Investoren befürchteten eine weitere Eskalation des Konflikts im Nahen Osten mit weitreichenden Folgen für die Energieversorgung der Welt. Derweil zogen die Renditen an den Bondmärkten weiter an. So näherte sich in den USA die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen am Donnerstag der Marke von 5 Prozent an - im Hoch rentierten die Papiere mit 4,98 Prozent. Letztmalig war die Marke im Jahr 2007 überschritten worden.
Der SMI sackte am Donnerstag um 2,13 Prozent auf 10'448,23 Punkte ab. womit er nur noch gut 50 Punkte über dem Jahrestief vom März notierte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verlor 1,37 Prozent auf 1638,96 und der breite SPI gab 1,93 Prozent auf 13'701,44 Zähler nach. Von den SLI-Titeln schlossen 23 im Minus, sechs im Plus und einer (Lindt&Sprüngli) unverändert.
Die heftigsten Abgaben unter den Bluechips erlitten am Donnerstag die Roche-Titel (Genussscheine -4,4 Prozent, Inhaberaktien -5,0 Prozent). Die am Morgen vorgelegten Zahlen des Basler Pharmariesen für das dritte Quartal fielen etwas verhaltener aus als erwartet. Besonders enttäuscht zeigten sich die Kommentatoren über den klaren Umsatzrückgang im Diagnostikgeschäft. Bemängelt wurde teilweise auch die «Qualität» der Pharmaverkäufe, seien diese doch vor allem von Umsatzträgern gestützt, deren Patentschutz bereits abgelaufen ist.
Die Nestlé-Titel (-3,4 Prozent) gaben ebenfalls stark nach und verzeichneten ebenso wie Roche neue Jahrestiefstwerte. Der Westschweizer Nahrungsmittelkonzern verfehlte mit seinen vorbörslich veröffentlichten Neunmonatsumsätzen die Erwartungen am Markt leicht. Die Zahlen widerspiegelten das derzeit herausfordernde Umfeld und die grossen Unsicherheiten für den Konsum, meinte ein Analyst.
Deutliche Abgaben gab es aber auch für den Roche-Konkurrenten Novartis (-2,8 Prozent), der am kommenden Dienstag seine Quartalszahlen vorlegen wird. Bei den Aktien von Sandoz (-2,0 Prozent auf 27,77 Fr.) hielten die Gewinnmitnahmen an. Die Aktie hatten nach ihrer Abspaltung von Novartis am 4. Oktober an der Börse zu 24 Franken debütiert und waren zwischenzeitlich bis auf 30 Franken gestiegen.
Erneut im Minus gingen die Aktien des Industriekonzerns ABB (-1,0 Prozent) aus dem Handel, die am Vortag nach der Zahlenvorlage rund 6,5 Prozent verloren hatten. Am Donnerstag senkten nun etwa die Analysten von Kepler Cheuvreux sowie von CFRA ihre Kursziele für die Titel deutlich und passten ihre Ratings auf «Hold» von bisher «Buy» an. Erneut im Minus schlossen auch Lonza (-0,8 Prozent), die damit weiter keine Erholung vom 16-prozentigen Kurssturz vom Dienstag zeigten.
Zu den wenigen Tagesgewinnern zählten die Titel der Uhren- und Schmuckunternehmen Richemont (+0,9 Prozent) und Swatch (+1,9 Prozent). Sie profitierten von den jüngsten Daten zu den Schweizer Uhrenexporten: Nicht nur hätten die Exporte die bereits sehr hohen Vorjahreswerte noch übertreffen können, hiess es am Markt. Auch der Exportrückgang im wichtigen chinesischen Markt habe sich deutlich abgeschwächt.
Stärkste Titel im SMI/SLI waren den ganzen Tag über Schindler (+3,3 Prozent). Der Lift- und Rolltreppenhersteller überraschte in seinen Neunmonatszahlen vor allem mit einem über Erwarten ausgefallenen Auftragseingang sowie mit einer Prognose-Erhöhung positiv.
Im breiten Markt sackten DocMorris um 17,2 Prozent ab. Der Thurgauer Online-Apotheker verfehlte mit seinen Quartalszahlen die Erwartungen der Analysten und senkte den Ausblick für das laufende Jahr. Gegenläufig entwickelten sich die Titel der von der Halbleiter-Konjunktur abhängigen Industrieunternehmen Comet (-3,3 Prozent) und Inficon (+2,2 Prozent) nach Quartalsergebnissen.
tp/jb
(AWP)