Der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) beeinflusste das Geschehen kaum. Wie erwartet senkte die EZB die Leitzinsen um 25 Basispunkte (BP), womit die Geldpolitik nach Einschätzung von Ökonomen weiterhin relativ restriktiv bleibt. Da die Konjunkturrisiken laut EZB nach unten gerichtet seien, müsse die Geldpolitik die konjunkturelle Seite nun stärker in den Fokus nehmen, heisst es etwa. Dies wiederum lasse weitere Zinssenkungen erwarten. Derweil zeichneten aktuelle US-Daten ein weiterhin positives Bild der weltgrössten Volkswirtschaft.
Der Schweizer Leitindex SMI schloss nach einem Tagestief bei 12'130 Punkten um 0,91 Prozent höher auf 12'304,27 Punkten. Der SLI, der die 30 wichtigsten Titel umfasst, legte um 0,67 Prozent zu auf 2005,73 und der breite SPI um 0,78 Prozent auf 16'350,96 Zähler. Im SLI schlossen 18 Titel höher und zwölf tiefer.
Im Fokus standen die Aktien von Nestlé (+2,5 Prozent auf 86 Fr.). Sie legten im Laufe des Frühgeschäfts eine fulminante Kehrtwende hin. Nach einem Taucher auf ein Mehrjahrestief bei 81,80 Franken zogen die Kurse plötzlich an. Und dies trotz enttäuschender Ergebnisse und konsequenterweise kassierter Erwartungen für 2024. Der Markt honoriere, dass der neue CEO Laurent Freixe keine Zeit vergeude und sofort aufräume, hiess es im Handel. Zudem sei die Stimmung zuletzt schlicht zu pessimistisch gewesen. Ausserdem winke eine attraktive Dividende. Und Nestlé hat bisher immer eine Dividende gezahlt, meist sogar eine jeweils höhere«, sagte ein Händler.
Eine Kehrtwende nach Zahlen machten auch die ABB-Aktien (+2,4 Prozent). Auch hier präsentierte mit Morten Wierod ein neuer CEO erstmals die jüngsten Zahlen. Der Industriekonzern habe insgesamt solide Ergebnisse mit vor allem einer starken operativen Gewinnmarge abgeliefert, so der Tenor der Analysten.
Stark gefragt waren Schindler (PS +4,8 Prozent). Grund waren ebenfalls die Zahlen und Aussagen des Konzerns anlässlich des Zwischenberichts. Für Rückenwind sorgte die Verbesserung der Profitabilität in den ersten neun Monaten. Zudem kündigte der Konzern ein neues Aktienrückkaufprogramm von einer halben Milliarde Franken an.
Von den Blue Chips mit Zahlen waren einzig VAT (-0,7 Prozent) schwach. Sie setzten damit die jüngste Talfahrt fort, die zuletzt durch eine Gewinnwarnung von ASML verstärkt worden war. Der Halbleiterzulieferer hat im dritten Quartal, wie bereits in der Vorwoche angekündigt, einen Umsatz unter den eigenen Prognosen erzielt. Mit den vorgelegten Zahlen hat VAT nun auch die niedrigeren Erwartungen der Analysten verfehlt. Auch ein positiver Ausblick des Branchenriesen TSMC habe die Stimmung nicht aufhellen können, hiess es. Mit VAT gaben auch Inficon (-2,5 Prozent) weiter nach.
Zu den grössten Gewinnern zählten Lonza (+3,0 Prozent). Kepler Cheuvreux hatte die Abdeckung des Pharmazulieferers mit dem Rating »Buy" wieder aufgenommen.
Stark unter Druck standen dagegen Adecco (-4,3 Prozent). Hier belastete die enttäuschende Quartalsprognose von Rivale Manpower. Schwächer waren Givaudan (-1,6 Prozent). Händler verwiesen auf die Citigroup, die die Kaufempfehlung abgesetzt hatte. Die Aktien der Uhrenhersteller Richemont (-0,2 Prozent) und Swatch (-1,0 Prozent) gaben nach den jüngsten Daten zu den Uhrenexporten erneut nach. Vor allem der Einbruch in wichtigen Märkte wie China oder Hongkong war auffällig.
Die Aktien von Tecan (+3,1 Prozent) erholten sich im Zuge einer Gegenbewegung und dank guter Zahlen von Sartorius zu einem Teil von den Kurseinbussen vom Vortag als Folge einer Gewinnwarnung. Rieter (+5,1 Prozent) profitierten laut Händlern von China-Hoffnungen. Der Maschinenbauer sei möglicher Profiteur eines Wirtschaftspakets.
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(AWP)