«Wir gehen davon aus, dass die EZB von jetzt ab die Füsse stillhält, bis sie im Sommer kommenden Jahres beginnen wird, die Zinsen langsam zu senken», so ein weiterer Ökonom. Angesichts der weiterhin hohen Inflation hätte ein Verzicht auf eine Zinsanhebung die Zinserhöhungserwartungen zudem lediglich auf die nächste Sitzung verschoben, hiess es am Markt weiter. Hierzulande wird die Schweizerische Nationalbank (SNB) in der kommenden Woche über einen weiteren Zinsschritt entscheiden.

Der SMI schloss den Handel 1,11 Prozent im Plus bei 11'098,32 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, legte 1,01 Prozent auf 1746,93 Zähler zu und der breite SPI gewann 0,93 Prozent auf 14'566,34 Punkte. Im SLI schlossen 25 Aktien im Plus und nur fünf im Minus.

Die stärksten Avancen unter den Bluechips gab es für die Titel des Logistikers Kühne+Nagel (+2,7 Prozent), die damit die Abgaben vom Vortag wieder wettmachten. Grossaktionär Michael Kühne steht weiterhin im Zentrum von Spekulationen um einen Bieterkampf um den Hamburger Hafenbetreiber HHLA, bei dem die italienisch-schweizerische Reederei MSC ein Kaufangebot für eine Minderheitsbeteiligung angekündigt hatte.

Aufwärts ging es auch mit den Aktien des Luxusgüterherstellers Richemont (+1,7 Prozent). Die Analysten der britischen Barclays bekräftigten ihr «Overweight»-Rating: Sie sehe das Unternehmen derzeit als attraktiv bewertet an, so die zuständige Expertin.

Swiss Life (+1,4 Prozent) setzten ihren guten Lauf fort. Der Versicherer hatte vergangene Woche mit einem weiteren Aktienrückkaufprogramm für gute Laune unter den Anlegern gesorgt. Aber auch Swiss Re (+1,4 Prozent) und Zurich (+1,2 Prozent) konnten klar im Plus schliessen. Weitere Avancen gab es für die UBS-Aktien (+1,0 Prozent auf 23,46 Fr.), die schon am Vortag nach einer massiven Kurszielerhöhung durch die US-Investmentbank Goldman Sachs auf 35 Franken fester geschlossen hatten.

Bei den Schwergewichten konnten auch Novartis (+1,6 Prozent) einmal mehr deutlich zulegen. Die Aktionäre des Pharmakonzerns sollen am Freitag über die Abspaltung der Generikasparte Sandoz entscheiden. Deutlich fester gingen aber auch die Genussscheine des Basler Konkurrenten Roche (+1,2 Prozent) aus dem Handel, während sich die Aktien des Schwergewichts Nestlé (+0,6 Prozent) etwas verhaltener entwickelten.

Zu den schwächeren Titeln gehörten die Aktien des Vakuumventilherstellers VAT (+0,2 Prozent), für die Kepler Cheuvreux das Rating auf «Hold» von bisher «Buy» senkten. Abgaben gab es für die Aktien des PC-Zubehörspezialisten Logitech (-0,3 Prozent). Laut einem Medienbericht hatte Logitech-Gründer Daniel Borel am Vortag bei der Generalversammlung gegen die Verwaltungsratspräsidentin Wendy Becker opponiert, die aber problemlos wiedergewählt wurde.

Für die Privatbank Julius Bär (Aktien -0,1 Prozent) gab es am Berichtstag Negativ-Schlagzeilen wegen angeblicher Putin-naher Vermögensverwaltungskunden. Derweil wurde auch weiter über einen bevorstehenden Verkauf der italienischen «Problemtochter» Kairos spekuliert. Die Aktien des Uhrenherstellers Swatch (-0,4 Prozent) wurden wohl einmal mehr von den anhaltenden Sorgen um das China-Geschäft belastet.

Am breiten Markt fielen die Autoneum-Titel (-2,3 Prozent) zurück. Der Autozulieferer gab die Konditionen seiner Kapitalerhöhung bekannt, wobei der Bezugspreis unter dem letzten Kurs ausfiel. Aevis Victoria (-1,3 Prozent) schlossen nach Halbjahreszahlen ebenfalls schwächer. Deutlich aufwärts ging es dagegen mit den Titeln des Verschlüsselungsspezialisten Kudelski (+8,3 Prozent), der in den vergangenen Tagen mehrere Aufträge vermeldet hatte.

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(AWP)