Das Unternehmen ging damit auf einer Investorenveranstaltung am Donnerstag auf einige Forderungen von bedeutenden Aktionären ein. Diese sehen das Unternehmen unter Zugzwang, beim Gewinnwachstum zur Konkurrenz aufzuschliessen und aktionärsfreundlicher zu werden.

Anderen Forderungen etwa nach einem Ausstieg aus dem Deutschland-Geschäft oder dem Bankgeschäft erteilte Baloise-Verwaltungsratspräsident Thomas von Planta eine Absage. «In Deutschland wachsen wir in unseren Zielsegmenten», sagte er zur Nachrichtenagentur Reuters. «Deutschland trägt zur Kapitalstärke der Gruppe bei. Und auch zur Diversifizierung.» Auf den Prüfstand kommen könnte allerdings der Online-Versicherer Friday.

Anfang der Woche war bekanntgeworden, dass Cevian zum grössten Anteilseigner des Versicherers geworden ist. Der schwedische Anleger hat sich bislang nicht zu seinen konkreten Absichten geäussert, doch in der Vergangenheit hat er bei anderen Unternehmen etwa den Verkauf von Teilbereichen oder Wechsel an der Firmenspitze erwirkt. Baloise habe Cevian-Vertreter getroffen, erklärte von Planta. «Für die Erarbeitung der Strategie hatten wir Input von mehreren Investoren. Das haben wir seriös geprüft.» Cevian sei sehr erfolgreich. «Sie sehen, wie sie sagen, Potenzial in Baloise. Wir hören sehr genau zu.» De Planta stellte eine Erneuerung des Verwaltungsrats bei der Generalversammlung 2025 in Aussicht. «Dabei möchten wir das Versicherungs-Know-How im Verwaltungsrat stärken», sagte er. «Hier führen wir im Moment Gespräche.» De Planta selbst stehe für eine Wiederwahl zur Verfügung.

An der Börse fanden die bei der Investorenveranstaltung vorgelegten neuen Zielvorgaben keinen grossen Anklang. Ein kräftiges Kursplus zu Handelsbeginn verpuffte rasch wieder, die Baloise-Aktien rutschten 0,5 Prozent ins Minus und hinkten damit den europäischen Versicherungswerten hinterher. «Unseres Erachtens ist das nicht gut genug für Aktivisten», erklärte Vontobel-Analyst Simon Foessmeier. Auf den ersten Blick erschienen die Ziele nur mässig ambitioniert.

Mindestens 80 Prozent der Barmittel sollen an Aktionäre fliessen

Baloise will im Zeitraum 2024 bis 2027 Barmittel von mehr als zwei Milliarden Franken generieren und künftig 80 Prozent oder mehr davon an die Aktionäre ausschütten. Ergänzt werden soll das durch den Erwerb eigener Aktien. Ein erstes Rückkaufprogramm will der Konzern im Frühjahr 2025 prüfen, es könnte innerhalb eines Jahres vollzogen werden. Baloise will künftig eine Eigenkapitalrendite von zwölf bis 15 Prozent erzielen.

Das Unternehmen hatte sich im März von der jahrelang verfolgten sogenannten Ökosystemstrategie verabschiedet, bei der einem Kunden zusammen mit der Versicherung auch andere Dienstleistungen aus einer Hand angeboten werden, und eine Rückbesinnung auf das klassische Versicherungsgeschäft angekündigt. Im Schaden- und Unfallgeschäft soll die Rentabilität noch etwas hochgeschraubt werden: Der Schadenkostensatz soll in einem durchschnittlichen Zins- und Schadenumfeld im Bereich von 90 Prozent liegen und damit am unteren Rand des in der letzten Dekade erreichten Niveaus. Je niedriger die Kennzahl ist, desto gewinnbringender ist das Geschäft. Die Lebensversicherung soll mindestens 200 Millionen Franken zum operativen Ergebnis (Ebit) beitragen.

Im ersten Halbjahr stand unter dem Strich mit 219,8 Millionen Franken um 6,9 Prozent mehr Gewinn. Zwar schmälerten hohe Aufwendungen für Unwetterschäden im Heimatmarkt Schweiz das Ergebnis in der Schaden- und Unfallversicherung, in der Lebensversicherung und an den Finanzmärkten verdiente Baloise indes besser. Die Prämieneinnahmen waren mit 5,29 Milliarden Franken praktisch stabil.

(Reuters)