Viele Marktteilnehmer sind sich einig, dass die Folgen der so genannten Carry Trades wesentlich zur jüngsten Volatilität beigetragen haben. Im Zuge der Abwertung des japanischen Yen haben sich Investoren über Monate hinweg viel Geld im Niedrigzinsgebiet Japan geliehen, um es anderswo anzulegen. Eine leichte Straffung der japanischen Geldpolitik erwischte dann viele Börsianer auf dem falschen Fuss, denn der Yen-Kurs erholte sich kräftig. So mussten sie beispielsweise Aktienpositionen schnell verkaufen, was eine Talfahrt an den Börsen auslöste. Neben den Konjunkturdaten wird auch die Berichtssaison das Geschehen bestimmen. Knapp 30 an der Schweizer Börse SIX kotierte Unternehmen legen diese Woche ihre Zahlen und Ausblicke vor.
Der Leitindex SMI notierte gegen 11.05 Uhr 0,10 Prozent höher bei 11'877,21 Punkten. Der SLI, der die 30 wichtigsten Titel umfasst, gewinnt 0,12 Prozent auf 1921,07 Punkte und der breiter gefasste SPI 0,13 Prozent auf 15'811,77 Punkte. Im SLI steigen 16 Titel, elf geben nach und drei sind unverändert.
Mit Kursgewinnen von jeweils mindestens 1 Prozent führen Logitech, Zurich und Swiss Re das Gewinnerfeld an. UBS, Partners Group, Swiss Life und Julius Bär gehören als weitere Vertreter des Finanzsektors mit Kursgewinnen von bis zu 0,5 Prozent ebenfalls zu den Favoriten der Anleger.
Bei Partners Group verweisen Händler auf Medienberichte, wonach der Finanzdienstleister einen Börsengang seines Portfoliounternehmens Techem in Frankfurt noch im September erwäge. Zur Wochenmitte dürfte die UBS im Rampenlicht stehen. Die Grossbank legt dann ihre Zahlen für das zweite Quartal vor.
Der Versicherer Swiss Re wiederum wird verstärkt gesucht, nachdem der deutsche Konkurrent Hannover Rück mit seinen Zahlen am Markt punkten konnte. Nicht nur der Reingewinn des Rückversicherers übertraf die Markterwartungen um 16 Prozent, auch die Combined Ratio fiel deutlich besser aus als von Analysten erwartet.
Neben Logitech stehen mit dem Luxusgüterkonzern Richemont (+1,0 Prozent), dem Logistiker Kühne+Nagel (+0,8 Prozent) oder auch Sika (+0,5 Prozent) weitere Zykliker auf den Kauflisten. Alle drei haben im Zuge der Marktturbulenzen seit Anfang August ordentlich Federn lassen müssen, so dass sie von der aktuellen Stabilisierung etwas gestützt werden.
Dass die Aufwärtsdynamik im SMI im Verlauf des Vormittags allerdings immer mehr nachlässt, ist den Kursverlusten zahlreicher defensiver Branchenvertreter zuzuschreiben. Vor allem die beiden Schwergewichte Nestlé (-0,4 Prozent) und Roche (GS -0,3 Prozent) bremsen den Markt aus. Novartis (+0,1 Prozent) halten sich leicht im Plus.
Mit Blick auf den Nahrungsmittelriesen Nestlé heisst es am Markt, dieser hätte erneut einen schweren Stand. Seit Mitte letzter Woche müssen die Titel laut Börsianern bei Grossanlegern als «Geldquelle» für den Wiedereinstieg in andere Titelsegmente herhalten. Während der Börsenturbulenzen hatten sie kurzfristig von so genannten Safe-Haven-Käufen profitiert und sich damit besser als der Gesamtmarkt entwickelt. Diese kurzfristig angelegten Gelder würden nun sukzessive wieder abgezogen.
Während Finanzwerte gesucht sind, kippen Anleger Gesundheitswerte eher aus ihren Depots. Lonza etwa zählen mit -1,2 Prozent zu den grössten Verlieren. Auch Sandoz (-0,3 Prozent) und Sonova (-0,2 Prozent) geben nach. Allerdings haben Sonova in der Vorwoche deutliche Avancen von knapp 8 Prozent gesehen. Bei Sandoz tun sich Anleger schwer mit einer US-Zulassung. Der Generikaspezialist hat grünes Licht für ein weiteres Biosimilar erhalten, die Markteinführung hänge aber von verschiedenen Faktoren ab.
In den hinteren Reihen hat der Backwarenhersteller Aryzta (-4,0 Prozent) Zahlen vorgelegt, die Investoren zur Vorsicht verleiten.
hr/kw
(AWP)