Powell hat bei seinem Auftritt deutlich gemacht, dass das Ziel, die Inflationsrate unter die 2-Prozent-Schwelle zu drücken, für die Fed nach wie vor oberste Priorität hat. Das werde aber noch einiges an Zeit beanspruchen, sagte er und stellte sogleich bis zum Jahresende weitere Zinserhöhungen in Aussicht. Zinsschritte werden am morgigen Donnerstag aber zunächst von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und von der Bank of England erwartet. Doch auch bei der SNB zeichnet sich wie beim Fed eine Verlangsamung im Straffungsprozedere und eine Erhöhung des Leitzinses um noch 25 Basispunkte ab.

Der SMI büsste am Mittwoch 0,38 Prozent auf 11'173,65 Punkte ein und ging damit nahe am Tagestief aus dem Handel. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fiel um 0,59 Prozent auf 1738,85 und der breite SPI um 0,40 Prozent auf 14'705,98 Zähler zurück. Von den 30 SLI-Werten gaben 25 nach, vier rückten vor und Straumann gingen unverändert aus dem Handel.

Die Schweizer Börse setzte damit den Konsolidierungskurs fort, wobei Analysehäuser davor warnten, dass der Markt noch immer überkauft sei und die Stimmung zunehmend ins Negative drehe. Mit Blick auf den bevorstehenden historisch eher schwachen Börsensommer sei es ratsam, auf Sicht zu fahren und Gewinne ins Trockene zu bringen, hiess es in einem Kommentar.

Die Warnungen belasteten allen voran Wachstumswerte wie AMS Osram (-4,8%), Logitech (-3,6%) oder Temenos (-1,6%). Anleger würden bei den Technologiewerten vorsichtiger, sagte ein Händler. Schliesslich dürfte eine sich abkühlende US-Konjunktur nicht spurlos am Halbleitermarkt und Tech-Sektor vorbeiziehen. Die Aktien des Halbleiter-Zulieferers VAT verloren 1,4 Prozent. VAT hat bereits die Einführung von Kurzarbeit angekündigt.

Auch andere konjunktursensible Werte wie Sika (-1,9%), Geberit (-1,8%) oder Sonova (-1,6%) waren im Verliererfeld anzutreffen. Bei Sika hatte Händlern zufolge eine neuerliche Gewinnwarnung aus der Chemiebranche Ergebnisängste ausgelöst, so auch bei Lonza (-0,6%) oder Ems-Chemie (-2,4%).

Dem allgemeinen Abwärtssog konnten sich auch die Finanzwerte nicht entziehen, allen voran Partners Group (-2,9%). Weniger deutlich waren die Abgaben bei Versicherern wie Zurich (-0,9%), Swiss Life (-0,7%) und der Grossbank UBS (-0,2%). Swiss Life muss zwar wegen Verstössen zu Geldwäscherei-Richtlinien in Singapur eine Busse bezahlen. Die Geldstrafe hält sich mit umgerechnet knapp 135'000 Franken aber in Grenzen.

Auf der Gegenseite rückten Adecco um 2,2 Prozent vor. Die Aktie des Personalvermittlers sei von einer Kaufempfehlung durch Redburn angepeitscht worden, hiess es in Händlerkreisen. Auch Holcim (+1,3%) gewannen gut an Wert hinzu. Hier sahen Börsianer zuletzt gute Fundamentaldaten des Zementherstellers als Argument für weitere Zukäufe.

Bei den Schwergewichten verzeichneten Nestlé (+0,7%) ansprechende Kursgewinne und verhinderten so im Gesamtmarkt grössere Verluste. Die Pharmagrössen Novartis (-0,2%) und Roche (-0,6%) gaben hingegen nach.

Am breiten Markt fielen Newron mit einem Kursplus von 32 Prozent auf. Grund für diesen Kurssprung waren Übernahmespekulationen von Seiten des irischen Pharmaunternehmens Jazz. Andere Pharmawerte wie Santhera (-9,1%), Evolva (-7,3%) oder Idorsia (-6,8%) wurden abgestossen.

Die Aktien der Ascom (+6,5%) legten dank einer bestätigten Kauf-Empfehlung durch die UBS deutlich zu. Auf der Gegenseite büsste GAM hingegen 5,3 Prozent ein. Der umworbene Asset Manager musste zum ersten Quartal einen Vorsteuerverlust vermelden.

mk/tp