Dies schockierte die Märkte in den USA am Mittwochabend und zog dann auch die europäischen Börsen am Morgen danach tief in den roten Bereich. «Die Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell nach dem Zinsentscheid haben die Börsianer vollkommen auf dem falschen Fuss erwischt», sagte ein Händler. Damit habe nun wirklich niemand gerechnet. Die erwartete Anzahl an Senkungen im kommenden Jahr sei seit dem Sommer von bis zu sieben erst auf vier und nun auf zwei zusammengeschrumpft, meinte ein anderer Händler. «Diese Wende von der Zinswende hat Investoren rund um den Globus verunsichert.» 

Der Leitindex SMI schloss 1,93 Prozent tiefer auf 11'414,84 Punkte, dies bei einem Tagestief von 11'388 Zählern. Der Markt fiel damit klar unter das Tief von Anfang August und notiert mittlerweile auf tiefsten Stand seit Anfang Mai. Gegenüber dem Höchststand von Ende August ist der SMI um über 1000 Punkte gefallen, womit das Jahresplus auf nur noch 2,5 Prozent zusammengeschmolzen ist. Prozentual war es am Donnerstag das dickste Minus seit dem 5. August, als der SMI gar 2,80 Prozent verloren hatte.

Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gab am Donnerstag 2,01 Prozent auf 1888,61 Stellen nach, wobei am Schluss den 26 Verlierern nur drei Gewinner und ein unveränderter Titel gegenüber standen. Der breit gefasste SPI ging um 1,79 Prozent tiefer aus dem Handel bei 15'230,17 Punkten. Dass die Verunsicherung am Markt stark zugenommen hat, zeigte sich auch beim Volatilitätsindex VSMI. Das sogenannte Angstbarometer stieg nämlich um 16 Prozent, liegt allerdings noch deutlich unter dem Jahreshoch von Anfang August.

Stark unter Druck waren wegen der neuen Zinsbefürchtungen vor allem Technologie- und konjunktursensitive Werte, Finanztitel sowie Aktien, die zuletzt stark gewonnen haben. Firmennachnachrichten spielten derweil eine eher untergeordnete Rolle.

Die grössten Verluste bei den SLI-Werten gab es für ABB (-5,4 Prozent), VAT (je -5,1 Prozent) sowie Partners Group (-4,3 Prozent). Minus-Raten zwischen 3 und 4 Prozent verbuchten ausserdem Straumann, UBS und Roche GS.

Bei den SMI-Schwergewichten war Roche damit klar am schwächsten. Hier kam noch ein Forschungsrückschlag im Bereich Parkinson dazu. Novartis (-1,1 Prozent) und Nestlé (+0,1 Prozent) hielten sich einiges besser. Letztere gehörten damit zusammen mit Lindt PS (+0,3 Prozent) und Swiss Life (+0,1 Prozent) zu den wenigen Gewinnern. Stark hielten sich auch noch Kühne+Nagel (unv.). Kühne und Nestlé sind mit Abstand die schwächsten SMI-Titel in diesem Jahr.

Die Aktien von Richemont und Swatch büssten 1,6 bzw. 0,6 Prozent ein und lagen damit im Mittelfeld. Händler verwiesen auf die Schweizer Uhrenexporte, die im November verglichen mit dem Vorjahresmonat um 3,8 Prozent auf 2,41 Milliarden Franken gesunken sind. Dass die Aktien nicht noch mehr verloren hätten, liege wohl auch daran, dass sie schon einige Federn gelassen hätten, hiess es im Markt.

Auf den hinteren Rängen gaben unter anderem SoftwareOne (+7,0 Prozent) zu reden. Der Softwareverkäufer will den norwegischen IT-Berater Crayon Group für über eine Milliarde Franken kaufen. Der Plan, SoftwareOne von der Börse zu nehmen, sei mit der Fusion zunächst zurückgestellt worden, so die Firma.

Technologiewerte wie Comet (-11 Prozent), U-blox (-4,8 Prozent), Ams Osram (-4,3 Prozent) und Inficon (-1,9 Prozent) litten unter dem schwachen Umfeld für diese Art von Aktien. Zweistellige Verluste gab es auch für die drei kleineren Titel Wisekey, GAM und Swiss Steel.

uh/mk

(AWP)