Die US-Notenbank hatte die Märkte am Mittwochabend mit einer «grossen» Leitzinssenkung um 50 Prozentpunkte überrascht, hatte sich aber bezüglich weiterer schneller Lockerungen bedeckt gehalten. Die Notenbanken in Grossbritannien und Japan haben dagegen erwartungsgemäss still gehalten. Für eine erhöhte Volatilität sorgte am Freitag auch der «Hexensabbat», also der grosse Verfallstermin an den Derivatebörsen. Belastet wurde der SMI zudem von sehr schwachen Nestlé-Titeln.
Der Schweizer Leitindex SMI schloss am Freitag um 1,03 Prozent im Minus auf 11'934,07 Punkten. Für die gesamte Woche ergibt sich damit für den SMI ein Minus von 0,9 Prozent. Der SLI, der die 30 wichtigsten Titel umfasst und in dem die Schwergewichte stärker gekappt sind, gab um 1,10 Prozent auf 1945,69 Punkte nach und der breiter gefasste SPI verlor ebenfalls 1,10 Prozent auf 15'893,12 Punkte. Im SLI schlossen 22 Titel im Minus und acht im Plus.
Die deutlichsten Abschläge verzeichneten zyklische Werte wie die Aktie des Chipindustrie-Zulieferers VAT (-4,8 Prozent). Belastet wurden die Titel von einer Herabstufung durch Morgan Stanley: Die Analysten der US-Bank sehen vor allem im Geschäft mit Speicherchipherstellern noch Raum für Enttäuschungen. Auf neue Jahrestiefststände fielen unterdessen die Papiere des Logistikers Kühne+Nagel (-4,8 Prozent).
Schwach zeigten sich auch die Aktien des Uhrenherstellers Swatch (-3,2 Prozent), die am Vortag nach guten Uhrenexportdaten noch zugelegt hatten. Zum Wochenschluss sorgten gleich zwei negative Analystenkommentare für verstärkten Verkaufsdruck. Klar im Minus schlossen auch die Aktien des Konkurrenten Richemont (-3,0 Prozent).
Starker Abwärtsdruck auf den SMI kam von den Titeln des Nahrungsmittelgiganten Nestlé (-3,9 Prozent), die auf den tiefsten Stand seit 2019 fielen. Nach mehreren negativen Analystenberichten in den vergangenen Wochen haben die Experten der UBS am Freitag ihre Gewinnschätzungen und das Kursziel für die Nestlé-Papiere gesenkt. Am Markt habe sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass viele Probleme des Westschweizer Konzerns wohl hausgemacht seien, sagte ein Händler.
Von einer Ratingsenkung belastet wurden auch die Holcim-Titel (-1,7 Prozent). Die Analysten der Exane BNP senkten ihr Rating auf «Neutral»: Nachdem die Titel des Zementherstellers zu denjenigen mit der stärksten Aufwertung seit Jahresbeginn zählten, sähen sie nun vorerst kein weiteres Aufwärtspotenzial, kommentierten sie.
Bei den Bankentiteln schlossen die Aktien der Privatbank Julius Bär (-3,0 Prozent) deutlich tiefer, während die Titel der Grossbank UBS (-0,7 Prozent) Prozent moderater nachgaben. Bei den Versicherungswerten schlossen auch Swiss Life (-0,6 Prozent) und Zurich (-0,2 Prozent) mit eher moderaten Abgaben, während die Titel des Rückversicherers Swiss Re (+0,4 Prozent) leicht zulegten.
Für eine gewisse Stütze sorgten die beiden Pharma-Schwergewichte Novartis und Roche GS (beide +0,6 Prozent) mit moderaten Aufschlägen. Zu den weiteren Tagesgewinnern gehörten auch die Titel des Duftstoff- und Aromenherstellers Givaudan (+0,8 Prozent) sowie die als defensiv geltenden Swisscom-Aktien (+0,9 Prozent). Auch die in diesem Jahr gut gelaufenen Titel des Prüfunternehmens SGS (+1,2 Prozent) legten klar zu.
Im breiten Markt schlossen die Titel des Appenzeller Verbindungstechnikspezialisten Huber+Suhner (-1,0 Prozent) schwächer. Am Kapitalmarkttag vom Freitag bestätigte das Management die Ziele für das Gesamtjahr und die Dividendenpolitik.
Die Titel der Bank Vontobel (-2,3 Prozent) konnten Auftaktgewinne nicht halten und schlossen ebenfalls schwächer. Das Zürcher Finanzinstitut hatte am Vorabend bekanntgegeben, dass es Kundenvermögen in Höhe von rund 3 Milliarden Franken der IHAG Bank übernimmt, die ihr Geschäft aufgibt.
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(AWP)