Ein Marktteilnehmer sprach von einer «Art Schaukelbörse». Insbesondere schwebe die politische Unsicherheit wegen der Wahlen in Frankreich über den europäischen Märkten. Diese könnten damit noch für einige Zeit schlechter laufen als die US-Aktienmärkte, die weiter von den Fantasien um die Künstliche Intelligenz (KI) angetrieben würden. In das Blickfeld rücken nun bereits auch die am Freitag anstehenden US-Inflationszahlen, die neue Nahrung für Spekulationen um den weiteren Zinspfad der US-Notenbank Fed liefern dürften.

Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,58 Prozent im Minus auf 12'015,72 Punkten, nachdem der Leitindex am Nachmittag ein Tagestief bei 11'066 Punkten erreicht hatte. Der SLI, der die 30 wichtigsten Titel umfasst, fiel um 0,42 Prozent auf 1947,09 und der breit gefasste SPI verlor 0,56 Prozent auf 15'947,72 Zähler. Im SLI schlossen 18 Titel im Minus und zwölf im Plus.

Die deutlichsten Verluste bei den Bluechips gab es für die Titel des Schokoladeherstellers Lindt&Sprüngli (-3,0 Prozent).

Mit den Aktien des Luxusgüterspezialisten Richemont (-1,5 Prozent) ging es nach den Vortagesgewinnen ebenfalls wieder abwärts. Am Dienstag war der Kurs noch von Berichten über einen Einstieg von LVMH-Milliardär Bernard Arnault nach oben getrieben worden. Am Mittwoch berichteten diverse Medien nun unter Verweis auf Personen aus dem Umfeld Arnaults, dieser besitze einen «kleinen Richemont-Anteil».

Belastet wurden die Indizes auch von den Abgaben der SMI-Schwergewichte Roche GS (-1,5 Prozent) und Nestlé (-1,1 Prozent). Die Titel des dritten Schwergewichts Novartis (+0,04) konnten sich einmal mehr besser halten. Die Titel des Basler Roche-Konkurrenten gehörten seit Tagen zu den Hauptprofiteuren von Umschichtungen in Richtung der europäischen Gesundheitswerte, hiess es im Markt.

Deutlich unter Druck standen die Versicherungswerte Zurich (-1,1 Prozent) und Swiss Re (-0,8 Prozent). Zurich gab am Mittwoch den Kauf des Reiseversicherungsgeschäfts von AIG für 600 Millionen Dollar bekannt. Analysten sprachen zwar insgesamt von einer sinnvollen Übernahme. Allerdings gab es auch Stimmen, die aufgrund des Zukaufs eine weniger üppige Ausschüttung an die Aktionäre befürchteten.

Schwach schlossen auch die Bankenwerte UBS (-0,8 Prozent) und Julius Bär (-0,7 Prozent). Der Bundesrat gab bekannt, die finalen Basel-III-Regeln weiterhin per Anfang 2025 vollumfänglich umsetzen zu wollen. Zuletzt hatte es Diskussionen um einen möglichen Aufschub bezüglich der verschärften Eigenkapitalregeln für die Handelsbücher von Banken analog zur EU gegeben - laut Agenturberichten soll sich auch die UBS dafür stark gemacht haben.

Zu den weniger zahlreichen Gewinnern gehörten die in diesem Jahr stark gelaufen Titel des Chipindustrie-Zulieferers VAT (+0,8 Prozent) und die Aktien des Bauchemieherstellers Sika (+1,1 Prozent), für welche die Goldman-Sachs-Analysten ihr Buy-Rating bekräftigten. Aufwärts ging es auch mit den Titeln des Logistikkonzerns Kühne+Nagel (+1,1 Prozent), die von einer starken Gewinnprognose des US-Logistikers Fedex profitierten.

Stärkste Titel im SLI waren die Aktien des Dentalimplantateherstellers Straumann (+2,7 Prozent), nachdem sich offenbar Firmenvertreter gegenüber Analysten zuversichtlich bezüglich der Zahlen zum zweiten Quartal äusserten. Im Windschatten von Straumann seien auch die Titel des Hörgeräteherstellers Sonova (+1,2 Prozent) gefragt gewesen, hiess es im Markt.

Am breiten Markt wurden die Aktien des Messtechnikspezialisten Inficon (-1,6 Prozent) von der Ratingsenkung auf «Hold» von «Buy» durch Berenberg belastet. Zwar sei das Unternehmen historisch jeweils schneller als der Halbleitermarkt gewachsen, vieles sei aber bereits im Kurs berücksichtigt, so die Analysten.

tp/rw

(AWP)