassende SLI verliert um 2,3 Prozent auf 1384 Zähler. Letztmals war der SLI im Frühling unter die Marke von 1400 Punkten gefallen. Der breite SPI sinkt um 2,2 Prozent auf 10'246 Punkte. Von den 30 Bluechips stehen bis auf Sonova alle im Minus.

Keine Panik

Neben Trump und dem Fed mache die Warnung des Internationalen Währungsfonds (IWF) vor Börsenturbulenzen wegen des Zollstreits zwischen den USA und China die Anleger nervös, sagen Börsianer. Händler sprechen angesichts der allgemeinen Lage von Gewinnmitnahmen. "Es ist logisch, dass es auch mal runter geht. Von Panik würde ich aber nicht sprechen. Das wäre erst bei Kursverlusten von -5 oder -10 Prozent der Fall", sagt ein Marktteilnehmer.

Am heftigsten erwischt es die Bankentitel: Zuvorderst bei den Verlierern stehen Julius Bär (-4,6%), vor der UBS (-3,5%) und Credit Suisse (-3,0%). Auch Partners Group wurden heftig gerupft (-3,0%). GAM geraten gar um 4,9 Prozent unter die Räder. Die Sorgen an der Zinsfront treiben die Anleger aus den Papieren.

Ebenfalls in den Strudel der Nasdaq gerieten die Schweizer Technologiewerte: AMS büssen noch 1,7 Prozent ein. Allerdings macht der Halbleiterhersteller einen Teil der frühen Kursverluste wett. Bei Börsenbeginn war die Aktie des Apple-Zulieferers gar um über 7 Prozent abgestürzt. Die Übernahme von Teilen des Rivalen Dialog Semiconductor durch den US-Grosskunden Apple sorgt für Fantasie, denn die übernommenen Geschäftsaktivitäten stehen nicht in Konkurrenz zu AMS. Auch die Technologieunternehmen Logitech (-3,3%), Also (-4,8%) und Kudelski (-6,4%) werden heftig gerupft. Temenos büssen 2,4 Prozent ein.

China-Sorgen bei Luxusgüterherstellern

Die Luxusgüterhersteller Richemont (-2,9%) und Swatch (-2,4%) werden von China-Sorgen geplagt. Im wichtigsten Markt China schwächelt die Währung Yuan. Zudem spitzt sich der Handelsstreit mit den USA weiter zu. US-Präsident Donald Trump hat mit weiteren Strafzöllen gedroht.

Nicht ganz so stark mitgerissen von der allgemeinen Talfahrt werden indes die Schwergewichte Nestlé (-1,7%) und Roche (-2,1%). Rivale Novartis verliert dafür überdurchschnittlich (-2,7%). Am wenigsten Federn lassen müssen Vifor (-0,8%) und Sonova (gut gehalten).

Im breiten Markt stechen Ceva mit einem Kurssprung von über 30 Prozent auf 24,20 Franken hervor. Das Logistikunternehmen hat ein Übernahmeangebot für 27,50 Franken je Aktie abgelehnt. Von wem das Angebot kam, ist nicht bekannt. Ceva wird in seinem Widerstand vom Grossaktionär CMA CGM unterstützt, der mit einer möglichen Erhöhung des Aktienanteils für Ruhe sorgen will.

(AWP/cash)