H1 2024 (in Mio Fr.) AWP-Konsens H1 2023 Betriebsertrag 1'993 2'029 Adj. Konzerngewinn 490 541 (in Prozent) Adj. Cost/Income-Ratio 68,9 65,3 (in Bp) Bruttomarge 88 93 (in Mrd Fr.) Net New Money (NNM) 3,5 7,1 Kundenvermögen (AuM) 470 471
FOKUS: Nachdem Julius Bär am Dienstag nach langer Suche einen neuen CEO bekannt gegeben hat, rücken nun am Donnerstag die Finanzergebnisse in den Vordergrund. Die Analysten erhoffen sich aber auch Angaben zu einem neuen Aktienrückkaufprogramm. Bezüglich der Ergebnisse erwarten sie im Mai und Juni weiter anziehende Nettoneugeldzuflüsse, nachdem die Bank nach den Negativ-Schlagzeilen um die hohe Signa-Kreditvergabe mit langsamen Zuflüssen gestartet war. Die verwalteten Vermögen werden allerdings durch den Abgang der Kairos-Vermögen (AuM rund 4,5 Mrd EUR) nach dem Verkauf der Tochtergesellschaft beeinträchtigt.
ZIELE: Die Mittelfristziele für die Periode 2023-2025 sehen eine adjustierte Vorsteuermarge von 28 bis 31 Basispunkten und ein adjustiertes Kosten-Ertragsverhältnis «unter 64 Prozent» vor. Beim adjustierten Gewinn vor Steuern wird eine jährliche Wachstumsrate von über 10 Prozent angestrebt. Die bereinigte Rendite auf dem Kernkapital (CET1) soll von 2023 bis 2025 über 30 Prozent betragen.
Die Bank hatte im Februar angesichts der hohen Abschreiber für Signa-Kredite zudem ihr Bruttoeinsparziel für den laufenden Strategiezyklus auf 130 Millionen Franken von 120 Millionen erhöht. Die volle Wirkung der Einsparungen soll bis Ende 2025 erreicht werden. Im laufenden Jahr sollen im Rahmen des Sparprogramms 250 Arbeitsplätze abgebaut werden. Gleichzeitig will Julius Bär im laufenden Jahr aber auch die Anzahl der Kundenberaterinnen und Kundenberater um weitere 60 bis 65 Personen erhöhen.
PRO MEMORIA: Am Dienstag hat die Bank Stefan Bollinger als neuen CEO präsentiert. Bollinger soll die Stelle des Julius Bär-Konzernchefs spätestens per Anfang Februar 2025 übernehmen. Er ist derzeit bei Goldman Sachs in London als Co-Leiter der Vermögensverwaltung für Europa, den Mittleren Osten und Afrika (EMEA) tätig. Der 1974 geborene Schweizer verfügt laut der Mitteilung über drei Jahrzehnte Erfahrung im Bankgeschäft und an den Finanzmärkten. Bis zu seinem Amtsantritt wird die Bank weiterhin von Nic Dreckmann als CEO ad interim geleitet.
Der frühere Julius Bär-CEO Rickenbacher hatte mit seinem Rücktritt Anfang Februar die Konsequenzen aus der hohen Kreditvergabe seines Instituts an den in Schieflage geratenen Immobilienkonzern Signa des österreichischen Investors René Benko gezogen. Diese hatte im vergangenen Winter zu zahlreichen Negativschlagzeilen in den Medien geführt. In der Folge schrieb Julius Bär im Jahresergebnis 2023 sämtliche Signa-Kredite in Höhe von 606 Millionen Franken ab. Der Konzerngewinn 2023 brach um die Hälfte ein.
Anfang Mai schloss Julius Bär den Verkauf der italienischen Tochtergesellschaft Kairos an die italienische Anima Holding ab. Damit werde Kairos auf dieses Datum aus der Julius Bär-Gruppe dekonsolidiert. Die Transaktion war bereits im November 2023 bekannt gegeben worden. Die italienische Kairos verwaltete Vermögen in Höhe von rund 4,5 Milliarden Euro. Anima zahlte laut den damaligen Angaben für Kairos insgesamt einen Preis von 20 bis 25 Millionen Euro an Julius Bär und die Mitgesellschafter, in die Kassen von Bär sollten davon 13 bis gut 16 Millionen fliessen.
Im Juli hatte Julius Bär die Position des Schweiz-Chef neu besetzt. Per 1. August 2024 wird Patrick Prinz für den Heimmarkt der Privatbank verantwortlich sein. Prinz ist derzeit noch Leiter des Marktes Deutschland & Österreich bei Julius Bär. Der frühere Schweiz-Chef Gilles Stuck war im Februar von seinem Posten zurückgetreten, interimistisch wird der Schweizer Markt von Sonia Gössi geleitet, der Leiterin Schweiz & Europa. Neu besetzt wird ab Anfang 2025 auch der Posten des Deutschland-Chef: Der von HSBC zu Julius Bär stossende Axel Hoffmans übernimmt von Heiko Schlag.
AKTIENKURS: Die Titel von Julius Bär haben im bisherigen Jahresverlauf einen Anstieg um beinahe 10 Prozent verzeichnet, und schneiden damit schlechter ab als der Gesamtmarkt (SPI) mit einem Plus von rund 12 Prozent. Bereits im 2023 entwickelten sich die Titel unterdurchschnittlich.
hr/tp
(AWP)