Das Programm soll Ausländern eigentlich Fachkenntnisse in der Landwirtschaft und im verarbeitenden Gewerbe vermitteln. Doch stattdessen werden diese sogenannten Trainees Anwälten zufolge von Firmen oft als billige Arbeitskräfte ausgebeutet und leben isoliert von der Gesellschaft. Oft haben sich die jungen Menschen verschuldet, um für das Programm nach Japan zu kommen. Wiederholt kam es zu tödlichen Unfällen und gar Suiziden. In Reaktion auf die Kritik veranlasste Japans Regierung die Erhebung und erwägt eine Überarbeitung des Programms.

Hierzu schickte das Arbeitsministerium Inspekteure in rund 10'000 Firmen, denen Fehlverhalten vorgeworfen wurde. In den meisten dabei aufgedeckten Fällen seien Sicherheitsauflagen zum Beispiel bei der Bedienung von Maschinen missachtet worden, hiess es. In fast 1700 Fällen sei es zudem zu exzessiven Arbeitszeiten und Unterschlagung von Löhnen durch die Arbeitgeber gekommen. So habe ein Unternehmen vier Praktikanten illegalerweise mehr als 100 Überstunden die Woche arbeiten lassen.

In 21 schweren Fällen sei die Staatsanwaltschaft eingeschaltet worden, hiess es. Man werde sich weiterhin bemühen, die Unternehmen zu überwachen und anzuleiten, wurde ein Beamter des Arbeitsministeriums zitiert. Ende vergangenen Jahres lebten demnach rund 325'000 solcher Ausländer in Japan. Im Vorjahr waren es noch rund 276'000 gewesen.

Ähnlich wie andere Länder braucht auch Japan angesichts einer rasanten Überalterung der Gesellschaft dringend mehr ausländische Arbeitskräfte, will allerdings kein Einwanderungsland werden. Japans Regierung sorgte dafür, dass mehr Frauen in den Arbeitsmarkt integriert und ältere Japaner länger beschäftigt werden. Zudem konzentriert sich die Wirtschaft sehr stark auf Digitalisierung und Automatisierung. Doch das reicht längst nicht mehr aus. Ohne ausländische Arbeitskräfte geht es auch in Japan nicht mehr./ln/DP/mis