Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA wird von Experten weiterhin unterschiedlich eingeschätzt. Auch wenn die US-Wirtschaft eine Rezession möglicherweise vermeiden könne, sei eine deutliche Abschwächung wahrscheinlicher geworden, hiess es in einem Kommentar. Der Broker IG hält eine Rezession zwar für «eher unwahrscheinlich», dennoch blieben die Anleger verunsichert. Marktteilnehmer verwiesen auf die anhaltend hohe Volatilität an den Märkten, die ein deutliches Zeichen für diese Unsicherheit sei. Zudem hänge der Nahostkonflikt wie ein Damoklesschwert über den weltweiten Aktienmärkten, so ein weiterer Börsianer.
Bis Handelsschluss büsste der Leitindex SMI schliesslich 0,13 Prozent auf 11'827,43 Punkte ein. Er notierte damit also weit über dem Tagestief von 11'642 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Werte enthalten sind, verlor noch 0,16 Prozent auf 1911,55 Punkte und der breite SPI 0,16 Prozent auf 15'740,59 Punkte. Nachdem am frühen Nachmittag noch sämtliche 30 SLI-Titel im Minus gestanden hatten, schlossen schliesslich deren elf im Plus sowie einer (Schindler PS) unverändert.
Obwohl sie ihre Verluste klar verringerten, gehörten Sandoz (-2,2 Prozent) auch bei Handelsschluss zu den grössten Verlierern. Grund dafür waren die Halbjahreszahlen, die nicht ganz den Erwartungen der Analysten entsprachen und nach dem starken Juli Gewinnmitnahmen auslösten. Kritisiert wurde insbesondere das enttäuschende Generikageschäft.
Auch Zurich (-1,3 Prozent) wurden nach den Halbjahreszahlen verkauft, konnten sich aber ebenfalls vom Tagestief lösen. In Analystenkreisen zeigte man sich mit dem Ergebnis zwar überwiegend zufrieden. Das Hauptaugenmerk dürfte aber auf den - vor allem durch Naturkatastrophen - gestiegenen Schadenskosten gelegen haben, meinte die Bank Vontobel. Sie verwies zudem auf die hohe Bewertungsprämie der Aktie im Vergleich zur Konkurrenz.
Im Zuge der Tech-Schwäche in den USA vom Vortag gehörten auch Logitech (-0,6 Prozent) und VAT (-0,2 Prozent) zu den Verlierern. Im breiten Markt traf dies auch auf Comet (-1,2 Prozent), AMS Osram (-2,1 Prozent) und Inficon (-1,0 Prozent) zu.
Bei den Blue Chips gaben beispielsweise noch Kühne + Nagel, Lindt & Sprüngli Inhaber oder die Papiere der SIG Group um rund 1 Prozent nach. Die Schwergewichte Nestlé schlossen 0,2 Prozent und Novartis 0,7 Prozent leichter.
Doch gab es bei Börsenschluss auch einige Gewinner, darunter viele defensive Werte wie Roche (GS: +0,5 Prozent), Straumann (+1,0 Prozent) oder Sonova (+0,6 Prozent).
Bei den Versicherern gehörten ausserdem Swiss Re mit einem Plus von +0,6 Prozent dazu. In Marktkreisen wurde den Zahlen des Konkurrenten Munich Re eine unterstützende Wirkung zugesprochen. Auf den ersten Blick zeigten die Zahlen von Munich Re, dass innerhalb des Sektors der Bereich Rückversicherung der «Sweet Spot» bleibe, so Vontobel.
Im breiten Markt versandeten bei Ascom (-7,4 Prozent) die Übernahmespekulationen vom Mittwoch wieder. Und Avolta (-1,8 Prozent) standen nach einer Kurszielreduktion durch Kepler Cheuvreux unter Druck.
Kuros (-0,8 Prozent) schlossen, ebenfalls nach Zahlen, nach einem volatilen Verlauf leicht im Minus.
Überflieger waren nach Zahlen hingegen Coltene (+7,8 Prozent). Die Aktionäre scheinen dem neuen CEO Dominik Arnold die Turnaround-Story abzukaufen, sagte ein Börsianer. Polypeptide (+4,6 Prozent) profitierten von Umschichtungen aus anderen Pharmazulieferaktien wie etwa Lonza (-0,6 Prozent).
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(AWP)